Satz von Wilson – Wikipedia
Der Satz von Wilson (benannt nach John Wilson) ist ein mathematischer Satz aus der Zahlentheorie. Er macht Teilbarkeitsaussagen zu den natürlichen bzw. ganzen Zahlen und wird deswegen auch der elementaren Zahlentheorie zugeordnet, mit deren Methoden er auch bewiesen werden kann.
Der Satz von Wilson besagt: Eine natürliche Zahl ist genau dann eine Primzahl, wenn
durch
teilbar ist. Dabei bezeichnet
das Produkt
.
Mit Hilfe des Begriffes der Kongruenz kann man den Satz auch so formulieren: Ist eine natürliche Zahl, so gilt
Umgekehrt kann man mit dem Satz auch schließen: Sei eine natürliche Zahl, so gilt
Ist also und
nicht durch
teilbar, so ist
eine Primzahl. Ist
aber durch
teilbar, so erhält man aus dem Satz von Wilson die Information, dass
zusammengesetzt ist, ohne eine konkrete Faktorisierung
mit
zu kennen. Allerdings ist der Rechenaufwand für die Fakultät nicht geringer als Probedivisionen.
Ist eine Primzahl, so ist der Restklassenring
ein Körper, in dem
und
die einzigen zu sich selbst inversen Elemente bezüglich der Multiplikation sind. Daher kommt im Produkt
jeder Faktor zusammen mit seinem inversen Element vor, weshalb das Produkt gleich
ist. Das bedeutet aber gerade
, woraus
folgt. Ist umgekehrt
keine Primzahl, so gibt es Faktoren
mit
. Daher ist
und
, jedenfalls gibt es im Produkt
zwei Faktoren, deren Produkt
ist, weshalb das gesamte Produkt in
verschwinden muss. Das bedeutet aber
und erst recht
.
- Eine natürliche Zahl
ist eine Primzahl dann und nur dann, wenn sie die Kongruenz
- erfüllt.
- Eine natürliche Zahl
- Von Fischer/Sacher – wie auch von anderen Autoren – wird als Satz von Wilson lediglich die Kongruenzaussage für Primzahlen
zitiert.
Die folgende Tabelle zeigt die Werte von n von 2 bis 30, (n-1)! und den Rest von (n-1)! modulo n. Wenn n eine Primzahl ist, dann ist die Hintergrundfarbe pink. Und wenn n eine zusammengesetzte Zahl ist, dann ist die Hintergrundfarbe hellgrün.
2 | 1 | 1 |
3 | 2 | 2 |
4 | 6 | 2 |
5 | 24 | 4 |
6 | 120 | 0 |
7 | 720 | 6 |
8 | 5040 | 0 |
9 | 40320 | 0 |
10 | 362880 | 0 |
11 | 3628800 | 10 |
12 | 39916800 | 0 |
13 | 479001600 | 12 |
14 | 6227020800 | 0 |
15 | 87178291200 | 0 |
16 | 1307674368000 | 0 |
17 | 20922789888000 | 16 |
18 | 355687428096000 | 0 |
19 | 6402373705728000 | 18 |
20 | 121645100408832000 | 0 |
21 | 2432902008176640000 | 0 |
22 | 51090942171709440000 | 0 |
23 | 1124000727777607680000 | 22 |
24 | 25852016738884976640000 | 0 |
25 | 620448401733239439360000 | 0 |
26 | 15511210043330985984000000 | 0 |
27 | 403291461126605635584000000 | 0 |
28 | 10888869450418352160768000000 | 0 |
29 | 304888344611713860501504000000 | 28 |
30 | 8841761993739701954543616000000 | 0 |
Das heute als Satz von Wilson bekannte Resultat wurde erstmals von Ibn al-Haytham entdeckt, aber schließlich nach John Wilson (einem Studenten des englischen Mathematikers Edward Waring) benannt, der es mehr als 700 Jahre später wiederentdeckte. Waring veröffentlichte diesen Satz im Jahr 1770, obwohl weder er noch Wilson einen Beweis erbringen konnten. Joseph Louis Lagrange gab den ersten Beweis 1773.
Nach Dietrich Mahnke besteht Grund zur Annahme, dass Gottfried Wilhelm Leibniz ein Jahrhundert zuvor von diesem Resultat wusste, es aber niemals publizierte. In einem aus dem Jahr 1683 stammenden Manuskript bewies Leibniz den Kleinen Satz von Fermat und erwähnte auch die für Primzahlen zum Satz von Wilson äquivalente (und von Sierpiński als „Leibniz’ Theorem“ bezeichnete) Tatsache, dass
ist, wobei er fälschlich behauptete, dass der Rest 1 oder −1 sein könnte. Mahnke führt in „Leibniz auf der Suche nach einer allgemeinen Primzahlgleichung“[2] auf Seite 42 aus:
- „Leibniz hat in der Tat, wie Vacca im Boll. di bibl. e storia mat. 1899 festgestellt hat, den Wilsonschen Satz schon etwa ein Jahrhundert eher erkannt als Waring ihn in seinen Meditationes algebraicae (Cantabrigiae 1770) veröffentlicht und Lagrange an der angegebenen Stelle ihn zuerst bewiesen hat. Leibniz hat nämlich in Handschrift 25 die Reste von 1!,2!,3!,...,16! mod 17, ferner die Reihe mod 3, mod 4,...,mod 17 zusammengestellt und daraus geschlossen [...] D.h. (p-2)!=1 mod p, wenn p eine Primzahl ist, dagegen (n-2)!=m mod n, wobei m einen gemeinsamen Faktor mit n besitzt. Würde man die erste Kongruenz mit p-1 multiplizieren, so [...] würde der bekannte Wilsonsche Satz folgen. Leibniz hat nun seinen induktiv gefundenen Satz noch bei der nächsten Primzahl, p=17, nachgeprüft, sich dabei aber verrechnet. Er gibt nämlich an 11!=16,...,15!=16,16!=1 mod 17, während in Wirklichkeit 11!=1,...15!=1,16!=16 mod 17 ist. Durch diesen Rechenfehler ist er veranlasst worden, seinen richtigen Satz abzuändern und noch den falschen Zusatz zu machen: „... relinquish [1 vel complementum ad 1]“, d. h. p-1. In der Tat ist ja bei seiner Rechnung 15!=17-1, während in Wirklichkeit 15!=1 mod 17 ist. So erklärt sich dieser falsche Zusatz, der Vacca unverständlich war.“
- Ist
das Produkt von 2 mit einer Primzahl, so gilt auch:
- Ansonsten ist das Ergebnis kongruent zu Null.
bezeichnet dabei die eulersche Phi-Funktion
- Ein weiteres Korollar bezieht sich auf eine Summe von Produkten, in denen jeweils eine Fakultät als Faktor enthalten ist:
ist genau dann eine Primzahl, wenn die Summe
durch
teilbar ist.
- Beweis:
- Wegen
folgt:
- Wegen
- Es gilt folgende Äquivalenzkette:
(1)
- Nach dem Satz von Wilson ist
genau dann eine Primzahl, wenn
durch
teilbar ist.
- Nach dem Satz von Wilson ist
- Nach (1) ist demnach
genau dann eine Primzahl, wenn
durch
teilbar ist, was wiederum gleichbedeutend damit ist, dass
durch
teilbar ist.
- Nach (1) ist demnach
- Da
und
teilerfremd sind, ist die letzte Aussage äquivalent dazu, dass
die Summe
teilt, was zu beweisen war.[3][4]
- Da
Es gilt allgemein:
Eine leichte Verallgemeinerung des Satzes von Wilson lautet:
Eine Zahl ist genau dann Primzahl, wenn für alle
gilt. Dieser Satz lässt sich leicht mit vollständiger Induktion nach und mit dem Satz von Wilson beweisen. Für
oder
ergibt sich der Satz von Wilson. Setzt man hier
, so ergibt sich:
mit
und ungerade ist genau dann Primzahl, wenn
.
Der Satz von Wilson ist ein Spezialfall eines allgemeinen Satzes aus der Theorie der endlichen Körper, der sich wie folgt angeben lässt:[5]
- Ist
ein endlicher Körper und
seine Einheitengruppe,
- so ist stets die Gleichung
- erfüllt.
Der Darstellung von Fischer/Sacher folgend kann man wie folgt argumentieren:[6]
Die in gelegene Teilmenge
ist die Nullstellenmenge des Polynoms und wegen
gilt
.
Andererseits ist offenbar
,
denn jedes Körperelement liefert in dem Produkt zusammen mit seinem Inversen stets den Beitrag
.
Also gilt die behauptete Gleichung.
Das nur für Primzahlen ganzzahlige Ergebnis der Division
wird als Wilson-Quotient bezeichnet[7] (Folge A007619 in OEIS).
Primzahlen , bei denen
sogar durch
teilbar ist, heißen Wilson-Primzahlen.
Beispiel: 13 ist Wilson-Primzahl; denn .
- Eric W. Weisstein: Wilson’s Theorem. In: MathWorld (englisch).
- ↑ Wacław Sierpiński: Elementary Theory of Numbers (= North-Holland Mathematical Library. Band 31). 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. North-Holland (u. a.), Amsterdam (u. a.) 1988, ISBN 0-444-86662-0 (MR0930670).
- ↑ Dietrich Mahnke: "Leibniz auf der Suche nach einer allgemeinen Primzahlgleichung." Bibl. Math. 13 (1912-13), 29–61.
- ↑ Ross Honsberger: Gitter - Reste - Würfel Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1984, ISBN 978-3-528-08476-9, Seiten 34 und 35
- ↑ Douglas Lind, Kenneth Kramer, Steven Minsker: Problem E 1702, American Mathematical Monthly, Los Angeles, (Kalifornien) (1965)
- ↑ Gerd Fischer, Reinhard Sacher: Einführung in die Algebra. 1978, S. 162
- ↑ Gerd Fischer, Reinhard Sacher: Einführung in die Algebra (= Teubner Studienbücher: Mathematik). 2. überarbeitete Auflage. B. G. Teubner, Stuttgart 1978, ISBN 3-519-12053-4 (MR0492996).
- ↑ Eric W. Weisstein: Wilson Quotient. In: MathWorld (englisch).