NS-Bücherverbrennung vor 85 Jahren
- ️Sun Apr 30 2023
Geschichte
Vor 85 Jahren, am 30. April 1938, hat auf dem Salzburger Residenzplatz eine der wenigen nationalsozialistischen Bücherverbrennungen auf österreichischem Boden stattgefunden. Rund 1.200 Druckwerke von jüdischen und katholischen Autoren sowie Politikern des Ständestaats wurden verbrannt.
30. April 2023, 15.26 Uhr
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Die Nazis inszenierten solche Bücherverbrennungen als medienwirksame Machtdemonstration. Vor der Bücherverbrennung in Salzburg wurde in Zeitungen dazu aufgerufen, die gelisteten Bücher – etwa von Autoren wie Stefan Zweig, Franz Werfel oder Arthur Schnitzler, aber auch Schriften des politischen Katholizismus und des Ständestaates – im Schloss Mirabell abzugeben. Dabei wurde betont, dass es keine Schande sei, die Werke noch zu besitzen, wohl aber eine Schande, sie zu behalten.
SS-Mann Springenschmid treibende Kraft
Die Verbrennung fand an einem Samstagabend statt. Federführend dabei war der SS-Mann, Lehrer und „Blut-und-Boden“-Schriftsteller Karl Springenschmid. Er leitete damals das Schulwesen in Salzburg, den NS-Lehrerbund und war Hitlerjugend-Bannführer. Es wird geschätzt, dass damals rund 5.000 Menschen anwesend waren. 1.200 Bücher und Zeitschriften, die als „volkstumszersetzend“ galten, wurden auf den brennenden Scheiterhaufen geworfen. Die Bände stammten aus Schulen, Bibliotheken und Privatwohnungen.
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Inszenierung mit „Feuersprüchen“
In seiner in einer Zeitung abgedruckten Rede zu der Verbrennung sagte Springenschmid damals: „Verbrannt, vernichtet sei alles, was an klerikaler Knechtung und jüdischer Verderbnis den Aufbruch einer wahrhaft deutschen Kultur verhinderte“. Mit „Feuersprüchen“ warfen dann unter anderem NS-Lehrer, SA-Männer und auch Hitlerjungen die Bücher in die Flammen – eine Inszenierung, die den Eindruck vermitteln sollte, dass hier im Namen der ganzen „Volksgemeinschaft“ gehandelt worden sei.
Der Fotograf Franz Krieger war am 30. April 1938 Augenzeuge. Er erzählte in einem ORF-Interview 1993 von dem Abend: „Ich glaube, die Jugend war vom Springenschmid richtiggehend instruiert. Für mich war das ausgesprochen mystisch und packend: Die Finsternis, die Residenz – wo ja dann die Gauleitung war –, der Dom – klerikal –, der barocke Springbrunnen, der geplätschert hat und das neue Zeichen, der Maibaum zum Tag der nationalen Arbeit.“
Franz Krieger 1993 in der ORF-Sendung „Hohes Haus“ zu der Salzburger Bücherverbrennung
Erinnerung heute durch Mahnmal, Gedenkpfad
Heute steht auf dem Residenzplatz ein Mahnmal, das an das Ereignis vom 30. April 1938 erinnern soll. Zudem ist aktuell in den Fenstern der Universitätsbibliothek Salzburg an der Salzburger Hofstallgasse ein begehbarer Erinnerungspfad eingerichtet. Zudem veranstaltet die Initiative Freies Wort heuer unter dem Motto „Widerstand“ eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema – bis zum 2. November.