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Beruf und Kind - Riskante Rückkehr - Job & Karriere - sueddeutsche.de

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18.10.2008    11:24 Uhr Drucken  |  Versenden  |  Kontakt
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Riskante Rückkehr

Berufstätige Mütter genießen besonderen Schutz. Trotzdem werden sie oft mit Tricks aus dem Job gedrängt. Findige Anwälte schulen Führungskräfte sogar darin, wie sie junge Frauen loswerden.
Von Isa Hoffinger

Sonnenblumen, Margeriten und Chrysanthemen. Maria Weber kann sich noch gut an den üppigen Strauß erinnern, den sie zur Geburt ihres Sohnes bekam. Ihr Arbeitgeber, eine Spedition aus Baden-Württemberg, hatte ihr die Blumen ins Krankenhaus geschickt. Ein Jahr später, so war es ausgemacht, wollte die 33-jährige Kauffrau wieder arbeiten gehen.

Doch als sie im Büro erschien, legte der Chef ihr einen Aufhebungsvertrag vor und bot ihr eine Abfindung von 2000 Euro an. "Ich habe das überhaupt nicht verstanden und fühlte mich überfahren", sagt Maria Weber, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Alleinerziehende akzeptierte das Angebot. Heute jobbt sie in einem Schuhgeschäft, als Aushilfe.

Zuerst Glückwünsche, dann die Kündigung: Viele Arbeitgeber pokern, wenn es um die Beschäftigung von Frauen nach der Babypause geht. Das Elternzeitgesetz regelt zwar, dass Mütter an ihren Arbeitsplatz zurückkehren dürfen, aber da sich die wenigsten Frauen bei Auseinandersetzungen einen Anwalt suchen, gelingt es Arbeitgebern immer wieder, die Gesetze zu umgehen.

"Manche Firmen wiegen die Mütter zuerst in Sicherheit", sagt Monika Hirsch-Sprätz von der Mobbingberatung Berlin-Brandenburg. "Wenn Frauen dann überraschend eine Kündigung oder ein Auflösungsangebot bekommen, sind sie meist so geschockt, dass sie sich nicht fristgerecht wehren."


Vier Wochen nach dem Erhalt einer Kündigung haben die Betroffenen Zeit, Klage beim Arbeitsgericht einzureichen. Davor müssen sie sich beraten lassen, Gespräche mit dem Betriebsrat oder mit einem Anwalt führen. Das kostet Kraft. In vielen Fällen ist es auch nicht leicht, Beweise zu finden, mit denen man einen Prozess gewinnen kann. Vor allem Mütter, die nach der Geburt Teilzeit arbeiten möchten, werden oft mit List aus ihrem Job gedrängt. "Die Vorgesetzten brauchen ihnen nur die Nachmittage zum Arbeiten anzubieten. Mit den meisten Kinderbetreuungszeiten lässt sich das nicht vereinbaren", sagt Hirsch-Sprätz.

Schulung für Kündigungen


Während Müttern der Mut und häufig auch das Geld fehlen, um juristische Schritte zu unternehmen, haben Betriebe in der Regel findige Anwälte. Einige Kanzleien bieten Schulungen an, in denen Führungskräfte umfassend über Kündigungsschutzfristen, das Teilzeitgesetz und Antidiskriminierungsvorschriften informiert werden.

Die Mobbingberaterin Hirsch-Sprätz hat an einem solchen Seminar teilgenommen. "Ich hatte den Eindruck, dass sich Anwälte und Führungskräfte gegenseitig übertrafen, als es darum ging, die wirksamsten Methoden auszutauschen, mit denen man unerwünschte Arbeitnehmerinnen loswerden kann", sagt sie. Mütter auf subtile Weise zu mobben oder nach der Elternzeit zu degradieren, sind nur zwei der vielen Möglichkeiten, die Arbeitgeber haben.

Auch strukturelle Probleme erschweren Frauen den Wiedereinstieg. "Wenn Frauen nach der Elternzeit wieder einsteigen möchten, stehen sie oft vor dem Problem, dass ihre alte Stelle gestrichen wurde und eine angemessene Eingliederung kaum noch möglich ist", sagt Brigitte Völsen, Personalrätin der Stadt Darmstadt und für die Gewerkschaft Verdi im Fachbereich öffentlicher Dienst tätig.

Nicht nur Chefs, auch Kollegen betrachten Mütter manchmal als Störfaktoren. "Für Kolleginnen, die in Mutterschutz gehen, wird oft erst sehr spät eine Vertretung gesucht. In der Übergangszeit sind die Abteilungen unterbesetzt", sagt Völsen. "Die Kollegen müssen sich abrackern." Kein Wunder also, dass Wiedereinsteigerinnen von ihren Kollegen nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden, sondern mit Ressentiments.

Auf der nächsten Seite: Nicht nur der Arbeitgeber erschwert den Wiedereinstieg.



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