Die Ritteradligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches
Genealogische Arbeiten gehören heute zu den Seltenheiten. Sie sind für ein rechtes Verständnis des Historischen aber von besonderer Wichtigkeit. Diese Untersuchung beseitigt ein Desiderat der bisherigen Forschung über den oberdeutschen Adel des Alten Reiches: Sie liefert eine gründliche, erschöpfende Ahnenforschung des aus der Niederrhön stammenden weitverzweigten fränkischen Geschlechts der von Hutten. Es war eine mühsame Arbeit: Sie trug 440 Namen der Gesamtsippe in ihren verschiedenen Stämmen und Linien zusammen, aus gut achtzig öffentlichen und privaten Archiven im In- und Ausland, in die sich der Verfasser mit Beharrlichkeit und Zähigkeit Zugang zu verschaffen wußte, was insbesondere für Adelsarchive bemerkenswert war. Hinzu kamen erfolgreiche Recherchen in zahlreichen gedruckten Quellen und in einer fast unüberschaubaren Literatur. Für richtig, notwendig und selbstverständlich erachtet es der Verfasser auch die weiblichen Angehörigen des Gesamtgeschlechts zu erfassen und damit von einer weitverbreiteten Gepflogenheit vieler Quellen abzuweichen, sie nur oberflächlich oder am Rande zu behandeln. Damit erweist sich die Untersuchung als moderner Beitrag zur sozialgeschichtlichen Forschung. Erfaßt sind die aus dem gemeinsamen Hauptstamm Stolzenberg entstandenen - heute großenteils erloschenen - älteren und jüngeren Stämme Stolzenberg, Steckelberg, Gronau, und Franken samt ihren vielen Linien im geographischen Raum zwischen Fulda, Hanau, Würzburg und Bamberg. Viele bedeutende und bekannte Persönlichkeiten sind aus ihnen hervorgegangen, u. a. der berühmte Humanist und "Pfaffenfresser" Ulrich von Hutten, einst von Kaiser Maximilian I. gekrönter "poeta laureatus". Zu Fürstbischöfen avancierten Moritz von Eichstätt und Christoph Franz von Würzburg, zum Kardinal und Fürstbischof von Speyer Franz Christoph. Zahlreiche Domherren und Pröpste sind in den Hochstiftern des Fränkischen und Oberrheinischen Reichskreises tätig gewesen. Adalbert Philipp von Hutten aus der Linie Romsthal-Steinbach (+1788) leitete als landesfürstlicher Beamter und Kanzler die Geschicke der Universität Bamberg. Als Hauptleute und Räte fränkischer Ritterkantone waren viele Angehörige des Gesamtgeschlechts bei der Verwaltung eingesetzt. So auch als fürstliche Diplomaten und Hofbeamte als Räte und Minister bei der Regierung ihrer Territorien. Sie verhalfen zu Ansehen, zu zahllosen Kontakten innerhalb ihrer sozialen Schicht, was wichtig wegen eventuell anstehender Heiratsverbindungen war, und angemessenem Lebensunterhalt. Aus der Summe der Einzelpersonen, die nicht nur mit ihren Lebensdaten, sondern auch mit den wichtigsten Lebensstationen dargestellt sind, konnten Stammtafeln der verschiedenen Hauptstämme eine objektive Genauigkeit und Zusammenschau des Werdens dieser weit verzweigten Familie geschaffen werden, die den gesamten Zeitraum von der ersten urkundlichen Erwähnung 1274 bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts umfassen. Dank beachtlicher Vermögensverhältnisse und durch reichsunmittelbares Grundeigentum in den Hochstiftern wurde aus dem freien Reichsritter der Reichsfreiherr, der bei Auflösung der Feudalgesellschaft mit erheblichen sozialen Umschichtungen konfrontiert wurde. Durch den sogenannten Reichsdeputationshauptschluß von 1803 verschwand das politische Gebilde Franken und ging im Königreich Bayern auf. Eine Neuorientierung und Nobilitierung in den bayerischen Adelsstand war die Folge. Die Arbeit hat insgesamt gesehen nach den Methoden neuerer Forschung die Bedeutung des ritteradligen Geschlechts von Hutten einschließlich der sich widerspiegelnden Familienverbindungen als ein Stück fränkischer Ritterschaftsgeschichte nachgezeichnet, wobei die vergleichende graphische Aufbereitung und Darstellung mit besitzgeschichtlichem Hintergrund nicht fehlen durfte.