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Bahnstrecke Bomlitz–Walsrode – Wikipedia

Bomlitz–Walsrode
Station Bomlitz mit Altwerk Wolff

Station Bomlitz mit Altwerk Wolff

Kursbuchstrecke (DB):163 (bis 1991), ex 217g
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:bis 1976: 600 V =

Strecke

Werksgleise Altwerk Bomlitz

Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof

3,6 Bomlitz

Brücke über Wasserlauf

Bomlitz

ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle

2,6 Kiebitzort

Abzweig geradeaus und von rechts

Werksgleis Werk Kiebitzort

Abzweig geradeaus und von rechts

Werksgleis Werke Fuchsberg und Röpersberg

Abzweig geradeaus und ehemals von rechts

Werkbahn zum Werk Löverschen bei Visselhövede

ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle

1,9 Benefeld

Abzweig geradeaus, ehemals nach links und ehemals von links

Werkbahn Eibia bis Honerdingen

Brücke über Wasserlauf

Warnau

Abzweig geradeaus und ehemals von rechts

ehem. Bahnstrecke von Visselhövede

Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof

0,0
66,4

Cordingen

Brücke über Wasserlauf

Böhme

Wechsel des Eisenbahninfrastrukturunternehmens

Eigentumsgrenze Industriepark Walsrode / DB

Abzweig geradeaus und von links

Heidebahn von Buchholz (Nordheide)

Bahnhof

62,0 Walsrode

Abzweig geradeaus und nach rechts

nach Verden

Strecke

Heidebahn nach Hannover

Die Bahnstrecke Bomlitz–Walsrode ist eine Zweigstrecke der Heidebahn HannoverHamburg in Niedersachsen und wird derzeit (2022) von den Havelländischen Eisenbahn (HVLE) betrieben.

Die Bahnstrecke besteht aus zwei Abschnitten unterschiedlicher Entstehung und Trassenführung:

Betrieblich in Zusammenhang mit der Bahn stand die Walsroder Teilstrecke der Bahnstrecke Verden (Aller)–Walsrode Nord. Die gesamte Strecke Bomlitz–Altenboitzen trägt auch den Namen Jordan-Bomlitz-Bahn, da sie vom Tal des Jordanbaches ins Bomlitztal führt.

Bemerkenswert an der Streckenführung des Werkbahnabschnittes sind die deutlichen Steigungen, die das bewegte Gelände in den Tälern der Bomlitz und der Warnau erzwang. Der Haltepunkt Kiebitzort und der Bahnhof Bomlitz konnten nicht waagerecht angelegt werden.

Werkbahngleise in Bomlitz um 1917
violett: Normalspur, braun: Feldbahn
Kartenausrichtung: Nordwest
Strecke im Warnautal bei Benefeld
E-Lok 1 als Denkmal in Bomlitz

Einen ersten Vorläufer hatte der werksinterne Streckenabschnitt in einem Feldbahnnetz der Firma Wolff & Co., das zwischen 1875 und 1945 bestand. Die Firma Wolff stellte vor allem Schwarzpulver und rauchschwache Pulver her. Die normalspurige Werkbahn von Cordingen nach Bomlitz wurde am 15. Mai 1915 bis Kiebitzort eröffnet und 1916 vollendet. Zunächst wurde eine Dampflokomotive eingesetzt, doch noch im Jahr 1915 wurde die Bahn mit 600 Volt Gleichspannung elektrifiziert. Sie war damit die erste elektrisch betriebene Eisenbahnstrecke im Gebiet des heutigen Niedersachsen.[1] Dafür standen drei Elektrolokomotiven zur Verfügung, ab 1943 vier. Seit den dreißiger Jahren wurden aber auch Dieselloks im wachsenden Werksverkehr eingesetzt. Für den durchgehenden Personenverkehr Bomlitz–Walsrode wurde 1940 ein gebrauchter Benzol-Triebwagen beschafft.

Ab 1938 zweigte über ein Gleisdreieck am Haltepunkt Benefeld eine Verbindung ab, die über die Werkbahn der Munitionsfabrik Eibia den Bahnhof Honerdingen an der Strecke Walsrode–Soltau erreichte. Über diese Strecken wurde ab 1939 ein leistungsfähiger Einbahnverkehr abgewickelt. 1944 hatten die Werkbahnen eine Länge von 31,6 Kilometer.

Nach 1945 wurden die Werkbahnen erheblich zurückgebaut. Statt Explosivstoffen wurden in den Bomlitzer Werksanlagen nun vorwiegend Zellulose-Produkte hergestellt.

Ab 1977 wurde der elektrische Betrieb auf das Werksgelände beschränkt und 1979 vollständig eingestellt. Die Oberleitung ist seitdem abgebaut, nur im Bahnhof Bomlitz steht unter einstigem Fahrdraht die Lok 1 (in Dienst von 1916 bis 1976; Ab 1915 waren die Loks 2 und 3 in Betrieb.[2]).

Bis zum 31. Mai 1991 führte die Werkbahn der Wolff Walsrode AG auch beschränkt öffentlichen Personenverkehr durch, der ab 1942 bis Walsrode ausgedehnt worden war. Neben den Triebwagen gab es auch eigene Personenwagen. Zuletzt wurden von der Deutschen Bundesbahn angemietete Reisezugwagen eingesetzt. Da diese ab 1991 nicht mehr zur Verfügung standen, wurde der Personenverkehr ganz auf Busse umgestellt. Der Fahrplan war zuvor praktisch bis auf den Schülerverkehr geschrumpft.

Der Güterverkehr dient den Betrieben im Industriepark Walsrode, die überwiegend aus der Wolff Walsrode AG hervorgegangen sind. Mit Stand ca. 2007 wurden jährlich um die 60.000 Tonnen[3] über die Schiene transportiert.

Der Abschnitt Cordingen–Walsrode ist Teil der zwischen Cordingen und Rotenburg stillgelegten Bahnstrecke Hannover–Bremervörde.

Zum 1. Januar 1997 erwarb die Wolff AG auch den Streckenabschnitt Cordingen–Walsrode von der Deutschen Bahn. Die Firma Probis, eine Tochtergesellschaft von Dow Wolff Cellulosics, übernahm 2002 die Infrastruktur. Die Betriebsführung lag seit 1. März 2002 bei den Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE). Seit 2021 ist die Infrastruktur im Besitz der DDP Specialty Products Germany GmbH & Co. KG (DDP), ein Unternehmen der International Flavors & Fragrances Inc. mit Sitz in New York, das auch den Industriepark betreibt. Der Bahnbetrieb obliegt der Havelländischen Eisenbahn (HVLE).

Wie auch auf anderen Strecken der OHE führte die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e. V. auf dieser Strecke und dem Walsroder Streckenstück Walsrode–Altenboitzen der Bahnstrecke Verden (Aller)–Walsrode Nord einzelne Sonderfahrten mit dem Heideexpress durch, wofür auch ein neuer Haltepunkt am Weltvogelpark Walsrode eingerichtet werden sollte. Dieser neue Haltepunkt wurde nicht errichtet, und das Streckenstück südlich Walsrode ist inzwischen nicht mehr befahrbar.

1970 wurde eine MaK G 700 C beschafft und als Nr. 8 bezeichnet, die wegen ihrer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h die Führung der Personenzüge übernahm. Eine Zugheizeinrichtung hatte die Lokomotive aber nicht. 2002 wurde sie verkauft.

  • Helmut Roggenkamp: Die elektrische Traktion im Güterverkehr der Nicht-bundeseigenen Eisenbahnen und der Werksbahnen. In: Lok Magazin, Heft 117, November/Dezember 1982, S. 458–469.
  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 10: Niedersachsen 2. Zwischen Weser und Elbe. EK-Verlag, Freiburg 2007, S. 209–219, ISBN 978-3-88255-669-8
  1. Vor der Bad Eilsener Kleinbahn, die 1918 elektrifiziert in Betrieb ging
  2. Quelle: H. u. R. Wasser, Familienbuch Schüngel, Bomlitz, 1986, S. 2468 f
  3. Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 10: Niedersachsen 2. Zwischen Weser und Elbe. EK-Verlag, Freiburg 2007, S. 217