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H. 3

  • ️Wed Jan 01 1908
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Passauerstraße ist vor allem wichtig, wie 
die Linien der Architektur mit der nun 
einmal vorhandenen Architektur der an- 
grenzenden Mietshäuser in Einklang ge- 
bracht sind. Hier ist vor allem die klei- 
nere Einteilung der Fenster von großem 
Interesse, Seiner ganzen Lage nach mußte 
das Warenhaus mit seiner Umgebung in 
Beziehung gebracht werden. Am Wiltten- 
bergplatz sprechen ganz andere Gründe 
mit, wie etwa beim Wertheimschen Waren- 
hause in der Leipzigerstraße. Die kleinere 
Fenstereinteilung bietet ein günstiges Äqui- 
valent für die Fensterreihung der Miets- 
häuser, Wenn man den Blick weiterrich- 
tet, paßt sich das neue Warenhaus sogar 
vorzüglich der romanischen Architektur 
der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche an 
und es bewahrheitet sich hier die alte 
Weisheit, daß gute und bedeutende Arbei- 
ten aller Zeiten sich ohne weiteres neben 
einander vertragen, sich gegenseitig sogar 
mehr zur Geltung bringen wie Arbeiten 
gleichen Charakters im Stile der unglück- 
lichen Ausstellungshalle am Zoologischen 
Garten. 
Für die Gesamtfensterteilung des Kauf- 
hauses des Westens war in den engeren 
Straßen vor allem maßgebend, daß die 
unteren Geschosse durch größere Licht- 
zuführ mehr begünstigt werden müßten 
wie die oberen Fenster, die naturgemäß 
kleiner sein konnten. Die durchlaufenden 
Pfeiler sind hier kaum breiter, wie die 
Pfeiler des Messelschen Warenhauses. 
Hier scheint der Lichtzufuhr im vollen 
Maße Genüge geleistet zu sein, zumal die 
Fenster von innen noch durch Reihen von 
Schränken verstellt werden. Sehr glück- 
lich ist die Teilung und die Belebung der 
Fassaden durch Balkons mit Pflanzen, 
die den Zusammenhang mit der Architek- 
tur der Umgebung noch verstärken. Hinter 
den Balkons sind Türen in kleinem Maß- 
stab eingelassen, die das Hochanstrebende 
der großen Fensterarchitekturen und deren 
Größenmaßstab bedeutend verstärken. 
Die Grundrisse des Innern sind klar und 
übersichtlich, Den Mittelpunkt des Ganzen 
bildet eine verhältnismäßig niedere Halle, 
die für die oberen Stockwerke in mehr- 
facher Wiederkehr bedeutenden Platz er- 
spart, allerdings auch den gigantenhaften 
Zug der Wertheimschen Halle vermissen 
läßt. Die Halle ist aus australischem Hart- 
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holz vertäfelt und in ruhigen einfachen 
Linien gegliedert. An diese Halle schließen 
sich nach rechts und links zwei offene 
Höfe als Lichtspender an, die in der wär- 
meren Jahreszeit mit gärtnerischen An- 
lagen und Springbrunnen als Ruheplätze 
dienen sollen. Hinter der Halle liegt in 
einem kleinen halbrunden Anbau die Zen- 
tralkasse, Sie ist von besonderer Eigen- 
art und kommt nach amerikanischen Vor- 
bildern auf dem Kontinent zum erstenmale 
zur Ausführung, Nach Art der Rohrpost 
sind die hundertundfünfzig Zahlstellen des 
Hauses mit dieser Zentralkasse in Verbin- 
dung gebracht. Im Gegensatz zu dem 
komplizierten Zahlungssystem anderer 
Warenhäuser legt hier die Verkäuferin 
Rechnung und Geld in eine Kapsel und be- 
fördert beides zur Zentralkasse, die Kas- 
siererin quittiert und sendet beides wieder 
an die Verkäuferin zurück, Nachdem diese 
die verkaufte Ware eingepackt hat, erhält 
man die Ware ohne weiteren Zeitverlust. 
Wie bei dieser technischen Einrichtung 
gewisse amerikanische Einrichtungen mit- 
sprechen, so sind auch beim Office mit 
seinen Auskunftsstellen und verschiedenen 
Einrichtungen amerikanische Vorbilder 
wenigstens indirekt verwertet. Der ganze 
Raum fällt in seiner lichten Helligkeit und 
seiner praktischen Einteilung besonders 
wohltuend auf. Hier schließt sich die 
Depotkasse der Deutschen Bank an, bei 
der gewisse Formalitäten erledigt werden 
können, 
Von hier aus findet man sich in dem 
gewaltigen Gebäude mit seiner übersicht- 
lichen Einteilung der einzelnen Lager leicht 
und mühelos zurecht. Für alle Abteilun- 
gen ist Wert darauf gelegt, Pfeilerarchi- 
tektur und Decken völlig einfach zu hal- 
ten, da der ausgestellte Wirrwarr der Ver- 
kaufsgegenstände das Auge an sich schon 
hinreichend beschäftigt, Besondere Auf- 
merksamkeit ist den Erfrischungsräumen 
zu teil geworden, die eine prächtige Aus- 
sicht auf den Wittenbergplatz eröffnen, 
Der Raum im Zwischenstock ist mit 
Rüsternholz getäfelt und durch eine beson- 
dere Büffetanlage mit Glasmosaiks her- 
vorgehoben. Über diesem Erfrischungs- 
raum des Zwischenstocks liegt der Tee- 
salon, der wohlgelungenste Raum des 
Hauses, Poliertes Birkenholz steht hier in 
wohltuendem Kontraste zu den srünen