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Ruch Chorzów – Wikipedia

Ruch Chorzów
Logo Ruch Chorzów
Basisdaten
Name Klub Sportowy Ruch Chorzów
Spółka Akcyjna
Sitz Chorzów
Gründung 20. April 1920
Präsident Seweryn Siemianowski
Website ruchchorzow.com.pl
Erste Fußballmannschaft
Cheftrainer Dawid Szulczek
Spielstätte Stadion Miejski
Plätze 9.300
Liga 1. Liga
2023/24   17. Platz (Ekstraklasa)

Heim

Auswärts

Ruch Chorzów ist ein Sportverein aus der polnischen Großstadt Chorzów (deutsch: Königshütte) im Oberschlesischen Revier, der vor allem für seine Fußballabteilung bekannt ist. Der Verein ist 14-maliger polnischer Fußballmeister und somit, gemeinsam mit dem Lokalrivalen Górnik Zabrze, Vizerekordmeister Polens. Zuletzt konnte Ruch im Jahre 1989 den Meistertitel erringen. Infolge finanzieller Schwierigkeiten stieg der Verein dreimal in Folge ab, spielt aber seit 2022/23 wieder in der zweitklassigen 1. Liga. Die Frauenhandballabteilung des Vereins ist neunmaliger polnischer Meister.

Gegründet wurde der Verein im Jahre 1920 vor dem Hintergrund der Volkstumskämpfe in Oberschlesien in der damals noch preußischen Ortschaft Bismarckhütte von der Sportabteilung des polnischen Plebiszitkommissariats unter Wojciech Korfanty als Ruch Bismarkhuta.[1] („Ruch“ bedeutet auf Deutsch „Bewegung“.) Er galt somit als Verein der Schlesischen Aufständischen.[2] Nach dem Anschluss Ostoberschlesiens an Polen 1922 wurde die deutsche Ortsbezeichnung durch die polnische im Vereinsnamen ersetzt – Wielkie Hajduki. 1923 setzten die polnischen Behörden die Fusion von Ruch mit dem deutschen Verein Bismarckhütter Ballspielclub (BBC) durch, der über ein eigenes Stadion verfügte. Schon ein Jahr später (1924) wurde das Kürzel BBC aus dem Namen gestrichen.[3]

Nachdem am 1. April 1939 die bis dahin selbständige Gemeinde Wielkie Hajduki an die benachbarte Stadt Chorzów angeschlossen worden war, nannte sich der Verein KS Ruch Chorzów.[4] Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen im September 1939 wurde er von den deutschen Besatzungsbehörden für aufgelöst erklärt. Faktisch aber wurde er nur umbenannt: Er bekam eine deutsche Vereinsleitung und wurde unter dem alten Namen Bismarckhütter Ballspielclub neu registriert.[5] Für ihn traten in der Gauliga Schlesien auch die bisherigen polnischen Nationalspieler Eryk Tatuś, Teodor Peterek und Gerard Wodarz an, die die deutsche Volksliste unterzeichnet hatten. Im November 1939 erhielt er den Namen der Anfang der zwanziger Jahre von den polnischen Behörden aufgelösten Bismarckhütter SV 99 (BSV).[6] 1941, 1942 und 1944 wurde die BSV jeweils Vizegaumeister, 1943 erreichte er den 4. Platz.

Im Februar 1945 lösten die neuen polnischen Behörden den deutschen Verein offiziell auf. Faktisch bekam er seinen alten polnischen Namen zurück, ein Großteil der Spieler, die im Krieg in der Gauliga gespielt hatten, blieb.[7] In ihren offiziellen Biografien blieb die Besatzungszeit ausgespart.[8]

Mit der Welle der Liquidierung von Traditionsvereinen unter dem Stalinismus wurde der Klub 1948 nach sowjetischem Vorbild als KS Chemik Chorzów an ein Industriekombinat angeschlossen. Nach der Vereinigung mit anderen Betriebsmannschaften hieß er von 1949 an ZS Unia Chorzów. Erst mit dem politischen Tauwetter von 1956 konnte er zum alten Namen Ruch zurückkehren.[9] Seit dem Jahr 2004 ist Ruch Chorzów in die Aktiengesellschaft Sportowa S.A. eingebunden.

Für die Saison 2007/08 erhielt der Verein vom polnischen Fußballverband zunächst keine Lizenz, da ein Schuldentilgungsplan aus dem Vorjahr vorgelegt wurde.[10] Nachrücken sollte dafür die bereits abgestiegene Mannschaft von Wisła Płock. Diese Entscheidung wurde jedoch kurz darauf aufgehoben, so dass der Verein erstmals seit 2003 wieder in der Ekstraklasa spielte. Am 18. November 2008 teilte der Verein mit, dass er schuldenfrei sei.[11] Größter Vereinserfolg nach der Jahrtausendwende war der Einzug ins polnische Pokalendspiel 2009, was jedoch im Stadion Śląski mit 0:1 gegen Lech Posen verloren ging. Auch im Jahr 2012 konnte man erneut das polnische Pokalendspiel erreichen, unterlag jedoch in Kielce mit 0:3 Legia Warschau. Insgesamt war es eine der besten Spielzeiten der letzten Jahrzehnte, da man neben dem Pokalfinaleinzug auch in der Ekstraklasa Vize-Meister wurde und mit nur einem Punkt Rückstand auf Śląsk Wrocław den großen Coup nur denkbar knapp verpasste. Von diesen Erfolgen unbeflügelt entpuppte sich die Ekstraklasa-Saison 2012/2013 als Achterbahnfahrt und so konnte man erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt realisieren. Zwar war man als 15. sportlich abgestiegen, konnte jedoch aufgrund des direkten gewonnenen Duells gegen GKS Bełchatów und des Lizenzentzugs von Polonia Warschau die Klasse doch noch halten. In der folgenden Saison wurde man Dritter und qualifizierte sich für die Europa League, in der man in der Playoff-Runde an Metalist Charkiw scheiterte.

Am 2. Juni 2017 stieg der Verein, in einer turbulenten Saison, erneut in die Zweitklassigkeit ab. Zuvor wurde dem Verein bereits die Lizenz für kommende Saison entzogen. In der Saison 2017/18 folgte dann der Sturz in die Drittklassigkeit. Die Saison 2018/19 beendete Ruch auf dem letzten Platz und war somit erneut abgestiegen und spielte seitdem in der viertklassigen 3. Liga. Nach zwei Aufstiegen in Folge spielt der Verein seit 2022 wieder zweitklassig.

Spieler begrüßen die Fans, November 2009

Der KS Ruch Chorzów gilt als Club der Oberschlesier, vor allem für die Jugend, die sich mit und durch die Mannschaft zu ihrer oberschlesischen Identität bekennen (unter anderem durch Spruchbänder, Gesänge, Flaggen etc.). Die Fans von Ruch pflegen Fahnen mit dem deutschen Wort „Oberschlesien“ mit sich zu führen. Durch den polnischen Fußballverband PZPN wurde das Zeigen dieser Fahnen in den polnischen Stadien 2009 verboten.[12]

Ruch Chorzów spielt im Stadion Miejski, das im Jahre 1935 erbaut wurde und eine Zuschauerkapazität von 10.000 Menschen fasst. Für die Zukunft bestehen Pläne für einen Stadionneubau, welche aber mit der momenten prekären finanziellen Lage des Vereins in weite Ferne rücken. Bei wichtigen internationalen Spielen weichen die Fußballer von Ruch auf das Stadion Śląski aus. Jenes Stadion hat eine Kapazität von 47.202 Plätzen.

  • 2002/03 – 14. Platz (Ekstraklasa, Abstieg)
  • 2003/04 – 11. Platz (2. Liga)
  • 2004/05 – 14. Platz (2. Liga)
  • 2005/06 –7. Platz (2. Liga)
  • 2006/07 –1. Platz (2. Liga, Aufstieg)
  • 2007/08 – 10. Platz (Ekstraklasa)
  • 2008/09 – 10. Platz (Ekstraklasa)
  • 2009/10 –3. Platz (Ekstraklasa)
  • 2010/11 – 12. Platz (Ekstraklasa)
  • 2011/12 –2. Platz (Ekstraklasa)
  • 2012/13 – 15. Platz (Ekstraklasa)
  • 2013/14 –3. Platz (Ekstraklasa)
  • 2014/15 – 10. Platz (Ekstraklasa)
  • 2015/16 –8. Platz (Ekstraklasa)
  • 2016/17 – 16. Platz (Ekstraklasa, Abstieg)
  • 2017/18 – 18. Platz (1. Liga, Abstieg)
  • 2018/19 – 18. Platz (2. Liga, Abstieg)
  • 2019/20 – 3. Platz (3. Liga, bei Abbruch)
  • 2020/21 – 1. Platz (3. Liga)
  • Stand: 13. Oktober 2024[13]
Nr. Position Name
1 TW Jakub Szymański
6 MF Mateusz Chmarek
7 MF Milosz Koczak
8 MF Patryk Sikora
10 MF Filip Starczynski
11 MF Jakub Myszor
13 MF Lukasz Moneta
14 Spanien MF Nono
15 MF Martin Konczkowski
17 AB Andrej Lukic
18 AB Ksawery Kwiatkowski
19 MF Kamil Lipinski
20 MF Szymon Szymanski
Nr. Position Name
21 AB Maciej Sadlok
22 TW Marcel Potoczny
23 MF Mohamed Mezghrani
24 ST Bartłomiej Barański
25 MF Denis Ventura
26 AB Lukasz Gora
27 MF Mateusz Szwoch
28 MF Filip Borowski
38 MF Szymon Karasinski
77 MF Wojciech Laski
86 ST Soma Novothny
88 TW Martin Turk
95 ST Daniel Szczepan
Saison Wettbewerb Runde Gegner Gesamt Hin Rück
1969/70 Messestädte-Pokal 1. Runde  Wiener Sport-Club 6:5 2:4 (A) 4:1 (H)
2. Runde  Ajax Amsterdam 1:9 0:7 (A) 1:2 (H)
1970/71 Messestädte-Pokal 1. Runde  AC Florenz 1:3 1:1 (H) 0:2 (A)
1972/73 UEFA-Pokal 1. Runde  Fenerbahçe Istanbul 3:1 3:0 (H) 0:1 (A)
2. Runde  Dynamo Dresden 0:4 0:1 (H) 0:3 (A)
1973/74 UEFA-Pokal 1. Runde  Wuppertaler SV 8:6 4:1 (H) 4:5 (A)
2. Runde  FC Carl Zeiss Jena 3:1 3:0 (H) 0:1 (A)
3. Runde  Honvéd Budapest 5:2 0:2 (A) 5:0 (H)
Viertelfinale  Feyenoord Rotterdam 2:4 1:1 (H) 1:3 n. V. (A)
1974/75 Europapokal der Landesmeister 1. Runde  Hvidovre IF 2:1 0:0 (A) 2:1 (H)
2. Runde  Fenerbahçe Istanbul 4:1 2:1 (H) 2:0 (A)
Viertelfinale  AS Saint-Étienne 3:4 3:2 (H) 0:2 (A)
1975/76 Europapokal der Landesmeister 1. Runde  Kuopion PS 7:2 5:0 (H) 2:2 (A)
2. Runde  PSV Eindhoven 1:7 1:3 (H) 0:4 (A)
1979/80 Europapokal der Landesmeister 1. Runde  BFC Dynamo 1:4 1:4 (A) 0:0 (H)
1989/90 Europapokal der Landesmeister 1. Runde  ZSKA Sofia 2:6 1:1 (H) 1:5 (A)
1996/97 Europapokal der Pokalsieger Qualifikation  TNS Llansantffraid 6:1 1:1 (A) 5:0 (H)
1. Runde  Benfica Lissabon 1:5 1:5 (A) 0:0 (H)
1998 UEFA Intertoto Cup 1. Runde  FK Austria Wien 3:2 1:0 (A) 2:2 (H)
2. Runde  Örgryte IS (a)2:2 1:2 (A) 1:0 (H)
3. Runde  CF Estrela Amadora 2:2
(4:2 i. E.)
1:1 (H) 1:1 n. V. (A)
Halbfinale  Debreceni VSC 4:0 1:0 (H) 3:0 (A)
Finale  FC Bologna 0:3 0:1 (A) 0:2 (H)
2000/01 UEFA-Pokal Qualifikation  FK Žalgiris Vilnius 7:2 1:2 (A) 6:0 (H)
1. Runde  Inter Mailand 1:7 0:3 (H) 1:4 (A)
2010/11 UEFA Europa League 1. Qualifikationsrunde  Schachtjor Qaraghandy 3:1 2:1 (A) 1:0 (H)
2. Qualifikationsrunde  FC Valletta (a)1:1 1:1 (A) 0:0 (H)
3. Qualifikationsrunde  FK Austria Wien 1:6 1:3 (H) 0:3 (A)
2012/13 UEFA Europa League 2. Qualifikationsrunde  FK Metalurg Skopje 6:1 3:1 (H) 3:0 (A)
3. Qualifikationsrunde  FC Viktoria Plzeň 0:7 0:2 (H) 0:5 (A)
2014/15 UEFA Europa League 2. Qualifikationsrunde  FC Vaduz 3:2 3:2 (H) 0:0 (A)
3. Qualifikationsrunde  Esbjerg fB (a)2:2 0:0 (H) 2:2 (A)
Play-offs Metalist Charkiw 0:1 0:0 (H) 0:1 (A)

Gesamtbilanz: 66 Spiele, 22 Siege, 17 Unentschieden, 27 Niederlagen, 91:105 Tore (Tordifferenz −14)

Die Hala MORiS, die Heimspielstätte der Handballerinnen

Seit 1951 besitzt der Verein eine Abteilung für Handball der Frauen. Sie gewann bislang neun polnische Meistertitel in den Jahren 1962, 1963, 1964, 1973, 1974, 1975, 1977, 1978 und 1980.[14]

  1. Chorzowianin nr 22 (398) vom 28. Mai 2008, s. 17
  2. 80 lat OZPN Katowice. Hrsg. A. Gowarzewski. Katowice 2000, S. 16.
  3. 75 lat OZPN Katowice. Hrsg. A. Gowarzewski. Katowice 1995, S. 44–45.
  4. naukowy.pl: Ruch Chorzów
  5. A. Gowarzewski, J. Waloszek: Ruch Chorzów. Katowice 1995, S. 54.
  6. Kattowitzer Zeitung, 20. November 1939, S. 3.
  7. A. Gowarzewski, J. Waloszek: Ruch Chorzów. Katowice 1995, S. 67–69.
  8. z. B. T. Peterek: Z butami piłkarskimi na boiskach Europy. Chorzów 1957.
  9. A. Gowarzewski, S. Szczepłek, B. Szmel: Legia to potęga. Katowice 2004, S. 40.
  10. Artikel bei goalgate.de vom 18. Juli 2007
  11. Ruch Chorzów spłacił długi. Gazeta Katowice, 18. Nov. 2008, (Webcite) (Memento vom 28. Dezember 2008 auf WebCite)
  12. katowice.gazeta.pl: PZPN: Fani Ruchu mają kibicować po polsku
  13. pierwsza druzyna - Ruch Chorzów. Abgerufen am 13. Oktober 2024 (polnisch).
  14. O klubie auf der Vereinswebsite. Abgerufen am 15. Januar 2023 (polnisch).