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Nettoreproduktionsrate – Wikipedia

Die Nettoreproduktionsrate ist ein in der Demografie verwendetes Maß. Sie gibt an, wie viele Töchter ein neugeborenes Mädchen durchschnittlich im Laufe seines Lebens hätte, wenn die momentanen altersspezifischen (und auf Frauen bezogenen) Geburten- und Sterbeziffern für den gesamten Zeitraum bis zum Ende seiner fruchtbaren Lebensphase gelten würden.

UNO-Nettoreproduktionsratenanalyse und -prognose nach Kontinenten
UNO-Nettoreproduktionsratenanalyse und -prognose nach Kontinenten

Sie schätzt also die Stärke der Töchtergeneration relativ zur Müttergeneration unter den gegenwärtig herrschenden Bedingungen ab und ist folglich ein Maß für die Reproduktionskraft der Bevölkerung. Bei einem Wert unterhalb von 1 muss man (unter Ausschluss von Migration) langfristig von einem Bevölkerungsrückgang ausgehen, sofern nicht steigende Geburten- und/oder sinkende Sterbeziffern entgegenwirken; umgekehrt bei einem Wert oberhalb von 1 von einem Bevölkerungswachstum. Ein Wert nahe bei 1 entspricht einer zahlenmäßig unveränderten oder stabilen Bevölkerung.

Die Geschwindigkeit des Wachstums bzw. des Rückgangs lässt sich mit der Nettoreproduktionsrate im Allgemeinen nicht quantifizieren, weil dafür auch das Alter der Mütter bei der Geburt sowie die Lebenserwartung jenseits der fruchtbaren Lebensphase eine wesentliche Rolle spielt.

Die Nettoreproduktionsrate wird ermittelt, indem die altersspezifischen Geburtenziffern mit dem Anteil der Mädchen an den Geburten sowie dem Anteil der Frauen, der diese Altersklasse erreicht, multipliziert und dann summiert und durch 1'000 geteilt werden.

Die Bruttoreproduktionsrate unterscheidet sich von der Nettoreproduktionsrate dadurch, dass die Mortalität nicht berücksichtigt, also angenommen wird, dass jedes Mädchen bis zum Ende des gebärfähigen Alters überlebt. Sie kann als obere Schranke sinnvoll sein, wenn etwa erwartet wird, dass eine hohe Kindersterblichkeit in näherer Zukunft radikal zurückgeht. Allerdings wird dann in der Regel auch die Annahme konstanter Geburtenziffern nicht besonders realistisch sein.

Die DDR betrieb eine Geburtenförderungspolitik. Damit sollten Frauen in gebärfähigem Alter bzw. Paare ermutigt werden, ein Kind bzw. Kinder zu bekommen

  • trotz der Schwierigkeiten in der DDR-Mangelwirtschaft und
  • obwohl von Müttern erwartet wurde, dass sie berufstätig waren.

(siehe auch Frauen- und Familienpolitik der DDR, Frauenarbeit). Der Erfolg dieser Politik wurde unter anderem an der damals so genannten „Mütterrate“ gemessen. Sie betrug teils über 90 Prozent.[1]

Folgende Liste gibt Überblick über die Nettoreproduktionsrate in verschiedenen Ländern im Zeitraum von 2010 bis 2015 laut Zahlen der Vereinten Nationen. Unter allen Staaten und Territorien hatte der Niger die höchste Nettoreproduktionsrate (2,98 Töchter pro Frau) und Taiwan die niedrigste (0,52 Töchter pro Frau).[2]

Land Nettoreproduktionsrate
(Töchter je Frau)
 Niger 2,981
 Demokratische Republik Kongo 2,579
 Tansania 2,296
 Afghanistan 2,233
 Nigeria 2,117
 Äthiopien 2,004
 Kenia 1,834
 Pakistan 1,590
 Ägypten 1,582
 Philippinen 1,417
 Indonesien 1,137
 Südafrika 1,126
 Mexiko 1,085
 Indien 1,064
 Bangladesch 1,022
 Türkei 1,000
 Frankreich 0,958
 Schweden 0,912
 Kolumbien 0,912
 Australien 0,908
 Vereinigtes Königreich 0,908
 Vereinigte Staaten 0,904
 Vietnam 0,899
 Belgien 0,861
 Brasilien 0,846
 Niederlande 0,836
 Iran 0,829
Russland 0,807
 Kanada 0,775
 Schweiz 0,738
 Volksrepublik China 0,726
 Thailand 0,726
 Österreich 0,699
 Deutschland 0,688
 Italien 0,687
 Japan 0,680
 Polen 0,643
 Spanien 0,639
 Südkorea 0,590
 Taiwan 0,523
Welt 1,102
  1. Tilman Meyer: Der demografische Wandel (Seite 272 f.; PDF; 79 kB)
  2. World Population Prospects - Population Division - United Nations. Abgerufen am 2. Juni 2018.