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Sárvár | Reformationsstädte Europas

Sárvár (dt. Kotenburg) liegt in Westungarn an der ungarischen Bäderstraße, unweit der österreichischen Grenze. Heute ist die Stadt hauptsächlich durch ihre Thermalbäder und die daran angeschlossenen Gesundheits- und Wellnessangebote bekannt. Wahrzeichen der Stadt ist das von der bekannten Adelsfamilie Nádasdy erbaute Schloss, welches von einem beeindruckenden Park umgeben ist. Unmittelbar an den Park schließt das 16 ha große Arboretum, eine auf die Reformationszeit zurückgehende Anpflanzung verschiedenartiger, oft auch exotischer Bäume, an.

Die Stadt spielte als Zentrum der transdanubischen Reformation eine maßgebliche Rolle in Ungarn. Dem einflussreichen ungarischen Magnaten und Palatin Tamás Nádasdy ist mit zu verdanken, dass die Reformation in Ungarn Fuß fassen konnte. Durch Beratung von Philipp Melanchthon gründete Nádasdy 1534 in Sárvár eine Schule unter der Leitung des Melanchthon-Schülers und Humanisten János Sylvester. Drei Jahre später folgte die Gründung einer der ersten Druckereien in Ungarn an seinem Hof in Sárvár, in der bedeutende Bücher gedruckt wurden, darunter das erste gedruckte ungarischsprachige Buch überhaupt, die Grammatica Hungarolatina von János Sylvester (1539) und die ebenfalls von Sylvester abgefasste Übersetzung des Neuen Testaments ins Ungarische (1541).

Nádasdy unterstützte auch Mátyás Bíró Dévai, den bedeutendsten ungarischen Reformator, der nach seinem Studium in Wittenberg als Wanderprediger das Gedankengut der Reformation im ganzen Land verbreitete. In Sárvár verfasste Dévai im Jahre 1538 den ersten ungarischen Katechismus. Durch ihre herausragende Rolle in der Reformationszeit kam es, dass die Stadt Sárvár auch das „ungarische Wittenberg“ genannt wird.

In der Stadt gibt es noch verschiedene Zeugnisse der Reformation. Zu Sylvesters Andenken steht im Burgpark eine Steinbank mit Gedenktafel. Zum Reformationsjubiläum soll die Ausstattung der Druckerei, die in der Burg aufbewahrt wird, auch wieder zu besichtigen sein.