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Birs – Wikipedia

Birs
La Birse (französisch)
Wasserfall der Birs in Laufen, November 2003

Wasserfall der Birs in Laufen, November 2003

Daten
Gewässerkennzahl CH: 443
Lage Jura

 Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Quelle in der Source de la Birse
47° 12′ 50″ N, 7° 11′ 43″ O
Quellhöhe 762 m ü. M.[1]
Quellschüttung[2] MQ 1974/1976
333 l/s
Mündung in Basel neben dem Birsköpfli in den RheinKoordinaten: 47° 33′ 29″ N, 7° 37′ 4″ O; CH1903: 613481 / 267491
47° 33′ 29″ N, 7° 37′ 4″ O
Mündungshöhe 246 m ü. M.[1]
Höhenunterschied 516 m
Sohlgefälle 6,9 ‰
Länge 75 km[3]
Einzugsgebiet 896,86 km²[4]
Abfluss am Pegel Moutier, La Charrue[5]
AEo: 186 km²
NNQ (1920)
MNQ 1912–2020
MQ 1912–2020
Mq 1912–2020
MHQ 1912–2020
HHQ (2007)
370 l/s
1,46 m³/s
3,23 m³/s
17,4 l/(s km²)
5,35 m³/s
75 m³/s
Abfluss am Pegel Soyhières, Bois du Treuil[6]
AEo: 569 km²
NNQ (1989)
MNQ 1983–2020
MQ 1983–2020
Mq 1983–2020
MHQ 1983–2020
HHQ (2007)
1,45 m³/s
6,21 m³/s
10,6 m³/s
18,6 l/(s km²)
15,5 m³/s
316 m³/s
Abfluss am Pegel Münchenstein, Hofmatt[7]
AEo: 887 km²
Lage: 4,7 km oberhalb der Mündung
NNQ (1921)
MNQ 1917–2020
MQ 1917–2020
Mq 1917–2020
MHQ 1917–2020
HHQ (2007)
830 l/s
6,12 m³/s
15,2 m³/s
17,1 l/(s km²)
28,2 m³/s
383 m³/s
Linke Nebenflüsse Trame, Sorne, Lützel
Rechte Nebenflüsse Raus, Scheltenbach, Lüssel
Grossstädte Basel
Kleinstädte Moutier, Delémont, Laufen, Aesch, Reinach, Münchenstein, Muttenz, Birsfelden
Verlauf der Birs (Siehe OSM)

Verlauf der Birs (Siehe OSM)

Lage von Quelle und Mündung der Birs

Die Birs (französisch La Birse) ist ein 75 Kilometer langer Nebenfluss des Rheins im Schweizer Jura.

Im Mittelalter wird der Fluss meist als Birse bezeichnet. Der Name ist keltischen Ursprungs und leitet sich von kelt. *bers- für 'schnell' ab. Sie hat also die Bedeutung die schnell Fliessende.[8]

Die Birs entspringt einer Quelle in 762[9] Metern Höhe am südwestlichen Ortsende von Tavannes im Berner Jura unterhalb des Pierre Pertuis. Sie tritt bereits als kleiner Fluss ans Tageslicht (Stromquelle), denn die grosse Wassermenge stammt von einem unterirdischen Flusssystem. Tief im Berginnern sammelt sich das Regenwasser und durchfliesst ein weitverzweigtes kilometerlanges Höhlennetz. Sie ist die grösste Quelle des ganzen Tales und entspringt als Karstquelle im Oberjura. In den Jahren 1974–1976 lag die mittlere Schüttung der Quelle bei rund 20 m³/min.[2]

Die Birs fliesst durch weite Talmulden (Vallée de Tavannes) und enge, von hohen Felswänden eingerahmte Klusen (Schluchten), zum Beispiel bei Moutier die Gorges de Moutier. Bei Delémont (Delsberg), dem Hauptort des Kantons Jura, vereinigt sie sich mit den beiden Bächen La Sorne und La Scheulte. Zwischen Soyhières und Liesberg wechselt sie vom französischen ins deutsche Sprachgebiet und erreicht das zum Kanton Basel-Landschaft gehörende Laufental. In Laufen bildet sie bei der Querung einer widerstandsfähigen Kalksteinbank einen gut 2 Meter (mit Wehr über 3 Meter)[10] hohen Wasserfall, dessen Wasserkraft einer der Ausgangspunkte für die gewerbliche Entwicklung der Stadt war.

Bei der Klus Angenstein durchquert der Fluss die Blauenkette und gelangt ins Birseck, das Tiefland bei Aesch. Zwischen Aesch und Dornach sind in der Birs zahlreiche Krebse zu finden, wobei der rote amerikanische Krebs aufgrund seines aggressiven Verhaltens eine Gefahr für die einheimischen Krebsarten darstellt und diese zunehmend zu verdrängen droht. Der Oberlauf der Birs gehört der Forellenregion an, der Unterlauf geht in die Äschenregion über. Früher war die Birs durch den Menschen und die Industrie stark verschmutzt und eingedämmt, doch dank zahlreichen Renaturierungsprojekten gedeiht mit Stand 2023 eine vielfältige Flora und Fauna.

Die Birs durchquert acht Gebirgsketten in unterschiedlich ausgeprägten Klusen. Nach der Klus Angenstein konnte sich der Fluss je nach Wassermenge stark ausbreiten und sich seinen Weg bahnen. Daher wurde schon früh versucht, den Fluss in ein enges Korsett zu zwängen. Vor dem Bau der Jurabahn wurde der Fluss im Jahre 1875 begradigt und teilweise eingedämmt. So wurde trockenes Weide- und Bauland gewonnen und der Bau von sicheren Übergängen für den wachsenden Verkehr ermöglicht. Einzig der dichte Auwald bei der Heide in Reinach BL blieb übrig. Die Reinacherheide ist ein Naturschutzgebiet mit Magerrasenbeständen, Trockengebüschen und dem Auenwald. Sie ist ein wahres Vogelparadies mit 83 verschiedenen Vogelarten.

Die Birsebene war bis ins Ende des 18. Jahrhunderts kaum besiedelt. Dort wo einst der Fluss in vielen Armen den Weg zum Rhein suchte, breiten sich mit Stand 2023 moderne Siedlungs- und Gewerbegebiete von Arlesheim, Reinach BL und Münchenstein aus. Der Unterlauf der Birs bildet die Grenze zwischen den beiden Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Ein früher begradigter Flussabschnitt wurde im Jahr 2004 in ein naturnahes Flussbett zurückgebaut. Seither hat sich der Biber in diesem Gebiet wieder ausgebreitet. Die Stadtgrenze von Basel und Birsfelden bildend, mündet die Birs beim Birsköpfli nach 75 Kilometern auf nur noch 246 Meter über Normalnull in den Hochrhein als dessen letzter Nebenfluss.

  • Die Birs
  • Quelle der Birs in Tavannes

    Quelle der Birs in Tavannes

  • Oberlauf der Birs bei Tavannes

    Oberlauf der Birs bei Tavannes

  • Die Birs bei Sorvilier

  • Wasserfall (Laufen) der Birs in Laufen

    Wasserfall (Laufen) der Birs in Laufen

  • Die Birs bei Duggingen

    Die Birs bei Duggingen

  • Birs, Dornach, Standort, Kraftwerk-Nepomukbrücke

    Birs in Dornach mit Wasserkraftwerk

  • Birswehr in der Neuen Welt, Münchenstein

    Birswehr in der Neuen Welt, Münchenstein

  • Unterlauf der Birs

    Unterlauf der Birs

  • Birsmündung in den Rhein

    Birsmündung in den Rhein

Das Einzugsgebiet der Birs umfasst 896,86 km² und liegt vor allem in der Schweiz, kleinere Gebiete liegen in Frankreich. In der Schweiz haben die fünf Kantone Bern, Jura, Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt Anteil. Es erstreckt sich über zwei Sprachregionen (französisch und deutsch). Wichtige benachbarte Einzugsgebiete sind die von Birsig, Ill, Rhone, Dünnern und Ergolz.

Wichtige Zuflüsse sind die Trame, die Raus, der Scheltenbach, die Sorne, die Lützel und die Lüssel.

Direkte Zuflüsse der Birs[Z 1]
  • Karte mit allen Koordinaten der Zuflüsse:
  • OSM
  • WikiMap
Name GKZ Lage Länge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündung
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
Ruisseau de la Coué BE130244 links 3,1 2,86   Welt-Icon bei Tavannes 745,6
Ruisseau Côte Gobat BE130224 links 2,2   Welt-Icon bei La Vauches, Tavannes 740,0
Ruisseau de L'Endroit BE130145 links 1,9   Welt-Icon bei Reconvilier 731,4
Ruisseau de L'Envers BE130237 rechts 1,1   Welt-Icon bei Loveresse 720,5
La Trame CH000415 links 16,7 39,81 0,85 Welt-Icon bei Loveresse 718,2
Les Rosis BE130233 rechts 0,3   Welt-Icon bei Pontenet 711,2
Ruisseau de la Sauce BE130230 rechts 1,0   Welt-Icon bei Bévilard 684,9
Ruisseau de Court CH003132 links 3,7 5,34   Welt-Icon in Court 667,4 Alternativname: Ruisseau des Chaufours
Ruisseau des Fontaines BE130225 rechts 1,2 3,43   Welt-Icon in Court 665,3
Ruisseau de la Queue BE130216 rechts 0,9 1,43   Welt-Icon bei Court 661,3
Ruisseau de Chaluet CH003131 rechts 7,3 15,57 0,30 Welt-Icon vor der Schlucht von Court 660,2
La Chalière CH000457 links 6,1   Welt-Icon bei Moutier 533,6
La Raus CH000925 rechts 11,6 41,54 0,76 Welt-Icon bei Moutier 519,8
Ruisseau de Roches CH000330 links 3,0 3,63   Welt-Icon bei Roches 488,7 Alternativname: Ruisseau Hautes Roches
Ruisseau le Raimeux BE130212 rechts 1,0 2,02   Welt-Icon bei Le Vevay, Roches 479,0
Scheltenbach CH000807 rechts 18,6 93,74 2,57 Welt-Icon in Courroux 409,9 Französischer Name: La Scheulte
Sorne CH000529 links 26,5 217,65 4,59 Welt-Icon am östlichen Siedlungsrand von Delémont 404,3
Ruisseau de Mettemberg CH003106 links 6,4 23,33 0,31 Welt-Icon bei Soyhières 394,3 Alternativname: Réselle de Soyhières
Teufels Chuch Bach CH003105 rechts 2,4 3,03   Welt-Icon bei Riederwald, Liesberg 380,9 Alternativname: Rohrbergbach
Unkelibrunnenbach BL410281 links 0,4   Welt-Icon bei Liesberg 379,3
Modlenbach CH003104 rechts 4,5 10,18 0,13 Welt-Icon bei Bärschwil Station 361,9 Alternativname: Stürmenbach
Lützel CH000503 links 28,3 78,84   Welt-Icon zwischen Liesberg und Laufen 354,3 Französischer Name: Lucelle
Wahlenbach CH000540 rechts 5,9 7,42 0,08 Welt-Icon in Laufen 351,3
Lüssel CH002938 rechts 19,2 53,72 0,75 Welt-Icon bei Zwingen 336,4 Oberlaufname: Vogelbergbach
Ibach CH000488 rechts 9,6 13,27 0,17 Welt-Icon beim Chessiloch, Grellingen 325,1
Chastelbach CH012958 rechts 8,8 13,19 0,17 Welt-Icon bei Chastelmatte, Grellingen 316,7
Seebach CH000526 rechts 12,1 22,39 0,31 Welt-Icon in Grellingen 307,2 Alternativname: Seetelbach
Schlossgrabenbach BL410261 links 0,9   Welt-Icon zwischen Pfeffingen und Duggingen 302,9
Tugbach BL410037 rechts 1,5 7,49   Welt-Icon westlich von Duggingen 301,8
Erlenbach BL410210 links 3,6   Welt-Icon bei Bad Mülimatte, Reinach 275,5
Dorfbach CH002931 rechts 3,8   Welt-Icon bei Arlesheim 275,3
Birs[Z 2] 87,2 896,86 11,90 beim Birsköpfli zwischen Birsfelden und Basel 245,9 Mündet in den Hochrhein

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Von der Quelle zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch)
  2. Die Daten der Birs zum Vergleich

Bis ins 18. Jahrhundert war das untere Birstal kaum besiedelt. 1807 wurden erste Projekte für eine Flusskorrektion in Angriff genommen, welche von 1814 bis 1830 mit mehreren Teilkanalisierungen und der grossen Begradigung zwischen Neue Welt und Birsköpfli durchgeführt wurde; die Länge des Flusslaufs wurde auf einen Viertel gekürzt. Weitere Korrektionen oberhalb bis Dornachbrugg wurden bis 1870 vorgenommen.[11]

Schloss-Brücke über den Birs-Entlastungskanal Ost, Zwingen BL

Auf ihrem Weg wird die Birs von über 200 Brücken überspannt.

Erhaltenswerte Steinbogenbrücken befinden sich in Pontenet (Pont Sapin), Mallerey (Rue du Pont Brücke), Sorvilier (La Golée Brücke), Laufen (Vorstadtbrücke), Zwingen (Ramsteinbrücke), Duggingen (Birsbrücke Angenstein) und Dornach (Nepomukbrücke).

Vier gedeckte Holzbrücken überspannen den Fluss, wobei die Schlossbrücke Zwingen die einzige erhaltene historische Holzbrücke des Birstales ist.[12]

Neunzehn Eisenbahnbrücken überspannen die Birs, wobei die Jurabahn zwischen Moutier und Münchenstein den Fluss auf acht Brücken überquert. Die von Staringenieur Gustave Eiffel konstruierte Eisenbahnbrücke bei Münchenstein kollabierte am 14. Juni 1891 unter der Last eines vollbesetzten Zuges. Das Unglück forderte 73 Tote und 171 Verletzte und gilt mit Stand 2023 als das grösste Eisenbahnunglück der Schweiz.[13]

Bei der ehemaligen Zementfabrik Liesberg ist die Eisenbahnbrücke von Robert Maillart aus dem Jahre 1935 im kantonalen Inventar der geschützten Kulturdenkmäler aufgeführt.

  1. a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. a b Erläuterungen zur Hydrogeologische Karte der Schweiz
  3. Auswertungen zum Gewässernetz. (XLSX) BAFU, Dezember 2013, abgerufen am 9. August 2017 (Auflistung Fliessgewässer der Schweiz >30km).
  4. Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km². Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. September 2017; abgerufen am 24. September 2017.
  5. Abflussdaten: Messstelle: Birse - Moutier, La Charrue (2122). (PDF) 1912–2020. In: BAFU Hydrodaten. BAFU, abgerufen am 12. Oktober 2024 (Stationsseite).
  6. Abflussdaten: Messstelle: Birse - Soyhières, Bois du Treuil (2478). (PDF) 1983–2020. In: BAFU Hydrodaten. BAFU, abgerufen am 12. Oktober 2024 (Stationsseite).
  7. Abflussdaten: Messstelle: Birs - Münchenstein, Hofmatt (2106). (PDF) 1917–2020. In: BAFU Hydrodaten. BAFU, abgerufen am 12. Oktober 2024 (Stationsseite).
  8. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. Birs, „61f.“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  9. René Salathé 2000: Die Birs. Bilder einer Flusslandschaft, Seite 13
  10. Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft: swisstopo (Topographie- und Sachdaten); abgerufen am 15. Juni 2016
  11. Gymnasium Kirschgarten: Die Birs – gestern und heute. Abgerufen am 23. Juli 2023.
  12. Giuseppe Gerster 1994: Baselbieter Heimatschutz, Heft 15 Kultur- und Baudenkmäler im Laufental, Seite 53.
  13. Stefan Haenni: Eiffels Schuld - Das grösste Eisenbahnunglück der Schweiz. Gmeiner Verlag, Messkirch 2023. ISBN 978-3-8392-0477-1.