Neuwerk
Die Insel Neuwerk
Wolfgang Schippke, DC3MF (26.March 1997)
In der Zeit vom 30.April bis zum 04.Mai 1997 wollen DL6CGC, DF5WBA und DJ3XG von der Deutschen Nordseeinsel Neuwerk, QRV werden. Neuwerk zählt zu den recht seltenen Inseln im Wattenmeer. Nach meinen Unterlagen war die letzte Aktivierung der Insel im Juli 1995, damals durch DL5XB/p.
Die Insel Neuwerk (53N53, 08E30) und ihre Nachbarinsel Scharhörn liegen 10 Kilometer west-nord-westlich von Cuxhaven und südlich der Fahrrinne der Außen-Elbe.
Neuwerk ist ca. 2 mal 2 Kilometer groß und einige Warften erreichen Höhen von 15 Metern. Die gesamte Landfläche beträgt heute 3.5 km², und ständig wird neues Land hinzu gewonnen. Auf Neuwerk leben ständig ca. 40 Einwohner. Es gibt vier Warften, Mittelhof, Osthof, Westhof und das Fischerhaus. Auf der Insel existiert die kleinste Schule Deutschlands, in der ein Lehrer aus Hamburg, zu der die Insel heute wieder gehört, 4 Kinder unterrichtet. Ende der fünfziger Jahre wurden zwei Schullandheime aufgebaut. In den letzten Jahren kamen zwei Pensionen hinzu, in denen bis zu 40 Gäste untergebracht werden können.

Im Jahre 900 erscheint Neuwerk, als Nige Ooge, in alten Akten. 1204 erscheint Neuwerk, nun als Novao genannt, in Hamburger Akten, als die Stadt Hamburg die Insel zum Schutz der Elbe besetzte. 1286 weist die Chronik der Stadt Cuxhaven die Inseln Neuwerk und das benachbarte Scharhörn, als den Fischmarkt der Kaufleute von Hamburg und Cuxhaven aus. Nach einigen Havarien, errichtete die Stadt Cuxhaven 1305 ein erstes Seezeichen auf der Insel, damals eine 8 Meter hohe Kugelbake.
1312 erbauten Hamburger Kaufleute einen klobigen 40 Meter hohen Steinturm, der der Sicherung der Elbeinfahrt diente. In dem Bauwerk, mit bis zu 3 Meter dicken Wänden, lebten zeitweilig 20 Soldaten und sicherten das nördlich gelegene Fahrwasser. Was zuerst als reines Wehrbauwerk gedacht war, wurde 1644 zu einem wuchtigen Leuchtfeuer umgebaut. Dieser Wehrturm wurde auch zum Namenspatron der Insel, denn aus dem altdeutschen �nige Wark� für Neubau, leitete sich später der heutige Namen Neuwerk ab.

Nach dem Hamburg 1394 die Grundherrschaft Lappe übernommen hatte, wurden die Inseln Neuwerk und Scharhörn, offizieller Bestandteil der Hansestadt.
Im 15 Jahrhundert wurde die Insel von dem Piraten Störtebeker überfallen und zu seinem Hauptquartier ausgebaut. 1434 wurde die Insel wieder befreit und Störtebecker in Hamburg hingerichtet.
In einer Karte von 1542 wird die Insel, nun als Nige O bezeichnet und urkundlich als Pachtorat eines Bauern zu Cuxhaven ausgewiesen. 1644 wurde ein Leuchtfeuer im Norden der Insel errichtet, so daß die Einfahrt in die Elbe nun auch Nachts möglich wurde. Im gleichen Jahr wurde auf dem Wehrturm ein Holzkohlen Feuer unterhalten das eine Reichweite von 10 Kilometern hatte.
Am 01. März 1935 kam Neuwerk und Scharhörn zur Stadt Cuxhaven. Diese wurden im zweiten Weltkrieg von der Deutschen Wehrmacht zu einer Funkabhörstation und Radarbasis ausgebaut, wie vorher schon die östlich gelegene Insel Medemsand. Nach langen territorialen Diskussionen zwischen dem Land Niedersachsen und der Hansestadt Hamburg, kam Neuwerk, Scharhörn und die kleine Insel Niegebhörn am 01.Oktober 1969 wieder zu Hamburg. Heute werden weite Teile der Insel durch verschiedene Naturschutz Vereine betraut, und liegt auch im Nationalpark Wattenmeer.
Mit der erneuten Übernahme der Insel durch die Hansestadt Hamburg, begannen Architekten und Seefahrtsexperten mit der Planung eines gigantischen Tiefwasserhafens. Man wollte von Cuxhafen bis Neuwerk und weiter bis Scharhörn riesige Betonwälle errichten, um so das Hafenbecken zu bilden. Man kann froh sein, daß aus diesem Bauvorhaben nichts wurde und dank der Eingliederung in den Nationalpark auch nichts mehr wird.
Neuwerk kann man auf drei verschiedene Arten erreichen. Zum einem über einen 9 Kilometer langen Wattweg, der mit Pricken gekennzeichnet ist. Ein andere Alternative ist die romantische Fahrt mit einer Kutsche durch das Wattenmeer. Die bei weitem interessanteste Weise ist die Fahrt mit dem Boot. Von Cuxhaven aus kann man an der Nordseite des Wattenmeeres, vorbei am Eitzensand und am Kleinen Vogelsand, durch das Neuwerker Loch bis zu einem kleinen Hafen an der Südwestseite der Insel fahren. Dieser Weg ist aber nur bei maximaler Tide möglich.
Der bei einfachste und ungefährlichste Weg die Insel zu erreichen, ist vom Hafen Cuxhaven aus mit der Fähre Flipper, die zweimal täglich, abhängig vom Maximum der Flut, in ca. 1.5 Stunden nach Neuwerk verkehrt. Nimmt man die Fähre so hat man in Neuwerk genügend Zeit bei Ebbe die Wanderungen nach Scharnhörn mitzumachen. Der Preis beträgt für Hin und Rückfahrt DM 30.- .
Der Rundweg um die Insel Neuwerk führt immer entlang der inneren Deiche und dauert ca. 1.5 Stunden. Im Nordosten, wo das neue Land gewonnen wird, sind einige schmale Wattwege ausgewiesen, die bis unmittelbar an den Kleinen Vogelsand heranreichen.
Zu sehen gibt es auf der Insel recht wenig. Nur der alte Wehrturm, in dem heute ein Restaurant untergebracht ist. Wenn man die 134 Stufen bis zur Spitze des Turmes erklommen hat, hat man einen weiten Blick über das Wattenmeer bis hinüber nach Cuxhaven und zu den Inseln Scharhörn und Niegehörn. Nigehörn, unweit von Scharhörn ist eine im Entstehen begriffene Insel, die heute dem Naturschutzverband �Jordsand� untersteht und nicht betreten werden darf.
Ein Friedhof der Namenlosen existiert auf Neuwerk. Hier wurden all die Seeleute beigesetzt, die bei Havarien auf der Scharhörner Plate ihr Leben verloren. Scharhörn ist, wenn man auf Neuwerk besucht, einen Abstecher wert. Die 2000 auf 1300 Meter große Sandplatte mit ihren zwei Warften ist 6 Meter hoch und liegt 5 Kilometer nordwestlich von Neuwerk. Seit 1968 lebt in einem auf Stelzen errichteten Haus in den Sommermonaten ein Volgelwärter. Bereits 1657 wurde ein erstes Leuchtfeuer auf der Insel errichtet, nach dem über 100 Schiffe auf die trockenfallenden Sandplatten aufliefen und aufgegeben werden mußten. Wanderungen zum Scharhörn dürfen nur in Begleitung eines kundigen Führers durchgeführt werden. Ein Besuch der Nachbarinsel Niegehörn ist nicht erlaubt.