Prammer-Sieg: Linz flächendeckend rot
- ️Sun Jan 26 2025
Linz
Der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) gewinnt die Linzer Bürgermeister-Stichwahl klar mit 77,1 Prozent der Stimmen. FPÖ-Kandidat Michael Raml kommt auf 22,9 Prozent. Prammer wird am 6. Februar als neuer Bürgermeister angelobt.
26. Jänner 2025, 16.29 Uhr (Update: 27. Jänner 2025, 10.58 Uhr)
Bereits bei der ersten Wahl vor zwei Wochen, bei der sieben Kandidaten angetreten waren, lag Prammer mit klarem Abstand (40,2 Prozent) vor dem zweitplatzierten Raml (20,2 Prozent). Fast 152.000 Bürgerinnen und Bürger waren wahlberechtigt.
Angelobung am 6. Februar
Als neuer Bürgermeister angelobt wird Prammer, der derzeit geschäftsführender Vizebürgermeister ist, in der Gemeinderatssitzung am 6. Februar. Dann soll die Ressorteinteilung für den Stadtsenat beschlossen werden und ab dem folgenden Tag gelten. Neu einziehen in den Stadtsenat wird dann der Uniprofessor Thomas Gegenhuber (SPÖ) als Stadtrat für Wirtschaft und Innovation. Damit ist der Stadtsenat, der seit dem Rücktritt Klaus Lugers (SPÖ) ein Mitglied weniger zählte, wieder vollständig und zählt acht Mitglieder.
Prammer (SPÖ) über seinen klaren Sieg
Dietmar Prammer im ORF-Interview nach seinem klaren Sieg in der Stichwahl am Sonntag
Prammer sagte, die „politische Großwetterlage“ – seien es die Koalitionsverhandlungen im Bund oder die Vorgänge unter dem neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump – sei ihm sicher zugutegekommen. „Da wird es viele Menschen geben, die ein Zeichen setzen wollten für ein Miteinander“, und er stehe für Stabilität und Zusammenhalt, so Prammer.

In einer ersten Stellungnahme sieht der geschäftsführende Vorsitzende der SPÖ, Alois Stöger, den „eindeutigen Wahlsieg“ auch als ein klares Bekenntnis der Linzerinnen und Linzer zu einer Politik, die auf Zusammenhalt, Lebensqualität und zukunftsweisende Innovationen setzt. Prammer habe gezeigt, dass seine Vision für Linz auf Zustimmung stoße. Die SPÖ stehe Schulter an Schulter in Stadt und Land für ein leistbares und lebenswerteres Oberösterreich.
Linzer Landkarte flächendeckend rot
Für die Bezirksergebnisse hat die APA die von der Stadt veröffentlichten Ergebnisse der 215 Wahlsprengel zu 16 Stadtvierteln zusammengefasst. Seine stärksten Ergebnisse erzielte er in den Zentrumsbezirken Innenstadt und Urfahr, im Stadtteil Froschberg sowie in den eher wohlhabenderen Vierteln nördlich der Donau – Pöstlingberg, St. Magdalena – und dem Uni-Viertel Auhof mit Werten über 80 Prozent.
Knapp unter 70 Prozent blieb er nur in den südlichen Stadtteilen Kleinmünchen-Auwiesen, Neue Heimat und Ebelsberg, in denen einige soziale Brennpunkte zu finden sind und etwas mehr als 30 Prozent für Raml stimmten. Zu den Detailergebnissen auf der Website der Stadt Linz.
Wohlwollende Industriellenvereinigung
Überraschend wohlwollende Gratulationen an die Adresse des neuen SPÖ-Stadtchefs kamen indes auch von der Industriellenvereinigung Oberösterreich, die auf eine „Fortsetzung der Zusammenarbeit, die unter Bürgermeister Klaus Luger hervorragend funktioniert hat“, hofft. Linz sei das „Herz der Industrie Österreichs“ und habe „ideale Voraussetzungen zur Gestaltung der digitalen und der grünen Transformation“, streute man der Stadt Rosen. Die IV wünscht sich vom künftigen Bürgermeister eine „Weiterentwicklung als attraktive Universitätsstadt“ und eine „engere Zusammenarbeit im oberösterreichischen Zentralraum in allen Bereichen“.
Stelzer: „Klarheit gut für Oberösterreich“
Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) gratulierte Wahlsieger Prammer bereits. Er betonte, dass es gut für das Land Oberösterreich sei, dass es wieder Klarheit gebe. Die Stadt Linz und das Land Oberösterreich würden vor großen Aufgaben stehen, die gemeinsame Lösungen brauchen. Dazu brauche es eine tragfähige und verlässliche Zusammenarbeit, so Stelzer.
Raml: „Man sieht sich immer zweimal“
Der unterlegene Konkurrent Raml sprach bei seinem Ergebnis von einem „Etappensieg“, weil er es als Freiheitlicher erstmals in die Stichwahl geschafft hat. „Nach der Wahl ist vor der Wahl“, sagte er mit Blick auf den nächsten Wahltermin im Herbst 2027, wo er erneut als Bürgermeisterkandidat antreten wolle. Gegenüber dem ORF OÖ sagte er: „In zwei Jahren wählen wir den Bürgermeister neu, auch den Gemeinderat. Ich bin 37 Jahre jung, man sieht sich immer zweimal im Leben.“
Raml (FPÖ) zum Wahlergebnis
Michael Raml (FPÖ) musste sich in der Stichwahl klar geschlagen geben, spricht aber von einem Etappensieg im Hinblick auf die Wahl im Herbst 2027.
FPÖ-Landesparteiobmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner gratulierte Raml zum Achtungserfolg. „Es ist dies mit Sicherheit für die FPÖ in unserem Bundesland ein historisches Ergebnis, dass erstmals ein freiheitlicher Kandidat bei der Stichwahl in Linz im Rennen war“, so Haimbuchner in der Aussendung.
Auch wenn die oberösterreichische Landeshauptstadt seit 1945 durchgehend von roten Bürgermeistern regiert wird, war die jetzige Wahl, wie es Prammer selber stets formulierte, alles andere als eine „gmahde Wiesn“.
Hajart gratuliert, aber „keine Zeit zum Gemütlichmachen“
Der Drittplatzierte des ersten Wahlgangs, Martin Hajart (ÖVP), gratuliert Prammer zum Wahlsieg. Linz sei eine lebenswerte Stadt, aber mit Verbesserungsbedarf in vielen Bereichen – und nennt etwa den Integrationsbereich. Es sei deshalb „keine Zeit, es sich im Bürgermeistersessel gemütlich zu machen“.
Dietmar Prammer ist neuer Bürgermeister von Linz
Der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) hat die Linzer Bürgermeister-Stichwahl mit 77,1 Prozent der Stimmen klar gewonnen. FPÖ-Kandidat Michael Raml kommt auf 22,9 Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit 44,2 Prozent exakt gleich hoch wie beim ersten Wahlgang.
Schobesberger sieht Zusammenarbeit positiv entgegen
Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne) gratulierte ebenso und sieht der künftigen Zusammenarbeit positiv entgegen. Es gebe genug zu tun, um „Linz von einer Stadt der Investoren zu einer leistbaren Stadt für die Menschen und zu einer Klimastadt“ zu machen.
Neos-Gemeinderat Georg Redlhammer, der im ersten Wahlgang ausgeschieden war, wünscht sich von Prammer „eine Transparenzreform und ein viel entschlosseneres, aktives Handeln". Der pinke Landessprecher Felix Eypeltauer fordert ein"konstruktives Miteinander“ von Land und Stadt ein, denn „das ewige parteipolitische Geplänkel zwischen einem schwarzen Landeshauptmann und einem roten Bürgermeister interessiert niemanden mehr“.
Die MFG sieht die niedrige Wahlbeteiligung als Zeichen dafür, dass die Linzer Bevölkerung das Vertrauen in die etablierte Politik verloren hat.
Wahl nach Rücktritt Lugers im Herbst
Denn der Grund, warum die oberösterreichische Landeshauptstadt zweieinhalb Jahre vor dem regulären Termin ein neues Stadtoberhaupt wählen musste, war der Rücktritt von Bürgermeister Klaus Luger im Zuge der „Brucknerhaus-Affäre“. Der Urnengang in Linz fiel zudem in die Zeit, in der die Freiheitlichen mit gewonnenen Wahlen und den laufenden Verhandlungen über eine Bundesregierung deutlich Rückenwind verspürten.