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Diabetes mellitus - DocCheck Flexikon

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Es werden mehrere Formen des Diabetes mellitus unterschieden, die nach einem Positionspapier der American Diabetes Association (ADA) folgendermaßen eingeteilt werden:[5]

Einteilung des Diabetes mellitus
Klasse (Typ) Beschreibung
1A Insulinmangel, immunologisch
1B Insulinmangel, idiopathisch
2 Insulinresistenz und simultane Funktionseinschränkung der Betazellen
3A Genetisch bedingte Betazellstörung
3B Genetisch bedingte Insulinresistenz
3C Pankreopriver Diabetes mellitus
3D Sekundär endokriner Diabetes mellitus
3E Diabetes mellitus durch Chemikalien oder Medikamente bedingt
3F Infektiös
3G Immunologisch
3H Andere genetische Syndrome
4 Gestationsdiabetes

Diese Einteilung entspricht seit 1998 auch den Empfehlungen der WHO. Es existieren jedoch auch Sonderformen des Diabetes mellitus, die nicht in der obigen Klassifikation enthalten sind.

Typ-1-Diabetes (ADA Klasse 1)

Definition

Der Typ-1-Diabetes beruht auf einem Mangel an Insulin infolge einer Zerstörung der insulinproduzierenden Beta-Zellen in den Langerhans'schen Inseln des Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Am höchsten ist die Neuerkrankungsrate bei Kindern zwischen 11 und 13 Jahren. Deshalb wurde der Typ 1 Diabetes früher auch als jugendlicher oder juveniler Diabetes bezeichnet.

Pathomechanismus

Als Ursache des Typ-1-Diabetes gilt heute das Zusammenwirken von erblicher Veranlagung und äußeren Faktoren (z.B. bestimmte Virusinfektionen) und einer Fehlsteuerung des Immunsystems. So sind bestimmte weiße Blutkörperchen (T-Lymphozyten) beschrieben, die sich speziell gegen die Beta-Zellen richten; auch Antikörper gegen Beta-Zellen, gegen Glutamatdecarboxylase oder gegen Insulin lassen sich bei Typ-1-Diabetikern nachweisen. In Folge der immunologischen Fehlfunktionen kommt es zum Untergang der insulinproduzierenden Zellen und zum absoluten Insulinmangel. Ohne Insulin kann jedoch Glukose kaum noch aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen werden.

Therapie

Basistherapie
  • Ernährungsumstellung
  • Körperliche Beanspruchung
  • Stabilisierung der Stimmung (Umstellung des eigenen Umfelds)
Medikamentöse Therapie

Sonderformen

  • LADA: Einen latent insulinpflichtigen Diabetes mellitus im Erwachsenenalter nennt man LADA (Latent Autoimmune Diabetes in Adults).
  • JODA: Als JODA (Juvenile-Onset Diabetes of the Adults) bezeichnet man einen ab dem 40. Lebensjahr auftretenden Diabetes vom Typ 1.

Typ-2-Diabetes (ADA Klasse 2)

Definition

Der Typ-2-Diabetes beruht in erster Linie auf einem verminderten Ansprechen der Körperzellen auf Insulin. Eine zweite notwendige Voraussetzung ist eine Funktionseinschränkung der Betazellen. Beide Faktoren alleine würden noch keinen Diabetes verursachen, aber in der Kombination resultiert eine Störung der Glukose-Homöostase.

Prädilektionsalter

Der Diabetes mellitus Typ 2 macht sich meist nach dem 40. Lebensjahr erstmals bemerkbar und wurde deshalb früher auch als Altersdiabetes oder "Alterszucker" bezeichnet. Inzwischen verschiebt sich das Alter der Erstmanifestation zunehmend auf jüngere Patientenkollektive.

Ursachen

Auslösende Faktoren könnten neben einer genetisch bedingten Prädisposition fettreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sein - meist führt eine Kombination dieser Risiken zum Ausbruch der Krankheit.

Pathomechanismen

Periphere Insulinresistenz

Die Hauptursache einer herabgesetzten Insulinsensitivität ist die Abnahme der Insulinrezeptordichte und damit einhergehend eine geringere Bereitschaft der Zellen, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Seltenere Ursachen für eine herabgesetzte Insulinsensitivität sind genetische Defekte der Rezeptoren oder nachgeschalteter Elemente der intrazellulären Signaltransduktion. Zum Ausgleich des gesteigerten Blutzuckers reagiert der Körper zunächst mit einer gesteigerten Insulinsekretion, was in der Folge die Insulinresistenz bei sinkender Sekretionskapazität forciert.

Die Insulinresistenz fördert die Entstehung einer Hyperglykämie durch:

  • verminderte insulinabhängige Glukoseaufnahme in Muskel- und Fettzellen durch mangelnden Einbau von GLUT4 in die Zellmembran
  • fehlende Hemmung der Glykogenolyse und Glukoneogenese in der Leber
Gestörte Insulinsekretion

Eine gestörte Insulinsekretion wird durch eine verminderte Aktivität des GLUT-1-Transporters der ß-Zellen ausgelöst. Infolgedessen ist die Insulinsekretion herabgesetzt, wodurch die Aufnahme der Glukose in die Körperzellen gemindert wird. Der Insulinmangel im Blut bewirkt eine gesteigerte Glukagonwirkung, wodurch eine Hyperglykämie weiter verstärkt wirkt.

Therapie

Basistherapie
  • Lifestyle-Änderung, d.h. insbesondere Ernährungsumstellung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion.
  • Bewusste und kontrollierte Kohlenhydrataufnahme
  • Körperliche Bewegung: Die körperliche Bewegung wird häufig in ihrer Bedeutung unterschätzt. Sie verbessert die Glukoseaufnahme und - verwertung in der Skelettmuskulatur, verbessert die Energiebilanz und kann so entscheidend dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu senken.
Medikamentöse Therapie

Die Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft empfehlen bereits bei Diagnosestellung des Diabetes mellitus Typ 2 die Einleitung einer Therapie mit Metformin, solange keine Kontraindikation besteht.

Sonstige Formen (ADA Klasse 3)

Weitere Formen des Diabetes mellitus, die nicht dem Typ 1 oder dem Typ 2 zugerechnet werden, werden als Typ-3-Diabetes bezeichnet. Dazu zählen:

  • Diabetes durch genetische Defekte der Betazelle
  • Diabetes durch genetische Defekte der Insulinsekretion
  • Diabetes durch Erkrankungen des Pankreas (pankreopriver Diabetes)
  • Diabetes durch Endokrinopathien
  • Diabetes durch Medikamente oder Chemikalien
  • Diabetes durch Infektionen
  • ungewöhnliche Formen des immunvermittelten Diabetes
  • andere genetische Syndrome, die mit Diabetes assoziiert sind

Zu den genetischen Defekten der Betazelle zählt eine bereits bei Kindern auftretende Form des Diabetes mellitus, die dem Typ 2 ähnelt und in der Literatur als MODY (Maturity-Onset Diabetes of the Young) bezeichnet wird.

Gestationsdiabetes (ADA Klasse 4)

Ein erstmals während der Schwangerschaft auftretender Diabetes wird als Schwangerschafts- oder Gestationsdiabetes bezeichnet. Durch die vermehrt im Körper vorliegenden Steroidhormone wird die Produktion von Insulin gehemmt, so dass die Blutzuckerwerte hormonabhängig stark steigen können. In der Regel verschwindet diese Form des Diabetes nach Beendigung der Schwangerschaft. Dabei ist jedoch das Risiko für die spätere Entwicklung eines Typ-2- oder Typ-1-Diabetes stark erhöht.

Sonderformen

Ein Diabetes mellitus, der nach einer Transplantation auftritt, wird als New-Onset Diabetes After Transplantation (NODAT) bezeichnet.

Eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren kann außerdem in seltenen Fällen durch immunologische Zerstörung von β-Zellen einen sogenannten Checkpoint-Inhibitor-assoziierten Diabetes mellitus (CIADM) hervorrufen. Trotz teilweiser Überschneidungen zum Typ-1-Diabetes wird der CIADM aufgrund zahlreicher Eigencharakteristika als eigenständige Diabetesform aufgefasst.[6][7]