Antigen-Antikörper Bindung
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Antigen-Antikörper-Bindung |
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Die Y-förmige Grundstruktur der Immunoglobuline hat es in sich: Einerseits binden Antigene an die spezifischen Antigenbindungsstellen (Fab) der Antikörper, somit werden die Antigene von den Antikörpern zusammengehalten und teilweise auch inaktiviert. Andererseits ist es auch wichtig, dass den Granulozyten, welche diese Antigene zur Elimination phagozytieren, dafür auch genügend Zeit zur Verfügung steht. Phagozyten besitzen auf ihrer Oberfläche Antikörperbindungsstellen (Fc-Rezeptoren), welche die konstante Region (Fc) der Antikörper mitsamt den daran gebundenen Antigenen binden, so dass die Antigene nicht davontreiben (Brown'sche Bewegung).
Die Bindung von Antigen an den Antikörper geschieht über die Ausbildung von vielen nicht-kovalenten Bindungen zwischen den Aminosäuren des Antigens und des Antikörpers. Die intermolekularen Anziehungskräfte können nur wirken, wenn AG und AK sehr, sehr nahe aneinander liegen. (Die Energie ist proportional 1/d2 bei elektrostatischen Kräften, und 1/d7 bei Van der Waals-Kräften, d = Distanz) Obwohl jede einzelne beteiligte Bindungskraft für sich schwach ist (im Vergleich mit kovalenten Bindungen), ergibt die Summe aller dieser schwachen Bindungen eine beachtliche Bindungsenergie. bedeutet Antigen und Antikörper "passen" wie Schlüssel und Schloss? |
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1. Die passende Atomgruppen müssen einander an den entsprechenden Stellen des Antigens und des Antikörpers genau gegenüberstehen ( plus gegenüber minus , O..H gegenüber ..O, etc.).
2. Die Form des Bindungsortes auf dem AK muss genau zum Antigen passen. Wenn die Elektronenwolken des AG und des AKs sich überlappen, treten sterische Abstoßungskräfte auf, die die Bindungsenergie herabsetzen („Schlüssel-Schloss-Prinzip).
Welches sind die Bindungskräfte zwischen Antigen und Antikörper? |
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Die Kräfte, welche zwischen Antigen und Antikörper wirken, müssen reversibel sein, sie sind nicht kovalent. Dies heisst, dass nur relativ schwache Bindungen eingegangen werden können. Dass die Bindung trotzdem sehr stark sein kann, ist bedingt durch die sehr grosse Zahl an Bindungsstellen zwischen Epitop und Paratop.
Wasserstoffbindungen | Brückenbildung zwischen Sauerstoff- oder Stickstoffatomen von Antigen und Antikörper (Ag-O - H - O-Ak oder Ag-N - H - N-Ak) |
Elektrostatische Kräfte | entstehen, wenn sich positive und negative freie Ladungen auf Antigen und Antikörper gegenüber liegen |
Van der Waals-Kräfte | resultieren aus der Interaktion zwischen Elektronenwolken (Dipole) |
Hydrophobe Wechsel- wirkungen | basieren auf einer Verdrängung von Wasser- Molekülen durch apolare, hydrophobe Gruppen (aromatische Aminosäuren). Diese Bindungsart kann bis zu 50% der Bindungskräfte ausmachen. |
Diese Kräfte können nur bei einer starken räumlichen Annäherung der interagierenden Gruppen wirksam werden. Es ist verständlich, dass Antigen und Antikörper reversible Bindungen eingehen, da die Bindungen auch wieder gelöst werden müssen. Dies hat u.a. Bedeutung in der Labordiagnose (Equivalenzmenge bei der Präzipitation). Die totale Bindungsstärke kann in einzelnen Fällen durch die Summation der vielen einzelnen reversiblen Bindungen so stark sein, dass man einmal gebildete Komplexe nur schwer auflösen kann.
22.11.2000 /bw