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  • ️Sun Jan 01 1928
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Abb. 1. Opernhaus vor dem Umbau. 
II. 
DIE BAUARBEITEN. 
Von Regierurigs- und Baurat Tietze, Berlin. 
Vorgeschichte und Bauprogramm. 
ohl kaum hat je eine Bauaufgabe das Interesse 
weiter Fach- und Laienkreisc so beansprucht, wie 
die Umgestaltung der Staatsoper Unter den Linden. 
Es ist nicht die Aufgabe der folgenden Ausführungen, die 
Gründe darzulegen, die zu diesem Umbau führten. Der 
Hinweis auf die zahlreichen Veröffentlichungen, insbe 
sondere auf diejenigen im Zentralblatt der Bauverwal 
tung, Jahrgang 1926, Heft 14 und 40, mag genügen; er 
wähnt sei nur noch einmal kurz, daß die baulichen Zu 
stände, namentlich in dem vollständig veralteten Bühnen 
hause, gebieterisch Aenderung verlangten. Da der schon 
beschlossene und zur Ausführung bestimmte Neubau in 
folge des verlorenen Krieges nicht ausgeführt werden 
konnte, der Polizeipräsident aber als Aufsichtsorgan den 
Bühnenbetrieb schließen wollte, mußte der Umbau ernst 
lich in Frage gezogen werden. 
Nach vielfachen Planungen und Versuchen stellte 
auf Grund der von der Generalverwaltung der 
Staatstheater als nutznießencler Behörde und von der 
Bau- und Theaterpolizei erhobenen Forderungen die 
Staats-Hochbauverwaltung einen Entwurf auf, der zur 
Ausführung bestimmt wurde. Es dürfte noch in Erinne 
rung sein, daß die interessierten Architektenverbände 
durch ihre vielfachen Einwände eine Nachprüfung dieses 
Entwurfs beim Landtag durchsetzten. Das Finanz-, das 
Kultus- und das Wohlfahrtsministerium, das Ministerium 
des Innern, der Lancltag, die Preußische Bau- und Finanz 
direktion als ausführende Behörde, die General Verwaltung 
der Staatstheater, die Akademie des Bauwesens, die Aka 
demie der Künste, die Architektenverbände, die Stadt 
Berlin, der Beurteilungsausschuß der Stadt Berlin, die 
Städtische Baupolizei, die Theaterpolizei und die Feuer 
wehr haben sich eingehend mit den vorgelegtcn Ent 
würfen befaßt. Der ursprüngliche Entwurf wurde dabei 
abgeändert und durch das Hinübergreifen des Umbaues 
auf das Zuschauerhaus nicht unerheblich erweitert. Hier- 
clurdi war es möglich, die mehr als veralteten Zustände 
auch im Zuschauerhaus grundlegend zu ändern. Es 
konnten nicht nur ausreichende Treppen für die einzelnen 
Ränge gewonnen, sondern auch die Kassen, die Eingangs 
halle und die Flure wesentlich geräumiger und praktischer 
gestaltet werden. Die von der Eingangshalle her unter 
dem Parkett hindurchgeführten Zugänge zum III. und 
F ‘ ^- an S ermöglichten die Herstellung eines neuen 
Lrlrischungsraumes unter dem Parkett. Erst sehr viel 
später entschloß man sich, auch den Zuschauer- 
raum, der naturgemäß während der langen Bauzeit 
stark gelitten hatte, zu erneuern, und darin eine Reihe 
von Verbesserungen vorzunehmen. So wurden die Seh 
linien vieler Plätze wesentlich verbessert durch Ver 
schiebung der Proszeniumswände um je 40 cm parallel 
nach außen. Die Wände des Parketts wurden von der 
inneren an die äußere Stützenreihe verlegt und das Par 
kett selbst, das infolge der Horizontal- und Tiefcrlcgung 
der Bühne etwas gesenkt werden konnte, mit 2 Reihen 
unter die große Mittellogc geführt. Der Gewinn waren 
allein im Parkett 147 Plätze. Desgleichen war es möglich, 
die die Sicht einzelner Plätze stark behindernden Stützen 
im II. und III. Rang um 40 bzw. 25 cm zurückzusetzen. 
Die aus Sicherheitsgründen notwendige Neuarmicrung der 
großen Dachbinder über dem Zuschauerraum erlaubte es, 
die eisernen Stützen im IV. Rang vollständig zu entfernen. 
Auch die große Krone konnte bei der notwendigen Auf 
arbeitung um 1,40 m gekürzt werden, so daß für den 
IV. Rang besonders günstige Sehverhältnisse geschaffen 
wurden. Der gesamte Zuschauerraum ist gänzlich überholt, 
mit neuem Gestühl versehen und in seiner alten Farben 
wirkung (Weiß und Gold auf leuchtendem Rot) wieder 
hergestellt werden. Die am Orchesterraum ausgeführten 
Arbeiten sowie die Schaffung von Doppelwänden im 
I. Rang haben die berühmte Akustik des Hauses nicht nur 
erhalten, sondern sie nach dem Urteil maßgebender Fach 
kreise sogar verbessert. 
Abb. 1 zeigt den Zustand des Opernhauses vor 
dem Umbau. Es darf darauf hingewiesen werden, 
daß der Anblick von den Linden infolge der vielen un 
ruhigen Anbauten des Opernhauses von der Hedwigs 
kirche nicht mehr als die Kuppel zeigt. Auch den Blick 
von der Behrenstrafie auf den südlichen Teil des Hauses 
konnte man wohl kaum als glücklich bezeichnen. Abb. 2 
zeigt den Grundriß vor dem Umbau, der sich zunächst 
nur auf das Bühnenhaus erstrecken sollte. Neu zu 
schaffen waren neben der Erweiterung und Vertiefung 
der Bühne vor allem ein aus Sicherheitsgründen für die 
Darsteller und das Personal von der Theater- und Bau 
polizei verlangter mindestens 5 m breiter Bühnen-Um- 
gang, sehr große Räume für die eigentliche Bühnen 
maschinerie, eine Reihe von Magazinräumen für die 
Dekorationen und neben den gewünschten Künstler-, 
Solo-, Chor- und Ballett-Garderoben eine große Probe 
bühne. Der Schnürbodenaufbau mit seinem Rollenwerk 
sollte hierbei erhalten bleiben.