Inzidenzgeometrie – Wikipedia
Unter einer Inzidenzgeometrie versteht man in der Mathematik eine Geometrie, die durch eine so genannte Inzidenzrelation charakterisiert wird. Anschaulich gesprochen erklärt die Inzidenzrelation, welche Punkte in einer bestimmten Geraden enthalten sind, bzw. wie und ob sich Geraden schneiden.
Die Inzidenzgeometrie bietet einen axiomatischen Zugang zur Geometrie und stellt die sonst sehr anschaulichen (weil aus der Beobachtung der Natur erwachsenen) Definitionen auf eine abstrakte Ebene, indem sie zunächst nur elementare Begriffe aus der Mengenlehre verwendet.
Eine Inzidenzstruktur ist ein Tripel bestehend aus einer Menge
von Punkten, einer Menge
von Blöcken (Geraden) und einer Inzidenzrelation
, also einer Teilmenge
. Die Inzidenzstruktur heißt Inzidenzgeometrie, wenn je zwei beliebige Punkte mit genau einer Geraden inzidieren.
Eine Menge heißt Linearmenge, wenn für jede Gerade
, die mit zwei Punkten aus
inzidiert, jeder weitere Punkt, der mit
inzidiert, in
liegt. Eine Linearmenge von
bildet gemeinsam mit ihren zugehörigen Geraden eine Inzidenzgeometrie, welche als Teilraum oder Teilgeometrie von
bezeichnet wird.
Damit definiert man den Begriff der linearen Hülle ganz ähnlich wie in der linearen Algebra: Die lineare Hülle einer Menge
ist der Schnitt über alle Linearmengen, die
enthalten.
ist daher die kleinste Linearmenge, die
enthält.
Eine Menge heißt Basis der Menge
, wenn
und wenn es keine kleinere Menge gibt, die dieselbe Eigenschaft hat. Die Dimension eines Raumes lässt sich dann so definieren, dass sie um 1 kleiner ist als die Mächtigkeit einer Basis.

Eine projektive Geometrie ist eine Inzidenzgeometrie, welche das Veblen-Young-Axiom erfüllt:
Sind
,
die Geraden durch
bzw.
, und gibt es einen Punkt, mit dem sowohl
als auch
inzidieren, so gibt es auch einen Punkt, mit dem sowohl
als auch
inzidieren.
Diesem Axiom kann man noch ein weiteres Axiom hinzufügen, welches verlangt, dass jede Gerade mindestens mit 3 Punkten inzidiert und dass es mindestens 2 Geraden gibt. Eine projektive Geometrie, welche dieses Axiom nicht erfüllt, nennt man entartet.
Das Veblen-Young-Axiom besagt, dass zwei Geraden, die in einer gemeinsamen Ebene verlaufen, immer einen Schnittpunkt besitzen (d. h. es gibt keine parallelen Geraden).
Eine affine Geometrie ist eine Inzidenzgeometrie mit folgenden Eigenschaften:
Wiederum kann man das Axiom hinzufügen, dass es zwei Geraden gibt und dass jede Gerade mit mindestens 3 Punkten inzidiert. Eine affine Geometrie, welche dieses Axiom nicht erfüllt, nennt man ebenfalls entartet.
Anschaulich gesprochen besagt das Trapezaxiom, dass zwei parallele Geraden immer in einer gemeinsamen Ebene verlaufen.
Wird der Parallelismus als Äquivalenzrelation verstanden, wie in dieser Definition, dann gilt insbesondere, dass eine Gerade zu sich selbst parallel ist, sonst wäre die Relation nicht reflexiv.
- F. Buekenhout: Handbook of Incidence Geometry. North Holland 1995. ISBN 978-0-444-88355-1
- Albrecht Beutelspacher, Ute Rosenbaum: Projektive Geometrie. Von den Grundlagen bis zu den Anwendungen. Vieweg + Teubner, Braunschweig u. a. 1992, ISBN 3-528-07241-5 (2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Vieweg, Wiesbaden u. a. 2004, ISBN 3-528-17241-X)
- Johannes Ueberberg: Foundations of Incidence Geometry. Springer Monographs in Mathematics, Springer, 2011, doi:10.1007/978-3-642-20972-7, ISBN 978-3-642-26960-8.
- G. Eric Moorhouse: Incidence Geometry. Skript, University of Wyoming, August 2007
- Inzidenzgeometrie (definition, engl.) (Memento vom 26. April 2009 im Internet Archive)
- Inzidenzgeometrie bei PlanetMath