web.archive.org

Ungarisches Tourismusamt - Ungarn's Schlösser

  • ️Ungarisches Tourismusamt

Auf den Spuren des ungarischen Adels
Das aristokratische Erbe Ungarns umfasst mehr als 700 Schlösser und Burgen. Vor allem in der Barockzeit, beeinflusst durch den Wiener und den französischen Hof, begann unter den Adelshäusern ein regelrechter Wettstreit um den größten und prunkvollsten Palast. So entstand das Königliche Schloss Gödöllő nahe Budapest, das spätere Lieblingsschloss von Kaiserin Sissi. Aus dieser Zeit stammen auch das Schloss Fertőd der Fürsten Esterházy und der Stammsitz der Familie Festetics, Schloss Helikon in Keszthely. Die imposante Burg von Buda in Budapest wurde zusammen mit dem mittelalterlichen Burgviertel nach mehreren Bränden wieder aufgebaut und zählt heute zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Schlösser und Burgen in Ungarn
Das ungarische Wort "kastély" wurde 1263 erstmals urkundlich erwähnt, abgeleitet wird es vom lateinischen Wort „castel“, „kleine Burg“. Ursprünglich waren diese Wehranlagen aus Holz errichtet worden, später auch aus Stein.

Die Geschichte der ungarischen Burgen beginnt im frühen Mittelalter, ab 15. Jahrhundert wurden die ehemaligen Wehrburgen zu echten Schlössern umgebaut. Einige mittelalterliche Burgen und Schlösser - Teile der Burg von Esztergom aus dem 10. Jahrhundert, Burg Kőszeg, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert, Schloss Tata aus dem frühen 15. Jahrhundert, Burg Nagyvázsony im Balaton-Oberland aus der Mitte des 15. Jahrhunderts und die Burg Dobó in Eger – sind bis heute erhalten geblieben.

Im 16. Jahrhundert begann der Einfluss der italienischen Renaissance und viele der bestehenden Schlösser wurden in diesem Stil umgebaut. Ein schönes Beispiel der ungarischen Renaissance ist Schloss Hédervár auf der Donau-Schüttinsel nahe Mosonmagyaróvár. Sehenswert ist der gepflegte Schlosspark mit uralten Platanen und exotischen Gehölzen.

Die eigentliche Blütezeit der ungarischen Schlösser begann am Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Einfluss des Wiener Barocks. Das besondere Stilelement des ungarischen Barocks war der Zopfstil.

Das größte ungarische Barockschloss, das heutige Königliche Schloss Gödöllő, wurde im 18. Jahrhundert von Anton Grassalkovich I. erbaut. Die prächtigen Räume in Weiß, Gold und Rot, die mit Fresken verzierten Zimmer, die geräumige Reithalle, Marmorbad und Blumenhaus, Barocktheater und der riesige Park präsentieren die aristokratische Lebensart jenes Zeitalters. Das Schloss wurde dem ungarischen Königspaar Franz Joseph und Elisabeth zur Verfügung gestellt und Sissi verbrachte hier zwischen 1867 und 1916 über 2000 Nächte.
Nach dem zweiten Weltkrieg verfiel das prachtvolle Gebäude, nach der Wende wurde es als erstes der ungarischen Schlösser in beispielloser Privatinitiative gerettet. Heute kann man im zentralen Flügel des Prachtschlosses über zwanzig Räume besichtigen, unter anderem den Prunksaal sowie die Privatgemächer der königlichen Familie. Weiterhin sind fünf Zimmer im Bayrischen Trakt, der Musikpavillon und die königliche Loge in der barocken Schlosskirche - zugleich Pfarrkirche des Ortes Gödöllő - für Besucher geöffnet. Barocksaal und Sissis Geheimzimmer können für Veranstaltungen gebucht werden. Im Museum des Schlosses informiert eine Dauerausstellung über das Ungarn der Monarchie.

Die hufeisenförmige Architektur diente vielen anderen Schlossbauten der Zeit als Vorbild, unter anderem Schloss Nagycenk der Grafen Széchenyi und Schloss Festetics in Keszthely. Höchste Vollendung fand der barocke Schlossbau in Ungarn im Stammschloss der Fürsten Esterházy, dem Prunkschloss Fertőd, das hauptsächlich wegen des prachtvollen Parks auch als „ungarisches Versailles“ bekannt wurde.

Von 1840 an machte sich der Einfluss der Romantik und Neogotik bemerkbar. Verschnörkelungen, überladene Einrichtungen und Fassaden wie die „Zuckerbäckerarchitektur“ des Schlosses Martonvásár der Familie Brunswick waren typisch für diese Zeit, ebenso das Sammeln exotischer Pflanzen und die Anlage von Arboreten mit Bäumen und Pflanzen aus aller Welt. Einer der bekanntesten Schlossarchitekten der Neogotik war der ungarische Architekt Miklós Ybl, der auch die Ungarische Staatsoper in Budapest baute.

Das bedeutendste Königliche Schloss Ungarns ist die mächtige Burg von Buda, die zusammen mit dem angrenzenden Burgviertel Teil des Weltkulturerbes der UNESCO ist. König Béla IV. ließ im 13. Jahrhundert die erste befestigte Burganlage an der Stelle der heutigen Burg errichten. Die ursprüngliche mittelalterliche Burg wurde in den Türkenkriegen vernichtet. 1790 wurde nach Plänen Maria Theresias ein neuer Palast erbaut, immer wieder erweitert, umgebaut, von Bränden zerstört und wieder aufgebaut. Das heutige neobarocke Aussehen erhielt die Burg von Buda im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg brannte der Palast völlig aus, wurde jedoch originalgetreu rekonstruiert. Die Prunkräume der Burg werden heute für Repräsentationen und Empfänge genutzt, in den historischen Mauern sind unter anderem das Historische Museum Budapest, die Ungarische Nationalgalerie und die Széchényi-Nationalbibliothek untergebracht.

Als eines der ersten Königsschlösser des jungen ungarischen Staates wurde Schloss Esztergom (Gran) von König Stephan I. errichtet. Das frühgotische Rosettenfenster ist das Wahrzeichen der Stadt. Weite Teile der Burg wurden rekonstruiert, die Geschichte kann im Burgmuseum nachvollzogen werden.

Zu den Königlichen Schlössern zählt auch die Burg von Veszprém, der „Stadt der Königinnen“. Das Burgviertel liegt auf einem Hügel über der Stadt. Die ältesten Teile der Anlage stammen aus dem 13. Jahrhundert, die gotischen Reste des Schlosses und die Giselakapelle wurden in den 1765 errichteten Neubau des Bischöflichen Palastes integriert.

Besonders viele Burgen und Schlösser aus verschiedenen Epochen hat Westtransdanubien, die Hügellandschaft nahe Österreich und Slowenien, zu bieten. Unweit von Sopron befindet sich das Schloss Nagycenk, der Stammsitz einer der bedeutendsten Adelsfamilien Ungarns, der Grafen Széchenyi. Graf István Széchenyi war einer der größten Förderer Ungarns, der die Akademie der Wissenschaften und die Donauschifffahrt gründete sowie die Kettenbrücke in Budapest erbauen ließ. Das Schloss und der englische Garten erhielten ihr heutiges Aussehen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch Antal Széchenyi. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss stark zerstört und in den späten 70er-Jahren wieder aufgebaut. Es beherbergt heute ein Museum der Familie und ein stilvolles kleines Hotel sowie Restaurant und Café.

Im mittelalterlichen Grenzstädtchen Kőszeg (Güns) steht die berühmte Burg, die eng mit dem Burghauptmann Miklós Jurisics und den Türkenkriegen verbunden ist. Jurisics widerstand 1532 fünfundzwanzig Tage lang der Türkenbelagerung und zwang die Türken zur Aufgabe.
Die historischen Mauern beherbergen heute u. a. das Marzipanmuseum, ein Weinmuseum, das Stadtmuseum und das Burgtheater.

Die Burg von Sárvár ist ein typisches Bauwerk der ungarischen Spätrenaissance. Ihre Geschichte ist eng mit den Namen der Grafen Nádasdy verbunden, die hier unter anderem im 16. Jahrhundert eine der ersten Buchdruckereien einrichteten.

Im Dörfchen Sitke liegt das 1730 erbaute Schloss Nagy, das 1851 im Stil der Romantik umgestaltet wurde. Balkon und Garten stammen aus dieser Zeit. Besonders wertvoll ist die Christusstatue aus dem Jahre 1734 vor dem Eingang. Das Schloss wurde 1982 restauriert, seitdem wird es als Hotel genutzt.

Der neuere der beiden Trakte von Schloss Ebergényi bei Vasszécseny wurde 1790 vom österreichischen Meister Melchior Hefele im Zopfstil errichtet. Ein 11 ha großer englischer Garten umgibt das heutige komfortable Konferenz- und Wellness-Schlosshotel.

Am Balaton-Westufer erhebt sich auf einem Hügel über der Stadt Keszthely das weiße Schloss Festetics. Die Grafen und späteren Fürsten ließen das hufeisenförmige Schloss im 18. Jahrhundert erbauen. Der prachtvolle Palast ist heute ein bedeutendes Museum mit einer über 100 000 Bände umfassenden Bibliothek. Berühmt ist die Sammlung barocker Möbelstücke, einzigartig die Jagdtrophäensammlung des Grafen Windischgrätz mit vorwiegend afrikanischen Tieren. Im botanischen Garten des Schlossparks erhält man einen Überblick über streng geschützte, typische Pflanzen im Raum Balaton.

Über dem Nordufer des Plattensees thront die Burg Szigliget. Vom 13. Jahrhundert an war sie eine mächtige Festung gegen heranziehende Feinde aus dem Osten. Die gut erhaltenen Gemäuer dienen heute als Kulisse für sommerliche Burg- und Ritterspiele.

Ebenfalls als Wehrburg wurde Anfang des 14. Jahrhunderts Burg Sümeg im Balaton-Oberland erbaut. Heute gewähren Ritterspiele Einblick in die düstere Zeit des Mittelalters.