Peukert-Gleichung – Wikipedia
Die Peukert-Gleichung, benannt nach Wilhelm Peukert, der sie 1897 nach Versuchen an Bleiakkumulatoren aufstellte, beschreibt das Speichervermögen von Primär- oder Sekundärzellen (Batterien und Akkumulatoren) in Abhängigkeit vom Entladestrom: je höher der Entladestrom (Entladung pro Zeitspanne; englisch discharge rate), desto weniger elektrische Energie (Kapazität der Zelle mal ihre Spannung) kann entnommen werden. Dieser Effekt wird auch Peukert-Effekt oder englisch rate-capacity effect genannt und beschreibt in einem begrenzten Bereich näherungsweise die Abweichung der Realität von den theoretischen bzw. idealisierten Vorhersagen.
Die Peukert-Formel ist eine phänomenologische Näherungsformel, d. h. eine mathematische Ausgleichungsrechnung von Messwerten. Die physikalischen Gründe des Effekts, nämlich die zunehmenden Verluste am Innenwiderstand der Zelle sowie die begrenzte Geschwindigkeit der elektrochemischen Prozesse und Ladungstransportvorgänge im Zellinneren, werden nicht beschrieben.
Neben dem Entladestrom beeinflussen in der Realität weitere Einflussgrößen das Ladungs-Speichervermögen eines Akkumulators, z. B. die Temperatur, Alterungseffekte, der Recovery-Effekt usw.
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/79/Aa-alkaline-100_c-v.png/220px-Aa-alkaline-100_c-v.png)
Bei dieser Darstellung des Entladevorgangs entspricht die Energie, die der Batterie entnommen wird, der Fläche unter der Kurve.
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/06/Aa-alkaline_c-v.png/220px-Aa-alkaline_c-v.png)
Achtung: die x-Achse ist anders skaliert als in Abb. 1
Eine marktübliche Alkali-Batterie der Baugröße AA besitzt bei einer Belastung von 100 mW eine Kapazität von fast 3000 mAh (die an der Last anfallende Leistung wird aufgrund der bekannten Batteriespannung als Maß für den Entladestrom der Batterie verwendet).
Bei dreifacher Belastung von ca. 300 mW (d. h. bei dreifachem Entladestrom) verringert sich die Kapazität auf unter 1800 mAh, d. h. auf fast 60 % (vgl. Abb. 2). Dafür regeneriert sich die Batterie nach kurzer Zeit, um nochmals fast 10 % der Ausgangskapazität zu liefern (untere Kurve im zweiten Diagramm).
Für NiMH-Akkus ist der Effekt deutlich schwächer (Peukert-Zahl nahe 1, s. u.).
Die Peukert-Gleichung lautet (für Bleiakkus mit hohen Strömen, d. h. im Ampere-Bereich , s. u.):
mit
Meistens wird vom Hersteller im Datenblatt des Akkumulators allerdings nicht das Ladungsspeichervermögen bei einem Entladestrom von 1 A angegeben, sondern das Ladungsspeichervermögen
bei einem Normal- bzw. Nominal-Entladestrom
, der im Allgemeinen von 1 A abweichen kann:
. Um in diesem Fall die Zeit
zu berechnen, bis der Akkumulator bei einem tatsächlichen Entladestrom
entladen ist, ist folgende allgemeinere Gleichung zu verwenden:
Der Gültigkeitsbereich der Peukert-Formel ist begrenzt, da die Berechnung beider Extremfälle vom tatsächlichen Verhalten eines Akkumulators abweicht:
- bei größer werdenden Entladeströmen gibt es keinen Grenzwert; jeder beliebige Entladestrom kann lt. Formel entnommen werden, wenn auch nur kurz
- bei kleiner werdenden Entladeströmen steigt die berechnete Ladungsmenge
stetig und überschreitet bei genügend kleinen Strömen die durch den Ladevorgang eingespeicherte Ladungsmenge.
Zellentyp | Peukert-Zahl |
---|---|
Alkali-Batterie | ca. 1,45 (bei den oben gezeigten Kurven) |
Bleiakkumulator | 1,1 bis 1,3 |
NiMH-Akku | ca. 1,09 |
idealer Akkumulator | = 1,00 (s. u.) |
Mit zunehmendem Alter eines Akkumulators steigt die Peukert-Zahl in der Regel an, der negative Effekt wird also größer.
Für einen idealen Akkumulator ist die Peukert-Zahl gleich 1, d. h. das Ladungsspeichervermögen ist unabhängig vom Entladestrom:
In diesem Fall geht die Peukert-Gleichung über in die Gleichung
,
die den Zusammenhang zwischen elektrischer Ladung und elektrischem Strom
im einfachsten Fall beschreibt.
Bei Akkumulatoren steigt durch geringere Strombelastung (bzw. höhere Zellkapazität bei gleicher Belastung) neben der entnehmbaren Energiemenge auch die Lebensdauer, damit sinken die Betriebskosten.
Primärzellen, die bei Anwendungen mit hoher Strombelastung als entladen gelten (z. B. mechanisches Spielzeug), können mit geringeren Belastungen (z. B. in Uhren) oft noch lange weiter genutzt werden.
- W. Peukert: Über die Abhängigkeit der Kapazität von der Entladestromstärke bei Bleiakkumulatoren. In: Elektrotechnische Zeitschrift (ETZ). Band 18, Nr. 20, 1897, S. 287–288 (hathitrust.org).
- C. Liebenow: Über die Abhängigkeit der Kapazität der Bleiakkumulatoren von der Stromstärke. Dissertation. Georg-August-Universität, Göttingen 1905 (41 S., archive.org [PDF; 674 kB]).
- Der Peukert-Effekt. In: 12V-Power.de.