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David Kopp: „Es gibt für mich keine Zukunft im Radsport“

  • ️General-Anzeiger Bonn
  • ️Fri Mar 27 2009

David Kopp: "Es gibt für mich keine Zukunft im Radsport"

Radrennfahrer kündigt im Interview seinen Abschied als Profi an, unabhängig vom Ausgang der Kokain-Affäre

In einer Kölner Diskothek aus Frust getrunken, aber nicht gekokst haben will der Bonner Radprofi David Kopp (30) zwei Tage, bevor er bei einem Rennen in Belgien positiv getestet wurde. Mit David Kopp sprach Hansjürgen Melzer.

General-Anzeiger: Wie sind Sie vom Bund Deutscher Radfahrer, der am Donnerstag Ihren Dopingfall publik machte, informiert worden?

David Kopp: Überhaupt nicht. Ich habe keinerlei Nachricht bekommen. Drei bis vier Wochen nach dem Rennen hatte ich Post vom flämischen Verband erhalten. Damals bin ich aus allen Wolken gefallen. Nachdem ich mit meinem Anwalt Michael Lehner eine Stellungnahme abgegeben hatte, habe ich von dem Fall nie wieder etwas gehört. Für mich war das abgehakt. Bis ich von Ihnen angerufen wurde.

GA: Warum haben Sie auf die Öffnung der B-Probe verzichtet?

Kopp: Ich habe darauf verzichtet, da sie mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden gewesen wäre und ich bis heute davon ausgehe, dass es sich um kein offizielles Rennen und somit nur um eine Trainingskontrolle gehandelt hat. Der Konsum von Kokain wird aber nur bei Wettkämpfen mit einer Sperre geahndet.

GA: Wie erklären Sie sich den positiven Befund?

Kopp: Ich habe zwei Tage vor dem Rennen in einer Kölner Diskothek gefeiert. Es war eine sehr feucht-fröhliche Angelegenheit und ich habe viel getrunken. Ich habe aber wissentlich kein Kokain zu mir genommen. Ich habe auch nur gefeiert, weil die Saison für mich eigentlich gelaufen war.

GA: Warum sind Sie dann zwei Tage später in Belgien gestartet?

Kopp: Am Tag nach der Feier habe ich einen Anruf von meinem Team bekommen, ob ich da fahren könnte. Da ich Profi bin, habe ich mir gesagt, ich habe zwar ein bisschen viel getrunken, aber ich fahre da trotzdem mit.

GA: Ihr Fall erinnert aber ein wenig an Jan Ullrich, der im Sommer 2002 wegen einer Verletzung, die ihn die Tour-Teilnahme kostete, so frustriert war, dass er in einer Diskothek die Partydroge Ecstasy nahm?

Kopp: Ich kann nur wiederholen, dass ich wissentlich nichts genommen habe. Aber es ist sonst sicher nicht meine Art, auf Partys zu gehen, während die Saison noch läuft. Ich war schon sehr frustriert. Diese Frustration habe ich mir mir herumgetragen, seit mein Vertrag beim Team Gerolsteiner ausgelaufen war. Nachdem die Saison bei Collstrop gut angefangen hatte, ging das gleiche Spiel wieder von vorne los.

Zur PersonDer gebürtige Bonner, der in Köln lebt, startete in der Jugend für den VfL Rheinbach und anschließend im Telekom-Juniorteam. Nach zwei Jahren im Profiteam der Bonner fuhr er zwei Jahre in den unterklassigen Mannschaften Team Lamonta (2004) und Team Wiesenhof (2005), für das er auch sein Lieblingsrennen "Rund um Köln" gewann. 2006 und 2007 startete er für das Team Gerolsteiner, im ersten Jahr nahm er an der Tour de France teil. Im Januar 2008 unterschrieb er beim Continental Team Cycle Collstrop, das zum Saisonende aufgelöst wurde.GA: Bedeutet das nun das Ende Ihrer Radsport-Karriere?

Kopp: Möglicherweise. Aber das hätte auch so passieren können. Das Team Collstrop wurde ja aufgelöst, weil sich kein Sponsor mehr fand. Das ist alles kein Zustand mehr. Seitdem man meinen besten Freund Stefan Schumacher gesperrt hat, wurde es auch für mich extrem schwierig, eine neues Team zu finden. Es gibt für mich keine Zukunft im Radsport.

GA: Was wollen Sie nun machen?

Kopp: Mir ist wichtig, dass die Sache schnellstmöglich geklärt wird. Auch aus Rücksicht auf meine Familie und meine Freunde, weil das schwebende Verfahren auch für sie nicht einfach ist. Die Fakten liegen ja alle auf dem Tisch. Ich habe außerdem ein Angebot erhalten, Fahrradtouristen zu betreuen. Aber das kann ich natürlich auch nicht machen, wenn ich für zwei Jahre gesperrt werde.