Unwetterschäden: Neue Weststrecke monatelang gesperrt
- ️Mon Sep 23 2024
Unwetterschäden
Aufgrund der Hochwasserschäden muss die „neue“ Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Pölten in Niederösterreich mehrere Monate gesperrt werden. Der Schaden liege im dreistelligen Millionenbereich, sagte Judith Engel, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG, am Montag bei einem Pressegespräch im Bahnhof Tullnerfeld.
23. September 2024, 13.21 Uhr (Update: 23. September 2024, 14.12 Uhr)
Wann der Betrieb in dem Streckenabschnitt wieder aufgenommen wird, ist vorerst ungewiss. Der Bahnhof Tullnerfeld und der Tunnel Atzenbrugg wurden vom Hochwasser besonders stark getroffen. Wie groß das Ausmaß der Schäden ist, sei erst in den vergangenen Tagen sichtbar geworden, nachdem die Feuerwehr das Wasser, das einen Meter hoch gestanden war, abgepumpt hatte, so Engel.
Es sei damit zu rechnen, dass der Wiederaufbau mehrere Monate dauern werde. Das Jahrhunderthochwasser habe Jahrhundertschäden an der Schieneninfrastruktur hinterlassen. Für den 2,5 Kilometer langen Tunnel Atzenbrugg ist laut Engel davon auszugehen, dass die elektrischen Anlagen komplett neu installiert werden müssen. Es gebe dort ebenso wie im Bahnhof Tullnerfeld nach wie vor keine Stromversorgung.

Auch auf „alter“ Weststrecke noch Aufräumarbeiten
Die „alte“ Weststrecke durch den Wienerwald soll ab 10. Oktober wieder zweigleisig befahrbar sein, sagte Engel am Montag. Bis dahin sollen restliche Vermurungen geräumt und Gleisschäden repariert sein. Sie sei zuversichtlich, dass der Termin halten werde, so die Vorständin. Ehe es so weit sei, würden Messfahrten stattfinden. Sicherheit auf der Strecke gehe jedenfalls vor.
Die Weststrecke ist die am stärksten befahrene Verbindung der ÖBB. An normalen Tagen verkehren zwischen Wien und St. Pölten etwa 550 Personen- und Güterzüge. Aufgrund der Unterbrechung sind es aktuell nur etwa 150. Mit der Inbetriebnahme des zweiten Gleises auf der „alten“ Strecke soll die Kapazität auf etwa 300 angehoben werden. Das entspricht laut Engel dem Niveau des Jahres 2012. Damals wurde die neue Verbindung eröffnet. Es werde „mit Hochdruck“ gearbeitet, versicherte die Vorständin.

Ministerium: Zu früh für Schätzung der Schadenshöhe
Das Finanzministerium kann derzeit noch keine Schätzung der Unwetterkosten für die öffentliche Hand liefern. „Die Auswirkungen des Hochwassers auf das Bundesbudget werden vor allem den Katastrophenfonds betreffen. Vor einer Aussage über die Höhe der Kosten für die Beseitigung der Schäden, die aus dem Katastrophenfonds des Bundes mitfinanziert werden, bleiben die Anträge der Länder abzuwarten“, hieß es vom Finanzministerium.
„Für Schätzungen, wie hoch diese sein werden, ist es zu früh, die Arbeit der Schadensbegutachtungskommissionen und die Entscheidungen der Länder über die Höhe ihrer Beihilfen bleiben abzuwarten“, so das Ministerium.
ÖBB berichten über enorme Hochwasserschäden
Alleine auf der Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Pölten soll der Schaden in die Hunderte Millionen Euro gehen. Bis die Züge wieder fahren können wie gewohnt, werde es Monate dauern, so die ÖBB.
Nur kleiner Teil versichert
Bis wann die Gesamtschäden der jüngsten Unwetterkatastrophe in Milliardenhöhe genauer abschätzbar sein werden, ist derzeit offen. Bis dato wurde von Regierungsseite noch keine Studie zur umfassenden Schadensabschätzung in Auftrag gegeben. Der Versicherungsverband (VVO) rechnet vorerst mit versicherten Schäden in Höhe von bis zu 700 Millionen Euro. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Schadenssumme, weil viele Menschen nicht gegen Hochwasser- oder Sturmschäden versichert sind.
Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Gabriel Felbermayr, rechnet mit einem Gesamtschaden in Milliardenhöhe für Private, Betriebe und die öffentliche Hand. „Wenn man hochrechnet aus ähnlichen Hochwassern oder Extremwetterereignissen der Vergangenheit, dann kommt man schnell auf mehrere Milliarden Euro an Schaden“, sagte Felbermayr am Dienstag im „Report“.
Vieles sei noch unklar, zum Beispiel, wie die Verkehrsinfrastruktur betroffen sei, was man neu bauen müsse, was reparier- oder sanierbar sei. „Es ist mit Sicherheit das teuerste Großereignis, das wir in Österreich jemals gesehen haben“, sagte Felbermayr, allein schon, weil seit dem letzten großen Hochwasser vor 22 Jahren alles deutlich teurer geworden sei.