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Die Entstehung des Etzeler Salzstockes
Vor ungefähr 260 Millionen Jahren
entwickelten sich die großklimatischen Verhältnisse auf
unserer nördlichen Erdhälfte in immer größerem Umfang zu
einem extremen Wüstenklima hin. Ungefähr zeitgleich senkte
sich der Festlandsockel unter das Niveau des Meeresspiegels.
Dadurch wurden gewaltige Gebiete der Nordhalbkugel überflutet.
So entstanden verschiedene Flachwasserbecken, die zum einen
voneinander, aber im besonderen vom Weltmeer, durch
untermeerische Rücken (sogenannte Schwellen) getrennt waren.
Im Zuge der Überflutung wurden zunächst die mit dem
Meerwasser aufgeschwemmten, nicht gelösten Bestandteile wie
Sand, Kies und Ton abgelagert.
Bildung
der marinen Salzlagerstätten
Die Faktoren:
Wegfall des
Meerwasserzuflusses,
minimale Niederschläge
und extreme Sonneneinstrahlung
führten
zwangsweise zur Verdunstung der Wassermassen und zur
Konzentration der im Meerwasser gelösten Salze mit einer
abschließenden Kristallbildung. Da am schwersten in Wasser löslich
sanken zuerst die Karbonate (Kalkgesteine), danach die Sulfate
(Gipse) auf den Boden ab. Als letztes kamen die Steinsalze,
die Kalisalze und das Carnalit zur Abscheidung und Ablagerung.
Nach weiteren 30 Millionen Jahren veränderte sich wiederum
die Verteilung von Land und Meer. Die in unserem Raum
mittlerweile 500 bis 1000 Meter starken Salzschichten wurden
von Buntsandstein, Muschelkalk und jüngeren Gesteinsarten bis
zu Kreideformationen überlagert.
Die massive Salzschicht wurde durch die immer schwerer
werdende Deckgebirgsschicht und einem nachgebenden Untergrund
in eine Tiefenlage von ungefähr 5000 Meter gedrückt. Die
dort herrschenden Temperaturen brachten die Salze in einen
fließfähigen Zustand. Dieser Umstand führte zunächst zu
abgegrenzten und unterschiedlichen Stärken der vormals
gleichstarken Salzschicht. An Stellen, wo die
Deckgebirgsschicht besonders ausgeprägt war, wurde das Salz
verdrückt, wanderte in Zonen mit einer geringer gewichtigen
Deckschicht und führte dort wiederum zu einer Verdickung
dieser partiellen Salzschicht.
Erst vor ca. 80 Millionen Jahren ereigneten sich für die
Salzstockbildung ent-scheidende Vorgänge. Weltweite
Erdmassenbewegungen ließen sowohl in den Deckgebirgen als
auch in den Untergründen Schwächezonen entstehen, in die
sich das "fließende" Salz hineindrücken konnte.
Die Deckgebirgsschichten wurden in den Schwächezonen somit
von den Salzen zur Seite gedrängt. Durch den andauernden
Nachschub der fließenden Salze verringerte sich die Salzstärke
in dem Maße, wie er in dem entstehenden Salzstock anstieg.
Anfangsstadium
Mittelstadium
In Extremfällen führten die gewaltigen Fließvorgänge dazu, daß der Etzeler Salzstock eine Mächtigkeit von ungefähr 4000 Meter erreichte. Die Salzschicht in 10 Kilometer Entfernung konnte durch diese Vorgänge auf eine Dicke von 100 Meter schrumpfen, oderverschwand ganz.
Iststadium
Der jetzt in
hochliegenden Schichten geformte Salzstock hat durch die
anderen Temperaturverhältnisse weitgehend seine Fließfähigkeit
verloren und eignet sich vorzüglich zur Hohlraumaussolung
zwecks anschließender Nutzung zur Rohstoffaufnahme.
Die Kavernenanlagen von Etzel
Ansicht der Zentralanlagen
Die große Erdölkrise in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bewies uns allen deutlich, wie abhängig unser Land von den Ölzulieferungen aus dem Ausland ist. Die Förderungsdrosselung von Rohöl der ölexportierenden Staaten (OPEG) bescherte uns nicht nur (nicht unangenehme) autofreie Sonntage, sondern generell eine Verknappung und Verteuerung aller auf Öl aufgebauten und vom Öl abhängigen Produkte.
Die direkte Abhängigkeit
der Industrieländer nimmt bei ständig steigendem Bedarf
kontinuierlich zu. Die Industrienationen in Europa können
im Mittel ihren Bedarf zu 20 % aus eigener Förderung
decken, unser Land muß sogar einen Anteil von über 95 %
einführen. Schon kurzfristige Störungen auf dem
Liefermarkt können verständlicherweise unsere gesamte
Wirtschaft und das Verkehrswesen zum Erliegen bringen. Um
diese Störungen weitgehend auszugleichen, mußten
ausreichende Ausgleichsmaßnahmen eingeleitet und damit eine
Vorratsbewirtschaftung eingeleitet werden.
Den ersten Schritt tat die damalige Bundesregierung schon
1965 mit einem "Gesetz über Mindestvorräte an Erdölerzeugnissen".
Mit diesem Gesetz wurde die deutsche Mineralölwirtschaft
verpflichtet, Reserven für einen Bedarf von 65 Tagen
anzulegen.
Pipelines während der Bauphase
Aufgrund einer OECD-Empfehlung sollte die Rohölbevorratung in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft auf einen 90-Tage-Bedarf ausgeweitet werden. Eine weitere Erhöhung auf insgesamt 120 Tage wurde sogar von der EG selber angestrebt. Leider sind diese guten Vorsätze zwischenzeitlich nach Ende des kalten Krieges in Vergessenheit geraten.
Unabhängig von
dem Umfang der Bevorratungspflicht für die Mineralölgesell-schaften
entschloß sich die Bundesregierung im Jahr 1970, eine zusätzliche
Reserve (der sogenannten Bundesrohölreserve) mit einem
Volumen von 10 000 000 Tonnen vorzuhalten. Diese Menge
entsprach einer Zusatzreserve von 25 Tagen, hochgerechnet
auf den zu erwartenden Gesamtbedarf für das Jahr 1975.
Die Bundesregierung beauftragte zu dem Zeitpunkt die
seinerzeit sich noch im Bundesbesitz befindliche
Industrieverwaltungsgesellschaft mbH (IVG) mit der Schaffung
von Möglichkeiten zur zentralen Lagerung dieser gewaltigen
Menge.
Es kam daher natürlich die Frage auf, wie man dieses
riesige Volumen sowohl umweltfreundlich wie auch
wirtschaftlich jederzeit rückholbar einlagern konnte.
Eine oberirdische Lagerung bedeutete einen enormen Flächenbedarf,
verbunden hohen Sicherheitsvorkehrungen, sowie hohen Grundstücks-
und Baukosten. Die herkömmlichen Tankbehälter hätten
ganze Landstriche entstellt, es sprach also alles gegen die
konventionelle Lagerung.
Ausschnitt für Platzbedarfsbeispiel
.
Platzbedarfslösung durch Kavernen
Würde man die Planmenge (von 10 Millionen Tonnen) in Großraum-Kesselwagen verfüllen, hätte ein solcher Zug eine Länge von Etzel nach Casablanca.
Die IVG mußte
daher neue Wege beschreiten und fand die Lösung im Etzeler
Un-tergrund. Vor über 200 Millionen Jahren waren die
riesigen unterirdischen Salz-stöcke in der norddeutschen
Tiefebene entstanden (sh. Artikel über die Salz-stöcke).
Da diese Steinsalzformationen für Erdöl praktisch undurchlässig
sind und auch keine chemischen Verbindungen miteinander
eingehen können, war mit den Salzstöcken die Grundlösung
gefunden. Erste Berechnungen, die mittlerweile durch die
Realität andernorts bestätigt wurden, ergaben, daß die
Salzstocklagerung die weitaus kostengünstigste und zudem
umweltfreundlichste Form sein sollte.
Die Investitions- Unterhaltungs und Betriebskosten betragen
nur gut ein Drittel der Summe, die für herkömmliche
Anlagen aufgewandt werden müssen.Die Wirtschaftlichkeit von
solchen Anlagen hängt natürlich von vielen Faktoren ab:
Salzbeschaffenheit,
Tiefenlage der Stöcke,
Möglichkeit zum Erwerb von notwendigen Grundstücken,
Vorhandene Verkehrsinfrastruktur,
Nähe der Wasserentnahmestelle,
Realisierbarkeit zur Abgabe der gesättigten Sole,
Entfernung zu einem Tiefwasserhafen zur Ölanlandung,
Kostengünstige Anbindungsmöglichkeiten an Pipelines.
Eine umfangreiche Standortuntersuchung unter der speziellen Mitwirkung der Bundesanstalt für Bodenforschung in Hannover führte letztlich zu der Entscheidung die Erstellung der Kavernenanlagen in Etzel.
Ein ausschlaggebendes Argument für die Pro- Etzel-
Entscheidung war sicherlich auch in der Nähe zum ungefähr
20 km nordöstlich von Etzel liegenden Wilhelmshaven, dem größten
deutschen Umschlagplatz für Rohöle, begründet. In
Wilhelmshaven an der Außenjade, befinden sich die großen
Anlandebrücken für die Großtanker und auch die
Hauptstation der Nord- West- Oil-Pipline (NWO). Von hier aus
wird das in Großtankschiffen angelandete Öl zu den
Industriezentren an Rhein und Ruhr transportiert.
Model
einer Kaverne
Parallel zu den Standortuntersuchungen liefen schon
Vorbereitungen für die Projektrealisierung. Als Standort für
die Pumpstationen, Bearbeitungs- und Kraftwerksanlagen, die
Steuerungsstationen und die Verwaltungsbauten wurden direkt
an der Bundesstraße 436 Grundstücke gewählt und
aufgekauft. Weiterhin mußten die Öl- und Wasserpipelines
gebaut, Probebohrungen vorgenommen und die allgemeinen
Betriebserlaubnisse eingeholt werden.Pumpen
und Verteiler
Damit konnte mit dem Bau der größten unterirdischen Tankstelle der Welt begonnen werden.
Der Vorgang der Kavernenerstellung ist theoretisch einfach wie verblüffend. Große stationäre oder mobile Bohrtürme treiben überdimensionale Bohrer bis zu einer Tiefe von 1800 m in den Salzstock hinein. Danach werden die erforderlichen Spülvorgangsrohre in die Bohrung eingefahren. Durch das Spülrohr wird das der Außenjade entnommene Wasser in den Salzstock eingespült. Durch diesen Vorgang löst sich das Salz im Wasser und wird als hochangereicherte Sole durch das Rohrsystem wieder herausgepumpt. Um ein Ausspülen des Kavernendaches zu verhindern, wird als Schutzflüssigkeit Heizöl -"Blanket"- in die Kaverne gedrückt,es schwimmt auf dem Solewasser
Ölkavernenkopf
Den Spülvorgang unterbrechend, geben echometrische Messungen über Form und Größe des entstehenden Speichers einen Aufschluß. Hat der Hohlraum seine vor-gesehene Größe mit einem Durchmesser von maximal 35 m und einer Höhe von ungefähr 650 m erreicht, werden die Spülrohre durch Einfüllstränge ersetzt. Danach kann schon mit dem Befüllen der Kavernen mit Mineralölen (oder auch mit Gas möglich, sh. gesonderten Artikel) begonnen werden. Das auf den Spiegel des Spülwassers gedrückte Öl verdrängt über das Standrohr das Inhaltswasser. Da bekanntlich Öl auf Wasser schwimmt, kann im Umkehrschluß eine Kaverne auch leicht entleert werden. Zu diesem Zweck wird Wasser hineingepumpt und drückt das Öl wieder aus der Kaverne heraus.
Ansicht der Hauptanlagen
Nachdem die gigantischen Arbeiten (vornehmlich im Hohejohlster Gebiet) abge-schlossen und die Kavernen mit Öl befüllt waren, wurde die durchwühlte Landschaft weitgehend renaturisiert. Heute zeugen nur noch die Hochbauten und die vielen Kavernenköpfe von dem sich unter der Erdoberfläche Verborgenem. Der landschaftliche Charakter ist weitgehend bewahrt geblieben, die Flächen wurden wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt.
Mobile Bohranlage
Anmerkungen:
Die Kraftwerksanlagen und die Turbinen würden für die Grundversorgung einer mittleren Stadt mit elektrischer Energie ausreichen. Die mit Erdgas betriebenen Kleinkraftwerke werden übrigens in Spitzenzeiten dem Energieverbundnetz zugeschaltet.
Die Wasserentnahmestelle und die IVG- Pumpstation für das Spülwasser befindet sich am Kopf der Wilhelmshavener Niedersachsenbrücke an der Außenjade. An gleicher Stelle wird auch die gesättigte Sole in das Gezeitenwasser gedrückt. Diese nicht unstrittige Einleitung wird ständig kontrolliert, Meeresbiologen überwachen die Konsistenz des Jadewassers und die Auswirkungen über die biologischen Vorgänge im Einleitungsumfeld.
Während der Bauphase waren zeitgleich über eintausend Menschen auf den ver-schiedenen Baustellen beschäftigt. Etzel galt damals als die größte Baustelle Europas.
Im allgemeinen
gilt für die Länder der Bundesrepublik Deutschland, daß
die unter dem Erdreich lagernden Mineralien nach dem
Bergrecht dem Staat vorbehalten sind. Im Gegensatz dazu galt
für Etzel aber ein vergessenes Gesetz des ehemaligen Königreiches
Hannover, nachdem Mineralien, dazu gehört nun auch Salz,
den Grundeigentümern vorbehalten bleiben.
So kam es zu dem paradoxen Umstand, daß der Staat das von
der IVG in Sole gewandelte Salz für viel Geld von den örtlichen
Bauern kaufen mußte, um es dann anschließend ungenutzt ins
Meer zu pumpen.
Um ihre
Interessen wahrnehmen zu können, gründeten die in Frage
kommenden Landbesitzer einen heute noch existierenden
Verein. Die "Etzeler Kavernen- Gemeinschaft e.V."
dürfte in seiner Art in der deutschen Vereinslandschaft
wohl einmalig sein.
Gaslagerung
In Deutschland werden im Jahr 2002 die unvorstellbaren Mengen von 90 000 000 000 Kubikmeter Erdgas verbraucht, verbrannt oder anderweitig verwertet. Ein Anteil von gut 25% hieraus wird aus den Feldern vor der norwegischen Küste, in den sogenannten Troll- und Sleipner- Felder, gefördert und per Pipelines zur ostfriesischen Küste gedrückt. Das Monopol bei der Exploration und der Vermarktung des Erdgases hat dabei der Norwegische Staatskonzern "Statoil".
Als
die sogenannten Troll- Gas- Sales Agreements im Jahre 1986
abgeschlossen wurden, verpflichteten sich die Lizenzinhaber,
über mindestens 2 Woche eine sichere Erdgaslieferung, im
Falle nichttechnischer Unterbrechungen der Anlie-ferungen, zu
gewährleisten. Damit war der Anstoß für eines der
eigenartigsten Vorhaben in der Geschichte der
Nutzgasbewirtschaftung gegeben.
Noch im selben Jahr wurde beschlossen, für die Lagerung die
Kavernenanlagen von Etzel zu nutzen. Statoil band sich
vertraglich an die seinerzeit noch bundeseigene
Industrieverwaltungsgesellschaft ( IVG ) und schloß einen
Pachtvertrag über die Nutzung von neun Kavernen ab. Der
Vertrag hat eine Laufzeit bis in das Jahr 2012 mit einer Verlängerungsoption.
Weiterhin gestattet er auch eine Ausweitung der
Speicherkapazität für zukünftige Bedarfserhöhungen.
Teilansicht der Gasaufbereitungsanlage
1994 übernahm die Ruhrgas AG, einer der großen Abnehmer, einen wesentlichen Anteil an der Speicheranlage. Die Folge davon ist, daß das Etzeler Gaslager neben seiner Funktion als Puffer für das deutsche Versorgungssystem, auch kommerziell dazu verwandt wird, die regelmäßigen Lieferungen aus der Förder- und Transportkette von Norwegen nach Deutschland besser zu gewährleisten.
Schon
1992 wurde die Pipeline mit einem Rohrdurchmesser von 42 Zoll
(ungef. 1,10 m), zwischen Emden, dem Eingangspunkt der Norpipe,
und Etzel auf einer Länge von 65 km verlegt. Die
oberirdischen Bearbeitungs - und Verteilungsanlagen wurden im
Folgejahr fertiggestellt, so daß ohne Verzögerung mit der
Inbetriebnahme begonnen werden konnte.
Die schon in den Vorjahren durch Aussolen ( über die
Wilhelmshaven- Etzeler Pipelines ) fertiggestellten Kavernen
konnten nun befüllt werden. Die neun angemieteten Kavernen
wurden mit einer Speicherkapazität von insgesamt 500
Millionen Kubikmetern ausgelegt.
Bis zum Jahr 1995 mußte ausgelagertes Gas wieder zum
Anlandepunkt nach Emden zurückgepumpt werden. Das änderte
sich mit der Fertigstellung der NETRA- Pipeline, Etzel wurde
nun Ausgangspunkt für die Speisung des deutschen
Gas-transportsystems.
Nachdem die Seeleitungen Europipe 1) und 2) von den Förderfeldern
nach Dornum unter erheblichen politischen Wirrnissen gebaut
wurden, war der Weg frei für eine NETRA - Direktverbindung
nach Etzel. Diese Pipeline wurde schon 1999 in Betrieb
genommen.
Gaskavernenkopf
In Anbetracht des Vorstehenden und mit dem Wissen um die vielen Verteilungs-und Versorgungsleitungen ist es erklärlich, daß der Boden im Süden und im Südwesten von Etzel einige Male völlig durchwühlt und wieder rekultiviert wurde. Außer kleinen Narben und den charakteristischen Kavernenköpfen ist nichts sichtbar geblieben.
Die technische Kontrolle und die Wartung der technischen
Anlagen wird von der IVG - Etzel durchgeführt. Das
komplizierte Ein- und Ausspeichern wird dagegen direkt von der
Statoil- Betriebszentrale im norwegischen Bygness gesteuert.
Dort gehen über Satelliten die Daten über Temperatur,
Zusammensetzung, Druck und Mengen ein, von dort kann auch
steuernd eingegriffen werden.
Noch einige Anmerkungen:
Die Statoil Deutschland ist Betreiberin der Etzeler Gaslagerstätten. Anteilseigner sind unter anderem die Firmen Ruhrgas, Norsk Hydro, Elf und Total.
Die Pipelines müssen nach einer gewissen Zeit aufgereinigt werden. Hierfür werden ferngesteuerte, sogenannte Molche, eingesetzt.
Widerstände hat es gegen diese Form der Rohstoffeinlagerung in unserem Dorf nicht gegeben. Man war sogar froh über die Entscheidung von Statoil, denn so wurde eine Nutzung der Kavernen für eine Aufnahme von Giftmüll illusorisch.
Insgesamt wurden von Statoil in den Jahren bis 1995 für die " Etzel-Gas-Anlage" über 400 Millionen DM investiert.
Giftmüll in Etzel ?
Vorwort:
In der Regel wird über Bestehendes berichtet. Hier einmal ein Bericht über ein nicht realisiertes Vorhaben. Zugleich eine Beschreibung der Mentalität der Menschen unseres Landstrichs.
Am Mittag des 29. März 1987 ging es wie ein
Donnerschlag (vor allem für die Einwohner von Etzel und
Umgebung) über die Radiosender:
Die Niedersächsische Landesregierung schlug, nachdem Experten mögliche Standorte untersucht hatten, das Kavernengebiet Etzel als Standort für eine riesige Giftmüllaufbereitungs- und Konditionierungsanlage vor. Folgerichtig sollten auch die aufbereiteten Giftstoffe in unterirdischen Kavernen des Etzeler Salzstocks einer endgültigen Deponierung zugeführt werden.
Ohne daß schon Fakten bekannt waren, setzte eine nicht geahnte Welle der Em-pörung und des leisen Widerstandes ein. Spontan trafen sich schon am nächsten Morgen über 500 Menschen vor dem verschlossenen Haupttor der Kavernen-Bau- und Betriebsgesellschaft. Der Aufruf zu dieser eindrucksvollen Demonstration wurde bemerkenswerterweise von den Pastoren von der Kanzel abgekündigt. Ansonsten konnte nur von Mund zu Mund zu dieser nicht genehmigten und nicht gemeldeten Protestaktion aufgerufen werden. Obwohl die Menschen emotional aufgerüttelt waren, war der Verlauf absolut friedlich.
Was damals an Daten und Fakten durchsickerte, mußte Angst machen:
Als erstes sollten 20 Kavernen mit einem Bruttovolumen von 4 750 000 Kubikmeter erstellt werden. An oberirdischen Anlagen sollten neben den Infrastrukturbauten im wesentlichen
Labore
für kontinuierliche Prüfungen und Bestimmungen,
Entladestationen und Zwischenlager für angelieferte Stoffe,
chemisch-physikalische Behandlungsanlagen,
Hochtemperaturverbrennungsanlage,
Zwischenlagerstätten für behandelte Stoffe,
Förder-und Befüllungsanlagen
errichtet werden.
Vorgesehen war eine vorläufige Betriebsdauer von 30 Jahren. In dieser Zeit sollten jährlich Giftstoffe mit einem Vermögen von 100 000 m² bearbeitet und eingelagert werden.
Folgende Reststoffe waren für die Einlagerung im besonderen
vorgesehen:
Hochgiftige
metallurgische Rückstände,
Asche und Stäube aus der Giftmüllverbrennung,
cyanid-und arsenhaltige Salze,
Katalysatoren aller Art
sowie diverse Destillationsrückstände.
Nach einer auftrocknenden Behandlung sollten die Stoffe brikettiert oder pelle-tiert werden und dann per Freifall in die Kavernen endgelagert werden. Nach Verfüllung einer Kaverne sollte das Kopfstück mit Salz abgeschlossen und der Befüllstrang acht Meter unter der Oberfläche abbetoniert werden.
Neben dem normalen Werksverkehr hätten allein die Giftrohstoffanlieferugen mit einer Flotte von täglich 40 bis 50 Lastkraftwagen die Zulieferstraßen gefährdet.
Nachdem die Gefahren im ganzen Umfang bekannt wurden, gründeten sich schnell örtliche und überörtliche Bürgerinitiativen. Schon am 03. April kam es zu einer großen Versammlung. Der damalige Ortsvorsteher und Versammlungsleiter konnte in der Gastwirtschaft von Wilkenüber 400 Menschen ( normalerweise konnten hier nur 150 Personen Platz finden) begrüßen. Die Teilnehmer kamen aus allen Bevölkerungsschichten, aus berufs-, kirchlich- und vereinsorientierten Gruppen und aus den politischen Parteien. In wunderbarer Einmütigkeit wiesen alle Redner auf die Gefahren hin und zeigten Bereitschaft zum Widerstand. Auf den Punkt brachte es der Vorsitzende der Etzeler Kavernengemeinschaft, Willy Frerichs:
"In unserem Salzstock befindet sich die größte unterirdische Tankstelle der Welt, hier soll die deutsche Drehscheibe für die Erdgasbewirtschaftung entstehen. Wenn nun versucht wird, hier ein Pulverfaß zu konstruieren, wissen wir uns zu wehren. Wir wollen nicht das Giftmüllklo der Nation werden."
Auch diese Versammlung hatte eine erhebliche überörtliche
Resonanz in der Medienlandschaft. Hiernach folgten auch in den
Nachbargemeinden und -kreisen viele Veranstaltungen, die auch
im fernen Hannover nicht unbemerkt blieben.
Unter
diesem Zeichen standen die Proteste:
Alles wurde aber
überboten von der großen Demonstration am 30. Juni auf dem
Bolz-und Festplatz. Aus allen Himmelsrichtungen strömten fast
viereinhalbtausend Menschen auf abgesperrten Straßen in unser
Dorf. Eine solche Menschenmenge hatte unser kleiner Ort in
seiner tausendjährigen Geschichte nicht gesehen. Entlang der
Anmarschstrecke hatten Bewohner selbstgefertigte Transparente
aufgestellt, symbolische Giftfässer zierten die Strecke.
Viele Redner, wie der Oberbürgermeister von Wilhelmshaven,
oder der Landrat von Friesland, betonten ihre Bereitschaft zum
Widerstand auf allen Ebenen. Für die evangelische Kirche
sprach der Horster Pastor aus, was viele dachten:
" ...wir lassen uns nicht zu Befehlsempfängern degradieren, wir wollen diese Technologie nicht, weder hier noch anderswo."
Am aufwühlensten war das Schlußwort des Dichters und
Schriftstellers Oswald Andrae aus Jever:
"Laot
dat nich to,
stat up,- jie Lü!"
Ein siebzehnjähriger Junge aus Etzel, der mit eigenen Liedern
und Stücken von Debus und Wader die Pausen überbrückte, war
begeistert über das Engagement der älteren Menschen zum
Wohle seiner und der nachfolgenden
Generationen. Vor allem aber durften die Etzeler stolz auf
sich selber sein, die ganze Einwohnerschaft war fast vollzählig
anwesend.
Die Polizei war mit 120 Kräften vertreten und meldete, daß während
und nach der Veranstaltung keinerlei Störungen zu verzeichnen
waren.
Diese Veranstaltung war nicht Schlußpunkt der
Protestveranstaltungen, wohl aber vielleicht der Anstoß für
viele Landespolitiker und Minister in Hannover zum Umdenken.
In der Folgezeit gab es Veränderungen in der großpolitischen
Lage und andere Konzepte in der Entsorgungsfrage- die Etzeler
Einwohner kamen wieder zur Ruhe und fanden wieder zu ihrem
gewohnten Gang zurück.
Symbolisch sollte hier zum Abschluß ein Weihnachtsgruß vom
damaligen Um-weltminister Remmers ( ausgerechnet er war
Initiator der Entsorgungsidee und damit Hauptangriffspunkt) an
die Etzeler Bürgerinitiative sein:
".......wi Politikers hebbt ok us Last, goot dat`t jo givt, wi hebbt jo nödig."
( ".....wir Politiker haben auch unsere Verpflichtungen, gut das es euch gibt, wir haben euch nötig."
Der Erdölboom
In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts war Deutschland nach dem verlorenen Weltkrieg gegenüber dem Ausland stark isoliert. Hinzu kamen die auferlegten Reparationsauflagen gegenüber den Siegermächten, die keinen Spielraum für einen freizügigen Welthandel ließen.
Achtung: muß noch ausgearbeitet werden!
Im Laufe der letzten hundert Jahre wurde in unserem Dorf ungeheurer Raubbau an den Sandvorkommen vorgenommen. Besonders der Aufbau der Hafenanlagen ,der Kasernen und der Wohnviertel der neuen Marinestadt Wilhelmshaven verschlangen um 1900 Unmengen dieses Rohstoffes.
Da die heutige Naßbaggerei noch unbekannt war, bot sich ein
Abbau von Sand, ohne Berührung von Grundwasser, an. Zu nennen
ist hier die aus eiszeitlicher Epoche stammende dünenartige
Hochfläche des an der Dorfstraße belegenen Gebietes "
Jan Brenk". Durch die Sandentnahme wandelte sich die
Struktur in eine Senke, auf der heute Ackerbau betrieben wird.
Weitere Flächen befinden sich beidseitig der Bundesstraße im
Ortsteil Stapelstein, in Hohejohls und im Loog. Große Teiche
entstanden später durch Naßbaggerei hinter der
Gastwirtschaft Wilken, auf dem Gelände der Gärtnerei Ennen
und linksseitig des Weges zum Ortsteil Moorstrich.
Solche Flächen konnten auch wahre Goldgruben sein. So ist
von einem Landwirt bekannt, daß er zunächst den Baumbestand
gut vermarkten konnte, dann den Sand in einer Mächtigkeit von
6-8 m verkaufte, um zuguterletzt die ausgebeutete Grube für
eine Abraumablagerung endveräußerte.