Einmal über die Zwiebelstraße am Peipsi
- ️Sat Jan 18 2025
Einmal über die Zwiebelstraße am Peipsi
Nach meinem Besuch in der wunderschönen Studentenstadt Tartu zieht es mich wieder zurück an den wunderschönen und riesigen
Peipussee oder Peipsi, wie er liebevoll genannt wird. Sicherlich eine der schönsten Abschnitte meiner
Wohnmobiltour durchs Baltikum. Zwei Tage war ich ja schon in
Mehikoorma am Peipsi, doch hier etwas nördlicher ist der See so unglaublich groß, dass kein Ufer am Horizont zu sehen ist.
Friedhof der Altgläubigen
Die Herkunft der Altgläubigen
1652 reformierte der Patriarchat Nikon die Texte und Riten der russisch-orthodoxen Kirche. Die Altgläubigen lehnten diese Veränderungen ab, dabei gab es verschiedene Gruppen und Formen der Ablehnung. Ab 1667 wurden sie mit einem Kirchenbann belegt und im Anschluss verfolgt und hingerichtet. Viele flohen ins Ausland oder in abgelegene Ecken des russischen Reiches, so zum Beispiel ins Baltikum. In Estland und
Lettland fanden große Gemeinden der Altgläubigen eine neue Heimat.
Samstags brennt die Straße
Die Zwiebelstraße
Eine der größten Siedlungsgebiete war das Ostufer des Peipsis. Die Altgläubigen versorgten sich zumeist selbst und verdienten ein wenig durch den Verkauf ihrer Feldfrüchte. Da sie besonders viele Zwiebeln verkauften, entwickelte sich der Name der Zwiebelstraße- Heute finden sich in Kolkja und Kallaste am Wochenende ein Zwiebelstand am anderen. Mit Erfolg, denn als ich an einem sonnigen Tag die Zwiebelstraße besuchte, war ich erschlagen von den Automassen, die sich durch die Zwiebelstraße zogen. Ein Stand am anderen und ein Auto am anderen. So habe ich Estland nicht kennengelernt.
Ruhige Minuten an der Zwiebelstraße
Dieser Volksauflauf kommt aber nicht so häufig vor. Klar im Sommer ist der Peipsi ein beliebtes Urlaubsziel, da er wunderschön ist und die sanften Strände perfekt für Kinder sind. Am Wochenende kommen viele Tagesausflügler und fahren einmal über die Zwiebelstraße. Wer es ruhiger haben will kommt am frühen Morgen, am Abend oder am besten an Werktagen. Dann eröffnen die langgestreckten Straßendörfer einen tollen Blick in das Leben der Einheimischen. Kleine bunte Holzhäuser. Strahlende Kirchlein mit dem typischen Kreuz der Altgläubigen. Und immer wieder ein Blick auf den See.
Altes Schiff im Hafen
Drei Kulturen in einer Region
Die Gegend um die Zwiebelstraße rein auf die Kultur der Altgläubigen zu reduzieren, ist nicht richtig. In Wirklichkeit leben hier Menschen aus drei Kulturen miteinander beziehungsweise sind die Spuren von drei Kulturen zu finden. Neben den Altgläubigen leben hier viele russischstämmige Balten und auch die Deutschbalten haben ihre Spuren hinterlassen, In Alatskivi kann man das Herrenhaus einer alten deutschen Handelsfamilie bewundern, ganz im Stile eines schottischen Schlosses.
Die Höhlen von Kallaste
Rund um den kleinen Ort Kallaste ist die Küste ein wenig steiler und der rote Sandstein kommt zutage. Hier hat das Wasser des Sees kleine Höhlen eingegraben, die man bei einem Strand gut besuchen kann. Die meisten sind aber so klein, dass der Begriff Höhle etwas übertrieben erscheint. Ein Strandspaziergang und ein Dorfspaziergang in Kallaste ist aber unbedingt zu empfehlen.
Camping an der Zwiebelstraße
An der Ostküste des Peipsis habe ich kaum RMK-Campingplätze gefunden. Wer einen einfachen Stellplatz sucht, der sollte die Häfen der Dörfer besuchen – die man auf der Landkarte leicht an der langen Einfahrt vom See erkennt. An der Häfen gibt es große Parkplätze, auf denen man gut eine Nacht verbringen kann.
Ebenfalls zu empfehlen sind die vielen „richtigen“ Campingplätze am See. Ich fand einen traumhaften Stellplatz am Willipu Camping in Pusi vor Kallaste. eine große Wiese, ein eigener kleiner Strand, Toiletten, Entsorgungsmöglichkeiten und eine Sauna. Dazu wird man vom Besitzer freundlich in sehr gutem Deutsch begrüßt und bekommt erst einmal einen Rundgang. Dazu wunderbar ruhig und die Sonnenaufgänge sind ein Traum!
Zwiebelzöpfe
Nach der Zwiebelstraße
Ein Besuch der Zwiebelstraße ist sehr zu empfehlen. Zum einen gehört die Kultur zu Estland und wer das Land kennenlernen will, der darf das nicht verpassen. Zum anderen ist der See einfach wunderschön. Nach der Zwiebelstraße fahre ich auf meiner
Wohnmobiltour durchs Baltikum weiter nach Norden. Entlang der Küste finde ich eine Vielzahl wunderschöner Kirchlein und anderer Fotospots. In
Kauksi erreiche ich das Nordufer. Der kilometerlange Sandstrand ist wohl das schönste, was ich bisher im Baltikum gesehen habe. Dazu finde ich hier den größten
RMK Campingplatz Estlands, ein
RMK Infozentrum und traumhafte Möglichkeiten für einen tollen Urlaub!