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Stadtfriedhof (Göttingen) – Wikipedia

Stadtfriedhof Göttingen
Kapelle
Direkt angrenzender Jüdischer Friedhof

Der alte Stadtfriedhof in Göttingen ist ein historischer Friedhof mit Gräbern bedeutender Gelehrter, darunter Max Planck, Max Born, David Hilbert, Friedrich Wöhler und Otto Hahn.

Der Friedhof liegt an der Kasseler Landstraße am östlichen Rand des Göttinger Stadtteils Grone. Das Areal hat eine Fläche von etwa 36 Hektar, auf der sich ca. 40000 Erd- und Urnengräber (Stand 1994) befinden.[1]

Wegen Überfüllng der von Kirchengemeinden geführten innerstädtischen Kirchhöfe und aufgrund wachsender Einwohnerschaft wurde 1879 unter dem Göttinger Bürgermeister Georg Merkel der Beschluss gefasst, unmittelbar westlich des viel älteren Jüdischen Friedhofs und an der Stadtgrenze zum damaligen Ort Grone, heute ein Stadtteil von Göttingen, eine neue kommunale Friedhofsanlage anzulegen.[2] Vorausgegangen waren kirchliche Widerstände[2] und die Verkoppelung der bis dahin kleinparzellierten Göttinger Feldmark, deren eigentlicher Anlass nach Aussage Merkels die Schaffungs eines „großen Gemeinde=Friedhofes“ war.[3]

Als gestalterisches Vorbild diente dem Stadtbaurat Heinrich Gerber der kurz zuvor angelegte Stuttgarter Pragfriedhof.[1] Der erste Abschnitt, der eine Fläche von 7,5 Hektar umfasste, wurde am 15. Dezember 1881[4][1] eingeweiht und löste den Albanifriedhof, den Bartholomäusfriedhof und den katholischen Fridhof als Begräbnisstätten ab. Merkel sprache bei der Eröffnung 1881, langte vor der Bewaldung des Friedhofs: „hoch oben gelegen, mit herrlicher Aussicht ins weite Leinethal und nach den umgebenden Bergen, verspricht dieser Begräbnißplatz, zumal wenn die Anpflanzungen erst weiter gediehen, einer der schönsten und durch berühmte Namen interessanten Friedhöfe zu werden.“[5]

Es folgten Erweiterungen 1899/1900, 1910, 1916, 1937, 1961 und 1963,[1] wobei die repräsentative Friedhofskapelle im neuromanischen Stil und in der Wegeachse des Haupteingangs nach Entwurf Gerbers Teil der ersten Friedhofserweiterung war und 1900 eingeweiht wurde.[1] Die Gestaltung der frühen Friedhofsbereiche verantwortete Stadtgartenmeister August Ahlborn.[1]

Seit 1975 finden neue Begräbnisse Göttingens auf dem neu angelegten Parkfriedhof Junkerberg statt.[6] Seither werden auf dem Göttinger Stadtfriedhof lediglich bestehende Bestattungsrechte berücksichtigt. Eine mehrfach diskutierte Umgestaltung des Areals zu einer Parkanlage[6] wird bereichsweise nach und nach umgesetzt. Nachdem jahrzehntelang keine neuen Grabstätten vergeben worden waren, kann seit 2005 auf dem Stadtfriedhof wieder bestattet werden, aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse allerdings eingeschränkt auf Urnenbeisetzungen.[7]

"Nobelrondell", gemeinsame Gedenkstätte für die an verschiedenen Stellen auf dem Göttinger Stadtfriedhof bestatteten Nobelpreisträger

Auf dem Göttinger Stadtfriedhof sind neun Nobelpreisträger beigesetzt:

Gräber von Wilhelm Weber, Max Born und Rudolf von Jhering
Grab von Friedrich Carl Andreas und Lou Andreas-Salomé
Grab von Konrat Ziegler
Grab von Wolfgang Sartorius von Waltershausen

Zudem fanden folgende Persönlichkeiten auf dem Stadtfriedhof ihre letzte Ruhestätte:

  • Jens-Uwe Brinkmann (Text), Kaspar Seiffer (Fotos): Der Göttinger Stadtfriedhof. Ein Rundgang. Hrsg. Fremdenverkehrsverein Göttingen e. V. und Göttinger Verschönerungsverein, Göttinger Tageblatt, Göttingen 1994, ISBN 3-924781-26-5. (Enthält als Beilage auch einen Lageplan mit Kennzeichnung der Friedhofsabteilungen sowie Markierung der Grabstätten von 19 Ehrenbürgern der Stadt Göttingen.)
  • Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 5,1: Landkreis Göttingen: Stadt Göttingen. Bearbeitet von Ilse Rüttgerodt-Riechmann. Braunschweig 1982, S. 72 f. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 10. März 2024)
  1. a b c d e f Jens-Uwe Brinkmann (Text), Kaspar Seiffer (Fotos): Der Göttinger Stadtfriedhof. Ein Rundgang. Hrsg. Fremdenverkehrsverein Göttingen e. V. und Göttinger Verschönerungsverein, Göttinger Tageblatt, Göttingen 1994, S. 3.
  2. a b Georg Merkel: Erinnerungen an meine fünfundzwanzigjährige Thätigkeit als Bürgermeister von Göttingen. Lüder Horstmann, Göttingen 1897, S. 52 ff.
  3. Georg Merkel: Erinnerungen an meine fünfundzwanzigjährige Thätigkeit als Bürgermeister von Göttingen. Lüder Horstmann, Göttingen 1897, S. 52 f.
  4. Georg Merkel: Erinnerungen an meine fünfundzwanzigjährige Thätigkeit als Bürgermeister von Göttingen. Horstmann, Göttingen 1897, S. 54.
  5. Georg Merkel: Erinnerungen an meine fünfundzwanzigjährige Thätigkeit als Bürgermeister von Göttingen. Lüder Horstmann, Göttingen 1897, S. 55.
  6. a b Jens-Uwe Brinkmann (Text), Kaspar Seiffer (Fotos): Der Göttinger Stadtfriedhof. Ein Rundgang. Hrsg. Fremdenverkehrsverein Göttingen e. V. und Göttinger Verschönerungsverein, Göttinger Tageblatt, Göttingen 1994, S. 4.
  7. Fachdienst Friedhöfe Göttingen (Red.): Die Friedhöfe in Göttingen (Informationsbroschüre), Göttingen 2011, S. 11

Koordinaten: 51° 31′ 57″ N, 9° 54′ 35″ O