Apple Silicon: Worauf Mac-Nutzer künftig verzichten müssen
- ️Ben Schwan
- ️Wed Jul 29 2020
Noch in diesem Jahr steht eine große Veränderung für Mac-Nutzer an: Erstmals seit 2005 steht wieder ein großer Prozessorwechsel vor der Tür. Der ARM-Switch bedeutet einen Wechsel von den bewährten Intel-Prozessoren hin zu Apples eigener Chiparchitektur auf Basis von A-Prozessoren. Die SoCs werkeln seit Jahren in iPhones, iPads und dem iPod touch und kombinieren flotte Prozessorkerne mit GPU-Bausteinen. macOS 11 alias Big Sur ist bereits zur ARM-Architektur kompatibel, ebenso wie viele andere Apple-Apps.
Doch welche Nachteile wird der neuerliche Switch bringen? Auf welche Probleme müssen sich die Nutzer vorbereiten, wenn sie ab Herbst oder Winter 2020 zum ersten ARM-Mac greifen? Wir liefern einen Überblick.
1. Windows geht (wohl) nicht mehr
Ein praktisches Merkmal der Intel-Macs war stets, dass man, wenn man das wollte, problemlos auch PC-Betriebssysteme wie Windows installieren konnte. Das ging am simpelsten über Apples hauseigene Architektur Boot Camp, die sogar passende Treiber mitbringt. Die Alternative, das Virtualisieren von Windows über VM-Anwendungen wie Parallels, VMware oder Virtualbox, war ebenfalls problemlos möglich. Dass Boot Camp wegfällt, hat Apple bereits durchblicken lassen– ohne Intel-Chips auch kein Windows-Boot.
Auch die simple Virtualisierung von PC-Betriebssystemen ist aufgrund der neuen Architektur nicht möglich – außer man nimmt ein ARM-Windows oder ein ARM-Linux. Denkbar bleibt, dass Softwareanbieter aufgrund der flotten Hardware eine Emulation von Windows anbieten – von WINE über Crossover bis hin zu komplett neuen Programmen ist einiges denkbar, wenn sich Developer anstrengen.
2. Legacy-Software sagt Bye-bye
Programme, die für ARM-Prozessoren nicht optimiert wurden, werden unter macOS Big Sur weiterlaufen – wenn sie nicht zu Hardware-nah sind. Dazu hat Apple mit Rosetta 2 eine Kompatibilitäts- beziehungsweise Emulationsschicht integriert. Es ist allerdings nicht wahrscheinlich, dass alle Programme komplett problemfrei laufen – oder auch nur sehr performant. Auch denkbar ist, dass Apple in einigen macOS-Versionen Rosetta komplett zurückzieht, wie das schon beim Intel-Switch für PowerPC-Programme der Fall war.
Entsprechend kann man nur hoffen, dass alle Lieblingsprogramme für ARM-Macs angepasst werden. Wirklich schwer ist das laut Apple angeblich nicht, wobei dies vor allem für modernen Code gilt, der sowieso bereits in Xcode und am besten mit der Apple-Programmiersprache Swift entworfen wurde.
3. GPUs nur noch von Apple
Bislang sieht vieles danach aus, dass Apple mit dem ARM-Switch künftig auch den Grafikkartenmarkt beherrschen wird. GPUs sind Teil der A-Prozessor-SoCs; entsprechend werden keine externen Grafikchips mehr benötigt.
Ob ARM-Macs dennoch mit diesen kompatibel sein werden, weiß aktuell noch kein Mensch – dazu müsste Apple Mittel und Wege finden, diese via PCIe anzubinden. Externe GPUs, bei Mac-Nutzern im Profi- oder Gaming-Bereich zunehmend beliebt, fallen daher zunächst einemal flach.
4. Alternatives OS nur mit Linux
Wer auf seinem Mac nicht macOS laufen lassen will, guckt zumindest am Anfang in die Röhre. Denkbar ist nur, dass Linux-Fans schnellstmöglich Anpassungen von ARM-Varianten des Betriebssystems durchführen, damit diese auf Macs laufen. Das könnte aber noch einige Monate dauern.
Ob Microsoft (oder Apple) Interesse daran hat, die ARM-Version von Windows für den Mac zu portieren, bleibt abzuwarten. Komplett ausgeschlossen wäre eine Rückkehr von Boot Camp für ARM-Windows (siehe Punkt 1) aber nicht – wo ein Wille ist...
5. Thunderbolt wird interessant
Apple hat bereits mitgeteilt, dass ARM-Macs eine Unterstützung für Thunderbolt bekommen – ob für 3 oder gleich 4, ist noch unklar. Das heißt aber nicht, dass jedes Gerät sofort auch mit den Apple-Silicon-Maschinen kompatibel sein wird. Schließlich braucht es auf Betriebssystem-Ebene noch passende Treiber. Dieser Bereich ist für Thunderbolt in Kombination mit ARM noch gänzlich unerforscht, zumal der Job zunächst total bei Apple liegt.
- Alles zum Thema Apple Silicon und den Einschränkungen und Neuerungen, die durch den ARM-Switch auf die Mac-Nutzer zukommen, lesen Sie im kommenden Mac & i Heft 4/2020, das ab dem 6. August erhältlich ist.
(bsc)