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Passauerstraße ist vor allem wichtig, wie
die Linien der Architektur mit der nun
einmal vorhandenen Architektur der an-
grenzenden Mietshäuser in Einklang ge-
bracht sind. Hier ist vor allem die klei-
nere Einteilung der Fenster von großem
Interesse, Seiner ganzen Lage nach mußte
das Warenhaus mit seiner Umgebung in
Beziehung gebracht werden. Am Wiltten-
bergplatz sprechen ganz andere Gründe
mit, wie etwa beim Wertheimschen Waren-
hause in der Leipzigerstraße. Die kleinere
Fenstereinteilung bietet ein günstiges Äqui-
valent für die Fensterreihung der Miets-
häuser, Wenn man den Blick weiterrich-
tet, paßt sich das neue Warenhaus sogar
vorzüglich der romanischen Architektur
der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche an
und es bewahrheitet sich hier die alte
Weisheit, daß gute und bedeutende Arbei-
ten aller Zeiten sich ohne weiteres neben
einander vertragen, sich gegenseitig sogar
mehr zur Geltung bringen wie Arbeiten
gleichen Charakters im Stile der unglück-
lichen Ausstellungshalle am Zoologischen
Garten.
Für die Gesamtfensterteilung des Kauf-
hauses des Westens war in den engeren
Straßen vor allem maßgebend, daß die
unteren Geschosse durch größere Licht-
zuführ mehr begünstigt werden müßten
wie die oberen Fenster, die naturgemäß
kleiner sein konnten. Die durchlaufenden
Pfeiler sind hier kaum breiter, wie die
Pfeiler des Messelschen Warenhauses.
Hier scheint der Lichtzufuhr im vollen
Maße Genüge geleistet zu sein, zumal die
Fenster von innen noch durch Reihen von
Schränken verstellt werden. Sehr glück-
lich ist die Teilung und die Belebung der
Fassaden durch Balkons mit Pflanzen,
die den Zusammenhang mit der Architek-
tur der Umgebung noch verstärken. Hinter
den Balkons sind Türen in kleinem Maß-
stab eingelassen, die das Hochanstrebende
der großen Fensterarchitekturen und deren
Größenmaßstab bedeutend verstärken.
Die Grundrisse des Innern sind klar und
übersichtlich, Den Mittelpunkt des Ganzen
bildet eine verhältnismäßig niedere Halle,
die für die oberen Stockwerke in mehr-
facher Wiederkehr bedeutenden Platz er-
spart, allerdings auch den gigantenhaften
Zug der Wertheimschen Halle vermissen
läßt. Die Halle ist aus australischem Hart-
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holz vertäfelt und in ruhigen einfachen
Linien gegliedert. An diese Halle schließen
sich nach rechts und links zwei offene
Höfe als Lichtspender an, die in der wär-
meren Jahreszeit mit gärtnerischen An-
lagen und Springbrunnen als Ruheplätze
dienen sollen. Hinter der Halle liegt in
einem kleinen halbrunden Anbau die Zen-
tralkasse, Sie ist von besonderer Eigen-
art und kommt nach amerikanischen Vor-
bildern auf dem Kontinent zum erstenmale
zur Ausführung, Nach Art der Rohrpost
sind die hundertundfünfzig Zahlstellen des
Hauses mit dieser Zentralkasse in Verbin-
dung gebracht. Im Gegensatz zu dem
komplizierten Zahlungssystem anderer
Warenhäuser legt hier die Verkäuferin
Rechnung und Geld in eine Kapsel und be-
fördert beides zur Zentralkasse, die Kas-
siererin quittiert und sendet beides wieder
an die Verkäuferin zurück, Nachdem diese
die verkaufte Ware eingepackt hat, erhält
man die Ware ohne weiteren Zeitverlust.
Wie bei dieser technischen Einrichtung
gewisse amerikanische Einrichtungen mit-
sprechen, so sind auch beim Office mit
seinen Auskunftsstellen und verschiedenen
Einrichtungen amerikanische Vorbilder
wenigstens indirekt verwertet. Der ganze
Raum fällt in seiner lichten Helligkeit und
seiner praktischen Einteilung besonders
wohltuend auf. Hier schließt sich die
Depotkasse der Deutschen Bank an, bei
der gewisse Formalitäten erledigt werden
können,
Von hier aus findet man sich in dem
gewaltigen Gebäude mit seiner übersicht-
lichen Einteilung der einzelnen Lager leicht
und mühelos zurecht. Für alle Abteilun-
gen ist Wert darauf gelegt, Pfeilerarchi-
tektur und Decken völlig einfach zu hal-
ten, da der ausgestellte Wirrwarr der Ver-
kaufsgegenstände das Auge an sich schon
hinreichend beschäftigt, Besondere Auf-
merksamkeit ist den Erfrischungsräumen
zu teil geworden, die eine prächtige Aus-
sicht auf den Wittenbergplatz eröffnen,
Der Raum im Zwischenstock ist mit
Rüsternholz getäfelt und durch eine beson-
dere Büffetanlage mit Glasmosaiks her-
vorgehoben. Über diesem Erfrischungs-
raum des Zwischenstocks liegt der Tee-
salon, der wohlgelungenste Raum des
Hauses, Poliertes Birkenholz steht hier in
wohltuendem Kontraste zu den srünen