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Lüftung geschlossener Räume [1]

Fig. 30.

Fig. 30.

Lüftung der Schiffe. Man unterscheidet natürliche und künstliche Lüftung, je nachdem die Luftzufuhr zu den Schiffsräumen bezw. die Absaugung aus denselben mit Hilfe der äußeren Windströmung bezw. der durch die infolge Erwärmung der Räume veranlaßten Luftbewegung oder unter Verwendung von Gebläsemaschinen erfolgt.

Die natürliche Lüftung ist nur für die oberen Decks erfolgreich durchführbar, und es werden neben den Oeffnungen in den Decks durch Luken und Oberlichte vornehmlich die Oeffnungen in der Bordwand durch Seitenfenster hierzu verwendet; letztere werden vielfach mit Luftfängern ausgestattet, um die an der Schiffswand vorbeistreichende Luft zu fangen und nach innenbords zu leiten. Auch finden für größere Räume besondere Lüftungsrohre mit abnehmbaren Druck- oder Saugköpfen Verwendung, welche eine Luftzirkulation ermöglichen. Von den nach der Windrichtung zu stellenden Druckköpfen hat sich der Kopf von Rauchfuß [1] am besten bewährt, während als Saugköpfe der »Aeolus« und der Grove-Kopf am meisten Eingang gefunden haben, da sie nicht nach der Windrichtung gedreht zu werden brauchen [1].

Die künstliche Lüftung unter Zuhilfenahme von Flügelrädern ist für alle Schiffsräume bedingt, welche mit der Außenluft oder mit den Wohnräumen nicht in direkte Berührung[242] gebracht werden können. Sie umfaßt daher vornehmlich alle Räume unterhalb der Wasserlinie, im besonderen unterhalb des Panzerdecks, sowie Räume, in welchen schlechte Luft entsteht, wie Aborte, Baderäume, Lasten, welche von den Wohnräumen abgeschottet sind u.s.w., oder welche sehr heiß werden. In diese Räume muß mit Hilfe von Gebläsemaschinen frische Luft hineingepreßt und, getrennt hiervon, die verdorbene Luft abgesaugt werden. Man verwendet vorzugsweise Flügelräder oder Sirokkoventilatoren, welche von Elektromotoren angetrieben werden. Sie stehen mit der Außenluft durch weite Ventilationsschächte in Verbindung, welche bis über das Oberdeck nach oben geführt werden und eine pilzförmige Haube sowie Jalousieklappen an den über Deck hervorragenden Seitenwänden erhalten. Mit den einzelnen Schiffsräumen sind sie durch weitverzweigte Kanalnetze verbunden mit entsprechenden Absperrklappen und Absperrschiebern bei den Schottdurchdringungen [2], [3]. Die Kanäle müssen derart gebaut sein, daß plötzliche Querschnittsveränderungen vermieden werden; die Abzweigungen müssen unter spitzem Winkel erfolgen; Zungenklappen sind an diesen Stellen von Vorteil. Die Kanalenden sind so anzuordnen, daß der Lusteintritt in den Schiffsraum je nach Wunsch unten in der Nähe des Fußbodens oder in Höhe der Schulter erfolgen kann, je nachdem der Raum erwärmt oder kalt ist, während der Luftaustritt meist oben unter der Decke sich befindet; nur in Kühlräumen mit Kohlensäuremaschinen muß die Luftabsaugung am Boden erfolgen [1]. Die Flügelräder werden durch Nebenschlußmotoren, welche auf die Hälfte der Maximalleistung gedrosselt werden können, angetrieben. Die Luftzufuhr zu den Heizräumen für die Kesselfeuerungen besorgen meist mit Dampf getriebene Flügelräder, welche in den Heizräumen einen Ueberdruck erzeugen und hierdurch die heiße und schlechte Luft durch die Feuerungen oder die Schornsteinschächte nach oben drücken [2].

Der stündliche Luftwechsel schwankt zwischen dem Sechs- und Dreißigfachen und dem Zwanzig- bis Fünfundsiebzigfachen, je nachdem die zu lüftenden Räume kühl oder warm sind. Die Luftgeschwindigkeit in den Kanälen muß bei diesen hohen Luftwechseln teilweise bis zu 20 m pro Sekunde gesteigert werden, da sonst die Kanalquerschnitte zu groß werden [1].

Die Kohlenbunker erhalten eine besondere natürliche Entlüftungseinrichtung, um eine Explosionsgefahr zu vermeiden. Für Wohnkammern finden namentlich in den Tropen elektrische Tischventilatoren Verwendung, welche die Luft in der Kammer nur bewegen, aber nicht erneuern.

Literatur: [1] Dick und Kretschmar, Handbuch der Seemannschaft, Berlin 1902. – [2] Croneau, A., Construction pratique des navires de guerre, Paris 1894. – [3] Welch, J.J., A text book of naval architecture, London 1903.

T. Schwarz.

Lüftung der Ställe bezweckt die Erhaltung reiner Luft mit genügendem Sauerstoffgehalt unter Einhaltung der dem Vieh zuträglichen Luftwärme. Sie wird erreicht durch Abführung verbrauchter und Zuführung frischer Luft. Der Bedarf an frischer Luft beträgt nach Märcker [1] für 10 Ztr. Lebendgewicht des Viehes 30–40 cbm stündlich, bei Pferden und Kleinvieh etwas mehr. Die zuträglichste Luftwärme ist nach v. Rueff [2] für Reit- und Wagenpferde 20°, Arbeitspferde 15°, Mutterstuten und Fohlen 20°, Arbeitsochsen 14°, Melkvieh und Kälber 20°, Jungvieh 20°, Mastvieh 12°, Schafe vor der Schur 12°, nach der Schur 20°, Mastschafe ohne Wolle 14°, Mastschweine 12°, Mutterschweine und Ferkel 18°, Geflügel zur Zucht 18°, zur Mail 12° C.

Als Wärmequelle steht in der Regel nur die tierische Wärme der Stallbewohner zur Verfügung, und diese wird durch das verabreichte Futter erzeugt, ist also je nach der Art der Fütterung schwankend. Nach v. Tiedemann [3] beträgt die Wärmeerzeugung für einen Tag und ein Tier bei normaler Fütterung: bei Arbeitsochsen 26364, Milchkühen 24459, Mastochsen 42086, Pferden 27090, Wollschafen 1405, Mastschafen 2982, Mastschweinen 10194 W.E.

In Brutstätten für Geflügel, seltener in Ställen für Mutterschweine wird mit künstlicher Heizung nachgeholfen. In gutgebauten Ställen ist durch rechnungsmäßige Ermittlung des Wärmeverlustes aus Uebertragung der Wände und Decken und aus dem Luftwechsel einerseits und der tierischen Wärmeerzeugung anderseits der Nachweis zu liefern, daß eine zuträgliche Luftwärme erreichbar ist. Die Art der Luftzu- und -abfuhr ist nach zwei Richtungen ausgebildet; man unterscheidet wagerechte und senkrechte Lüftung. Bei preußischen Domänenbauten werden beide miteinander vereinigt. Unter keinen Umständen darf das Vieh von kaltem Zuge getroffen werden; daher sind alle Lüftungseinrichtungen dicht unter der Stalldecke anzubringen. Die wagerechte Lüftung wird erreicht entweder durch einfache Durchbrechungen der Wände nahe unter der Decke oder durch Z-förmige Luftzufuhrkanäle (Fig. 1), letztere in der Absicht, die frische Luft vor dem Eintritt in den Stall ein wenig vorzuwärmen. Mangel der wagerechten Lüftung ist, daß sie fast ausschließlich auf die bewegende Kraft des Windes angewiesen ist und bei Windstille fast ganz versagt; auch bewirkt der Eintritt kalter Luft in der Nähe der Oeffnungen feuchte Niederschläge an Wänden und Decken. Die frische Luft sinkt an den kalten Außenwänden zu Boden und macht den Stall fußkalt. Die einfachste Art senkrechter Lüftung ist der Dunstschlot, an der Stalldecke beginnend und über Dach geführt. Bei preußischen Domänenbauten werden diese Schlote 70 cm weit von kreisrundem Querschnitt aus verzinktem Eisenblech oder quadratisch aus Holz, innen mit Teerpappe ausgekleidet, hergestellt und unten mit Drosselklappe, oben mit Luftsauger versehen. Sie sind nur zur Luftabfuhr bestimmt, da die warme Luft durch natürlichen Auftrieb darin aufsteigt; sie treten darum auch bei Windstille in Tätigkeit. Wird aber nicht genügend für Ersatz der abziehenden Luft durch Luftzufuhr gesorgt, so kann ein Rückschlag eintreten, indem einige der Schlote plötzlich kalte Luft einführen, wodurch dann lästiger kalter Zug entsteht. Der Fehler wird gemildert, aber nicht ganz beseitigt durch die obenerwähnten seitlichen Lüftungsöffnungen in den Außenwänden. Es ist deshalb eine Teilung der Schlote nach der Länge in Abteilungen derart versucht worden, daß eine Abteilung frische Luft zu-, die andre verdorbene Luft abführte. Kinnel legte ein rundes[243] Blechrohr in einen quadratischen Schlot ein, und Muir teilte den Schlot in vier Abteilungen, denen er über dem Dach seitliche Oeffnungen nach den vier Windrichtungen gab. Diesen Gedanken hat Hoffmann zur Lüftung seiner landwirtschaftlichen Tiefbauten (s.d.) verwertet, indem er den vier Rohren, die zusammen einen Schlot bildeten, verschiedene Längen gab (Fig. 2). Er wollte damit eine Luftbewegung auch bei Windstille sicherstellen. Durch die Windbewegung wird stets in zwei Rohre frische Luft eingeblasen, während die beiden unter dem Wind liegenden Rohre Luft absaugen. Dieser Zweck wird durchaus erreicht Die Vierrichtungsschlote erzielen wirksamen Luftwechsel, auch wenn die Rohre gleiche Längen erhalten. Man gibt dem einzelnen Rohr etwa 30 cm Weite.

Im Jahr 1895 hat v. Tiedemann auf Veranlassung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft Versuche mit der Lüftung von Viehställen mittels erwärmter Luft gemacht [4]. Die Erwärmung der frischen zuströmenden Luft wurde durch Wärmeentziehung der abziehenden warmen Stalluft bewirkt. Beide Luftströme wurden eine Strecke von etwa 6 m nebeneinander hergeführt, nur durch eine dünne Blechwand voneinander getrennt, die eine Wärmeübertragung gestattete. Die Versuche, sowohl mit der Kinnelschen wie mit der Muirschen Form der Lüftungsschlote veranstaltet, hatten ein günstiges Ergebnis; sie führten dazu, die Form der Lüftungsschlote Fig. 3 und 4 zu empfehlen. Ein hölzerner Schlot von 40 cm im Geviert lichtem Querschnitt, 6 m Länge wird durch eine Wellblechwand diagonal in zwei Halbrohre dreieckigen Querschnitts geteilt, Jedes der Halbrohre erhält unter der Stalldecke eine Drosselklappe, über dem Dach eine seitliche Oeffnung, deren trichterförmige Erweiterung bezweckt, den Stoß des einblasenden Windes zu verstärken. Das dem Wind zugekehrte Halbrohr bläst frische Luft in den Stall ein, das Halbrohr unter dem Wind saugt warme Stalluft ab. Durch die Wellblechwand wird ein Teil der Wärme der abziehenden auf die einströmende Luft übertragen und diese damit mäßig erwärmt, v. Tiedemann ermittelte, daß bei 1 Temperaturunterschied beider Luftströme 1 qm glattes Zinkblech 15–16 W.E., 1 qm abgewickelte Fläche des Wellblechs 13–14 W.E. stündlich übertrug, daß etwa 40% der durch den Luftwechsel verloren gehenden Wärme wiedergewonnen wurden und daß bei bestimmten Annahmen der Maße eines Stalles dessen Temperaturerhöhung gegenüber der Lüftung ohne Vorwärmung 3–3,5° C. betrug. Ein Schlot vorbeschriebener Form genügt für 15 Haupt Großvieh. – Lüftung der Gruben, s. Wetterwirtschaft.

Literatur. [1] Märcker, Max, Ueber Kohlensäuregehalt der Luft und Luftwechsel in Stallungen, Journal für Landwirtschaft 1869, S. 274. – [2] v. Rueff, A., Bau und Einrichtungen der Stallungen unsrer nutzbaren Haustiere, Stuttgart 1875. – [3] v. Tiedemann, Das landwirtschaftliche Bauwesen, Halle a. S. 1898. – [4] Ders., Die Lüftung der Viehställe mit erwärmter Luft; Arbeiten der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, Heft 10, Berlin 1895.

v. Tiedemann.

Fig. 1.

Fig. 1.

Fig. 2.

Fig. 2.

Fig. 3.

Fig. 3.

Fig. 4.

Fig. 4.