DINTER, Gustav Friedrich
DINTER, Gustav Friedrich, Theologe und P�dagoge, * 29.2. 1760 in Borna bei Leipzig als Sohn eines Rechtsanwalts, � 29.5. 1831 in K�nigsberg (Preu�en). - D. besuchte seit 1773 die F�rstenschule in Grimma und studierte seit 1779 in Leipzig Theologie, Philosophie und Philologie. Nach kurzer Hauslehrert�tigkeit wurde er 1787 Pfarrsubstitut und 1790 Pfarrer in Kitzscher bei Borna und widmete sich hier mit Hingabe und Erfolg besonders dem Unterricht und der Ausbildung junger M�nner f�r das Lehramt an Volksschulen. So kam es, da� Franz Volkmar Reinhard ihn 1797 zum Direktor des Schullehrerseminars in Dresden-Friedrichsstadt berief. Krankheitshalber �bernahm D. 1807 das Pfarramt G�rnitz bei Borna, wo er eine h�here B�rgerschule oder ein Progymnasium er�ffnete. Seine Leistungen auf p�dagogischem Gebiet wurden der preu�ischen Regierung bekannt, die ihn darum 1816 zum Konsistorial- und Schulrat nach K�nigsberg berief. 1822 wurde er zugleich ao. Professor der Theologie. Als Theologe war D. ein typischer Vertreter des Rationalismus; man hat ihn auch als "konservativen Rationalisten" bezeichnet. Seine Bedeutung liegt auf p�dagogischem Gebiet. Er war der Reformator des ostpreu�ischen Volksschulwesens und eifriger F�rderer der sog. sokratischen Katechesiermethode: "Was der Lernende selbst finden kann, das soll man ihm nicht geben." Sein p�dagogischer Grundsatz lautete: "Pestalozzi ist K�nig der Unterklasse, Sokrates K�nig der Oberklasse. In der Mittelklasse geht das Kind von jenem zu diesem �ber, nachdem es seine Kraft verstattet. Beide M�nner arbeiten dahin, sich selbst entbehrlich zu machen." D. war ein begnadeter Lehrer: "Wahrlich, ihr Schulmeister wi�t nicht, welche Freuden ihr euch selbst entrei�t, wenn ihr eure Kinder sch�chtern erzieht. - Von zehn Schl�gen, die der Lehrer austeilt, geh�ren neun ihm." Er starb mit dem Wunsch: "Wenn Gott mich droben wieder zum Schulmeister macht und mir ein Heer Geisterchen f�r seinen Himmel zu bilden anvertraut, so erf�llt er den hei�esten meiner W�nsche, macht mich so selig, da� ich selbst Gabriel und Raphael um ihre Herrlichkeit nicht beneide." Weitestgehenden und tiefgreifenden Einflu� �bte D. aus durch seine "Schullehrerbibel", die rationalistische Erl�uterungen zur gesamten Bibel bot. Dieses Bibelwerk wurde von der orthodoxen Pfarrerschaft heftig bek�mpft und sollte durch die Schullehrerbibel des Pfarrers Christian Philipp Heinrich Brandt in Roth (Franken) verdr�ngt werden.
Werke: Die vorz�glichsten Regeln der Katechetik, 1802 (186213); Kleine Reden an k�nftige Volksschullehrer, 4 Bde., 1803-05 (1837/383); Die vorz�glichsten Regeln der P�d., Methodik u. Schulmeisterklugheit, 1806 (18367); Unterredungen �ber die Hauptst�cke des Luth. Katechismus, 9 Bde., 1806-23 (1824-262); Predigten z. Vorlesen in Landkirchen, 2 Bde., 1809 (18445); Anweisung z. Gebrauche der Bibel in Volksschulen, 3 Bde., 1814/15 (18222); Malwina, ein Buch f. M�tter, 1818 (18605); Rel.gesch., 1823 (18363); Schullehrerbibel, 9 Bde., 1826-30; Leseb. f. Eltern u. Erzieher, f. Pfr., Schulinap. u. Schullehrer, 1829 (18603; neue Ausg. 1879); Die Bibel als Erbauungsb., v. D. nur bis z. 55. Ps. bearb., fortges. v. Brockmann u. Fischer, 5 Bde., 1831 bis 1833. - S�mtl. Schrr., hrsg. v. Johann Christoph Basilius Wilhelm, 43 Bde., 1846-51. - D.s ausgew. p�d. Schrr., hrsg. v. Friedrich Seidel, 2 Bde., 1880/81 (1887-892).
Lit.: Johann Friedrich Heinrich Schwabe, Zur Gesch. der Schullehrerbibel des Herrn Dr. D., 1826; - Hoffmann, �ber Wert u. Brauchbarkeit der Dachen Schullehrerbibel, 1828; - Wilhelm Amelungk, G. F. D.s Grunds�tze der Erziehung u. des Unterrichts, 1881; - Martin Schian, Die Sokratik im Zeitalter der Aufkl�rung, 1900, bes. 237 ff.; - Gustav Fr�hlich, G. D., 1902; - Laura Frost, G. F. D., 1907; - Adolf Schultz, G. F. D.s Leben u. Schrr., 1908; - Erinnerungen an D. Eine Smlg. bisher noch nicht ver�ff. Briefe u. anderer Hss. D.s, zus.gest. u. erl. v. Heinrich Gerst, 1913; - W. Schinke, D.s Religiosit�t u. Rel.unterricht in geistesgeschichtl. Beleuchtung, in: P�d. Stud. 38, 1917, 1 ff. 90 ff.; - Hermann Schalhorn, G. F. D. als P�dagoge u. seine Stellung zu den p�d. Denkern seiner Zeit (Diss. K�nigsberg), 1923; - Rudolf Br�ckmann, G. F. D., in: Ostpreu�. K�pfe, 1928, 183 ff.; - Bruno B�ttiger, G. F. D.s Verdienste um das Volksschulwesen Ostpreu�ens, in: Allg. dt. Lehrerztg. 60, 1931, 418 ff.; - Kurt Wadewitz, G. F. D., der s�chs. Pestalozzi. Bilder aus den Anf�ngen der dt. Schule, 1936; - Willy Hans Bannert, G. F. D., in: Ostdt. Mhh., 1937; - Martin Sachsenweger, Die H�hezeit des Rationalismus in Dresden, in: BSKG 46, 1938, 3 ff.; - Adam, G. F. D., in: Altpreu�. Biogr. I, hrsg. v. Christian Krollmann, 1941, 134; - Heinrich Herzog, G. F. D., in: Herbergen der Heimat. Jb. f. dt. KG, Berlin 1967, 153 ff.; - ADB V, 243 ff.; - NDB III, 734; - DLL III, 295 ff.; - RE IV, 670 f.; - LThK III, 396 f.
Letzte �nderung: 18.06.2001