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Bedeutende Kurstädte Europas – Wikipedia

Bedeutende Kurstädte Europas
UNESCO-Welterbe

Bad Kissingen
Vertragsstaat(en):  Belgien
 Deutschland
 Frankreich
 Italien
 Österreich
 Tschechien
 Vereinigtes Königreich
Typ: Kultur
Kriterien: (ii) (iii)
Fläche: 7,014 ha
Pufferzone: 11,319 ha
Referenz-Nr.: 1613
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2021  (Sitzung 44)

Unter dem Titel Bedeutende Kurstädte Europas (englisch The Great Spa Towns of Europe) wurde ein Zusammenschluss von elf traditionsreichen und in ihrer Bedeutung herausragenden europäischen Kurstädten im Jahr 2021 in das UNESCO-Welterbe eingetragen.[1]

Drei dieser Städte liegen in Deutschland (Baden-Baden, Bad Ems, Bad Kissingen), drei in Tschechien (Franzensbad, Karlsbad, Marienbad) und jeweils eine in Österreich (Baden), Belgien (Spa), Frankreich (Vichy), Italien (Montecatini Terme) und im Vereinigten Königreich (Bath).

Die von der UNESCO ausgezeichneten Kurstädte stellen ein außergewöhnliches Zeugnis des europäischen Kurphänomens dar, eines komplexen urbanen, sozialen und kulturellen Phänomens, das sich bereits in der Antike begründet und seine Blütezeit von 1700 bis in die 1930er Jahre erlebte. Die Orte sind historische Mode- und Kurbäder, die vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert das Phänomen Kur und die Reise- und Kurgesellschaft in Europa prägten. Sie waren damit bedeutende Ankerpunkte in der Entwicklung des globalen Tourismus. Kurstädte werden durch Kurarchitektur und ihre speziellen Bautypen geprägt.

Das Verfahren bei mehreren Einzelobjekten oder mehreren voneinander getrennten Gebieten, bezeichnet die Unesco als „serielle Nominierung“. Sie war nötig, um die geographische Verteilung der umfangreichen kulturellen Bandbreite von Kurstädten, ihre weitreichende territoriale und historische geopolitische Größenordnung und um die Vielfalt ihrer kulturgeschichtlichen Ausprägungen zu erfassen. Gemeinsam repräsentieren die Kurstädte das gesamte Spektrum der Entwicklung der Kurtradition mit all ihren materiellen und immateriellen Attributen.

Etwa ab 2005 unternahmen verschiedene europäische Kurstädte wie das tschechische Luhačovice, aber auch Spa und Wiesbaden Versuche, Welterbe zu werden. Der Antrag von Luhačovice konnte 2008 die UNESCO nicht überzeugen. Es kristallisierte sich im Prozess heraus, dass nur ein serieller Antrag Aussicht auf Erfolg haben würde. Zwischen verschiedenen Städten kam es dann zu Kontakten in dieser Frage, etwa 2008 zwischen Spa und Wiesbaden.

Vom 25. bis 27. November 2010 fand in Baden-Baden die Internationale Fachtagung „Europäische Kurstädte und Modebäder des 19. Jahrhunderts“ statt, die Impulse für das gemeinsame Bestreben der Bewerbung und die Auswahl relevanter Kurstädte setzte.

Im Sommer 2014 folgte die Aufnahme der Bewerbergruppe auf die UNESCO-Vorschlagsliste. Eine von den Städten eingerichtete unabhängige internationale Expertengruppe scheiterte zunächst in ihrem Bemühen, sich auf einen eindeutigen OUV (außergewöhnlicher universeller Wert) für die serielle Bewerbung zu einigen und über die Frage, ob die Zahl der Städte in der Gruppe reduziert werden müsse, um die Chancen insgesamt zu erhöhen.

Die beteiligten Staaten einigten sich auf eine neue Projektstruktur, die neben einer internationalen Arbeitsgruppe auch aus einer Steuerungsgruppe als oberstem Gremium besteht. Eine Vergleichsstudie, die die Bewerberstädte mit allen anderen in Frage kommenden Städte vergleicht, wurde in Auftrag geben und durchgeführt. Im Jahr 2016 wurde in der Folge die Zahl der Kurorte von 16 auf 11 reduziert.

Es folgten intensive gemeinsame Vorbereitungen zum Erstellen des Nominierungsdossiers.

Im Februar 2019 wurde der Antrag im UNESCO-Headquarters in Paris eingereicht. Im Sommer 2019 fand die Begutachtung der nominierten Stätten durch verschiedene ausgewählte Experten sowohl vor Ort als auch aus der Ferne statt.

Die Bewerbung erfolgte unter Federführung Tschechiens bzw. der Stadt Karlsbad (Karlovy Vary). Auch wenn die Bewerbung als Gruppe erfolgte, musste jede Stadt der Gruppe für sich genommen die Kriterien einer UNESCO-Welterbestätte erfüllen.

Mit elf Teilen von lebendigen Städten in sieben Nationen war die transnationale serielle Bewerbung ein komplexes und ambitioniertes internationales Projekt.

Eine Entscheidung über die Aufnahme der Great Spas of Europe in die Welterbeliste wäre ursprünglich im Sommer 2020 getroffen worden. Pandemiebedingt wurde die Sitzung des Welterbekomitees und damit auch die Entscheidung um Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste verschoben. Die positive Entscheidung über die Aufnahme der Great Spas of Europe in die Liste des UNESCO-Welterbes erfolgte am 24. Juli 2021.[1]

Bedeutende Kurstädte Europas (Deutschland)
Bedeutende Kurstädte Europas (Deutschland)

Deutsche Kurorte im UNESCO-Weltkulturerbe „Great Spas of Europe“

Bedeutende Kurstädte Europas (Tschechien)
Bedeutende Kurstädte Europas (Tschechien)

Tschechische Kurorte im UNESCO-Weltkulturerbe „Great Spas of Europe“

Bedeutende Kurstädte Europas (Europa)
Bedeutende Kurstädte Europas (Europa)

Weitere Kurorte im UNESCO-Weltkulturerbe „Great Spas of Europe“

Die Städte der transnationalen Gruppe der „Bedeutenden Kurstädte Europas“ auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste sind:

(chronologisch geordnet)

  • Andreas Förderer: Playgrounds of Europe. Europäische Kurstädte und Modebäder des 19. Jahrhunderts. Vergleichsstudie im Auftrag der Stadt Baden-Baden. Baden-Baden 2010 (PDF; 3,96 MB).
  • Ulrich Coenen: Die Kurstadt als Weltkulturerbe. In: Badische Heimat. Heft 3/2010, S. 609–618. (Digitalisiert auf der Server der Deutschen Nationalbibliothek).
  • Peter Weidisch, Fred Kaspar (Hrsg.): Kurort und Modernität. (= Tagungsband zum gleichnamigen Symposium, 7. bis 9. März 2014 in Bad Kissingen). Schöningh, Würzburg 2017, ISBN 978-3-87717-859-1.
  • Hans-Jürgen Sarholz (Hrsg.): Bad Ems und die Great Spas of Europe. Stadt Bad Ems, Bad Ems 2019, DNB 1197274219.
  • Volkmar Eidloth (Hrsg.): Europäische Kurstädte und Modebäder des 19. Jahrhunderts / European Health Resorts and Fashionable Spas of the 19th Century / Stations thermales et villes d’eaux européennes à la mode au 19e siècle. Internationale Fachtagung des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS, des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart und der Stadt Baden-Baden, Baden-Baden 25. bis 27. November 2010. (= ICOMOS, Hefte des Deutschen Nationalkomitees, 52; Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Arbeitsheft 24). wbg Theiss, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-942227-07-0 (PDF; 51,4 MB).
  • Volkmar Eidloth: Baden-Baden, europäische Kurstädte und das Welterbe der UNESCO. Grundzüge einer länderübergreifenden gemeinschaftlichen Bewerbung. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. 42. Jahrgang, Heft 3. Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Stuttgart 2013, ISSN 0342-0027, S. 134–144 (Digitalisat).
  • Volkmar Eidloth, Petra Martin, Katrin Schulze (Hrsg.): Zwischen Heilung und Zerstreuung. Kurgärten und Kurparks in Europa / Between Healing and Pleasure. Spa Parks and Spa Gardens in Europe. (= ICOMOS – Hefte des Deutschen Nationalkomitees. LXXV). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2020, ISBN 978-3-7995-1395-1.
  1. a b Neue Welterbestätten 2021 Mitteilung der UNESCO auf der Seite der Deutschen UNESCO-Kommission, abgerufen am 24. Juli 2021
  2. Pressemitteilung auf baden-baden.tv, 20. August 2012 (Memento vom 8. März 2014 im Internet Archive), abgerufen am 9. März 2014.
  3. Antrag als UNESCO Welterbe Great Spas of Europe. In: baden-baden.de. Stadt Baden-Baden, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juli 2021; abgerufen am 25. Juli 2021 (Internetseite enthält auch Informationen zum Anfang 2019 überarbeitet vorgelegten Welterbeantrag. Zum Zeitpunkt des Abrufs am 25. Juli 2021 noch ohne Hinweis auf die bereits erfolgreiche Aufnahme in die Welterbeliste vom Vortag (24. Juli 2021)).
  4. Cordula Sailer: Beantragt Bad Ems den Welterbestatus? rhein-zeitung.de, 21. Juni 2013, abgerufen am 9. März 2014.
  5. Great Spas of Europe. In: BadKissingen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. März 2019; abgerufen am 22. Juli 2021.
  6. Bernhard Biener: Zusammen mit Vichy und Spa. faz.net, 1. Oktober 2013, abgerufen am 10. März 2014.
  7. Bad Pyrmont: Enttäuschung über Weltkulturerbe-Aus. In: radio-aktiv.de. radio aktiv e. V., Hameln, 14. Mai 2016, abgerufen am 25. Juli 2021.
  8. Ute Fiedler: Wiesbaden wird nicht Weltkulturerbe. In: fr.de. FR (Frankfurter Rundschau, Online-Ausgabe), 16. Mai 2016, abgerufen am 25. Juli 2021.
  9. Baden könnte Weltkulturerbe werden auf ORF vom 1. Dezember 2014, abgerufen am 1. Dezember 2014.
  10. Kurbäder wollen Weltkulturerbe werden. pragerzeitung.cz, 29. August 2013, abgerufen am 9. März 2014.
Historische Stadtzentren:

Bischofstadt Albi (2010) | Bordeaux, Port de la Lune (2007) | Carcassonne (1997) | Le Havre (2005) | Lyon (1998) | Nizza (2021) | Seineufer von Paris (1991) | Provins (2001) | Straßburg: von der Grande-Île zur Neustadt (1988, 2017) | Abteikirche und Stadthügel von Vézelay (1979) | Bedeutende Kurstädte Europas: Vichy (2021)

Bauwerke:

Abtei von Fontenay (1981) | Abteikirche von Saint-Savin (1983) | Belfriede in Belgien und Frankreich (2005) | Canal du Midi (1996) | Das architektonische Werk von Le Corbusier (2016) | Festungsanlagen von Vauban (2008) | Grab- und Gedenkstätten des Ersten Weltkriegs (Westfront) (2023) | Große Saline von Salins-les-Bains und Königliche Salinen von Arc-et-Senans (1982) | Kathedrale von Amiens (1981) | Kathedrale von Bourges (1992) | Kathedrale von Chartres (1979) | Kathedrale Notre Dame, ehemalige Abtei Saint-Remi und Palais du Tau in Reims (1991) | Leuchtturm von Cordouan (2021) | Maison Carrée in Nîmes (2023) | Mont-Saint-Michel und seine Bucht (1979) | Papstpalast, Kathedrale und Brücke von Avignon (1995) | Plätze Stanislas, de la Carrière und d’Alliance in Nancy (1983) | Pont du Gard (1985) | Römische und romanische Denkmäler von Arles (1981) | Schloss Fontainebleau und sein Park (1981) | Schloss und Park von Versailles (1979) | Theater und Triumphbogen von Orange (1981)

Archäologische Stätten:

Chauvet-Grotte bei Vallon-Pont-d’Arc (2014) | Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen (2011) | Vézère-Tal: Fundorte und Höhlenmalereien (1979)

Kultur- und Naturlandschaften:

Bergbaugebiet Nord-Pas de Calais (2012, K) | Bezirk Saint-Émilion (1999, K) | Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas (2021, N) | Causses und Cevennen (2011, K) | Climats, Weinbaugebiete des Burgund (2015, K) | Französische Süd- und Antarktisgebiete (2019, N) | Golf von Porto: Piana Calanche, Golf von Girolata und Naturschutzgebiet Scandola (1983, N) | Marquesas-Inseln (2024, K/N) | Mont Perdu (1997, K/N) | Lagunen von Neukaledonien (2008, N) | Tal der Loire – Zwischen Sully-sur-Loire und Chalonnes-sur-Loire (2000, K) | Taputapuātea (2017, K) | Vulkane und Wälder des Pelée und die Pitons im Norden von Martinique (2023, N) | Vulkanlandschaft auf La Réunion (2010, N) | Wege der Jakobspilger in Frankreich (1998, K) | Weinberge, Weinhäuser und Weinkeller der Champagne (2015, K)