Die Schlacht bei Soor 1745
- ️Harals Skala
(heute Zdár, Nordböhmen, in der Nähe von Trautenau, heute
Trutnov)
Es war die zweite große Schlacht im 2. Schlesischem Krieg Friedrich
II. ging Mitte August 1745 nach Semonitz, am 19.8. dann nach Staudenz (Studenec)
südostwärts Trautenau.
Die kaiserlichen und Sachsen unter Oberbefehl von Prinz Karl von Lothringen
folgten ihm mit ca 42.000 Mann um sein Lager, in dem die Preussen ca. 22.000
Mann stehen hatten, zu überfallen.
Der Verlauf der Schlacht ist ein gutes Beispiel des taktischen Können
Friedrich II.
Dass die Verbündeten trotz Überzahl und vorteilhafter Position
die Verlierer waren, war auf die schlechte Kommunikation zwischen den Truppenkörpern,
Zaudern in Situationen, die einer raschen Entscheidung bedurften und nicht
zuletzt auf Disziplinlosigkeit einiger Truppenteile zurückzuführen.
Darüber später mehr. Friedrich II. nutzte dagegen sofort alle Fehler,
die die Verbündeten machten geschickt aus und gewann die Schlacht.
Am Vortag der Schlacht nachts ließ FM Lobkowitz die das Gelände
beherrschende Graner Koppe mit 10 Bataillonen, 15 Grenadierkompanien zu Fuß,
30 Schwadronen und 15 Grenadierkompanien zu Pferde und Karabiniers, dazu einer
Batterie schwerer Kanonen besetzten. Das Hauptheer rückte auch nachts
in 2 Treffen südlich der Graner Koppe, mit 6 Kavallerieregimentern auf
dem rechten Flügel in Ausgangspositionen. Südwestlich Burkersdorf
(heute Strítez) fuhr noch eine schwere Batterie auf.
Kurz vor Tagesanbruch war der Aufmarsch beendet, die Preussen von leichten
Truppen eingeschlossen. Eine Niederlage der Preussen schien unausweichlich.
Aus Gründen, die nicht mehr nachvollziehbar sind, verzögerte Prinz
Karl den Angriff.
Gegen 5 Uhr morgens erhielt Friedrich II. Meldung über den kampfbereiten
Aufmarsch der Gegner, gleichzeitig begannen die Batterien auf der Graner Koppe
zu feuern. Der König sah, das nur ein schneller Angriff helfen konnte,
und außerdem die Graner Koppe umgangen werden konnte. Er ließ
die Armee im Feuerbereich der Kanonen rechts schwenken. Anfangs begünstigte
dichter Nebel die Operation, später erlitt die preussische Infanterie
schwere Verluste, beendigte jedoch gegen 8 Uhr die Verschiebung der Front.
FM Buddenbrock und General v.d. Goltz ließen die Kürassierregimenter
Nr. 1 und 10 den steilen Hang der Graner Koppe hinaufstürmen, gefolgt
von KR 13, DR 3 und den KR 2 und 12 im zweiten Treffen. Die Verbündeten
hielte den steilen Hang als unangreifbar für Pferde, die Aktion der Preussen
stiftete unter der kaiserlichen Reiterei große Verwirrung. Die Grenadiere
und Karabiniers wurde in die Flucht gejagt und rissen die Kürassierregimenter
Bernes und Serbelloni mit. Die preussischen Reiter wurde endlich durch schweres
Gewehrfeuer in ihre linke Flanke gestoppt. Gleichzeitig waren jedoch 6 Bataillone
der Brigade Blanckensee über den Osthang auf die Batterie vorgegangen.150
m vor ihr kam der Angriff ins Stocken, Oberst Benda führte mit 5 Grenadierkompanien
einen Gegenstoß und drängte die Preussen zurück. Blanckensee
sowie sein Sohn fielen.
Benda konnte seinen Vorstoß nicht ausbauen, da die nötige Unterstützung
ausblieb.
Inzwischen hatte Friedrich II. die IR 17, 23 und das Grenadierbataillon
13/37 herangeführt, die nun unter Erbprinz Leopold in die große
Batterie einbrachen. Keine der 75 Schwadronen der Verbündeten hatte
in diesen Kampf eingegriffen! In dem engen Gelände drehten die Reiter
ab und wandten sich zur Flucht. Die Schlüsselstellung der Verbündeten
war verloren.
Friedrich II. wollte nun die Stellungen des Feindes von der Graner Koppe
her aufrollen und hielt deshalb seine Mitte und den linken Flügel zurück.
Er meinte jedoch ein Vorgehen der Verbündeten auf Burkersdorf zu bemerken
und ließ deshalb ein Bataillon des IR 25 dorthin dirigieren. Die nachfolgenden
Bataillone glaubten sich anschließen zu sollen, die Kavallerieregimenter
Bornstedt, Rochow, Geßler und Alt-Württemberg links daneben. Dieser
Aufmarsch geriet bald in das Feuer der schweren Batterie südwestlich
Burkersdorf. Der Angriff stockte. Da sprang Prinz Ferdinand v. Braunschweig
vom Pferd, setzte sich an die Spitze des II./IR 15 der Garde. Die Infanteristen
stürmten mit gefälltem Bajonett die Höhe hinauf, und fielen
in die IR Vetters und Botta. Die benachbarten preussichen Brigaden Dohna und
Schlichting schlossen sich an. Die 14 Bataillone der Verbündeten wichen
zurück und rissen das dicht aufgeschlossene 2. Treffen mit.
Gegen 11 Uhr räumten die kaiserlichen und Sachsen die Stellung und
zogen unter schweren Rückzugsgefechten nach Altenbuch und Soor.
Am rechten Flügel der Verbündeten standen immer noch 2 Dragoner
- und 4 Kürassierregimenter mit 36 Schwadronen (die Reg. Althann, Joh.
Pálffy, Diemar,
St. Ignon, Hohen-Ems und Liechtenstein) nur 20 preussischen Schwadronen
gegenüber. Sie hätten die linke Flanke der stürmenden preussischen
Infanterie sehr gefährden können, blieben jedoch untätig stehen!
Im Augenblick des beginnenden Rückzugs setzte GL v Rochow mit den Kürassierreg.
2 und 12 und dem DR 3 zur Attacke an, der die kaiserlichen Reiter auswichen.
Die Kürassier zersprenget daraufhin die IR Damnitz und Kolowrat und machten
viele Gefangene.
Die Katastrophe der Verbündeten wurde durch das undisziplinierte Verhalten
des Kavalleriekorps Nádasdy besiegelt. Es hatte die Aufgabe, den Preussen
im geeigneten Moment in den Rücken zu fallen. Vom letzten Standort in
Chwalkowitz setzten sich die Husarenregimenter Esterházy, Nádasdy
und Ghilányi mit Karlstädter, Temesvárer und Simbschen
Grenzern Richtung Trautenau in Bewegung.
Anstatt jedoch wie vorgesehen in das Kampfgeschehen einzugreifen, überfielen
sie das preussische Lager östlich Burkersdorf, steckten es in Brand und
begannen zu plündern. Sie eroberten einen großen Teil der preussischen
Bagage, darunter das ganze Gepäck Friedrich II. mit Kleidern, Tafelsilber,
seinen geliebten Flöten und der Liebligshündin "Biche". Auch beide
Kabinettssekretäre Eichel und v. Müller, der Leibarzt Dr. Lesser
und die ganze königliche Dienerschaft fielen in die Hände der Husaren.
Die Plünderer erkannten leider die Bedeutung der erbeuteten Kanzlei
Friedrich II. nicht, vernichteten Karten, Briefe und wertvolles Geheimmaterial.
Auch sollen sie wehrlose Männer niedergemacht und im Lager befindliche
Frauen belästigt haben. Erst das Erscheinen von Truppen des preussischen
Generals Hans v. Lehwaldt, die von Trautenau herbeieilten, machte dem Treiben
ein Ende.
Graf Nádasdy bedauerte den Vorfall in einem Brief noch am selben
Tag in dem er schrieb: ".....Die Beuthe so die Leute gemacht ist remarquable,
allein solche hat unsere Leuthe verdorben da seer vüll Wein darbey gewesen...."
Erstaunlicherweise wurde dieser Vorfall nicht juristisch verfolgt, obwohl
nach § 52 der Kriegsartikel Plünderungen während der noch andauernden
Kampfhandlungen unter strenge Strafe gestellt waren. Da hier mehrere Einheiten
plünderten, wurde wohl die ganze Sache mit Stillschweigen übergangen.
Um ihr schlechtes Image wieder aufzupolieren, verfolgten Nádasdys
Husaren und Kroaten die abziehenden Preussen besonders eifrig und lieferten
sich mit ihnen wütende Gefechte.
Verluste:
Die Preussen verloren 25% ihrer Soldaten.: 145 Offiziere und 3.766 Mann,
davon 34 bzw. 852 tot.
Die kaiserlichen verloren 179 Offiziere und 6.510 Mann, verwundet, gefangen
oder tot.
Die 6 sächsischen Bataillone verloren 35 Offiziere und 720 Mann
Ordre de Bataille der preussichen
Armee
Oberbefehl: der
König Friedrich II:
Linker Flügel: Prinz Leopold v. Anhalt, v.
Kalckstein
v. Rochow, Markgraf
Karl,
v. Stille - Kav..
Reg. Geßler - v Kyau - Kav. Reg. Rochow, v Bornstedt, Kav. Reg.
Bornstedt
v. Schlichting
-IR. Schlichting und Grumbkow, Prinz Ferdinand v. Braunschweig: Garde
+
Gren.Garde
Zentrum: v. Jeetze
Graf z. Dohna,
Prinz v. Preussen
Prinz Heinrich:
IR Kalckstein, Lehwald, Polenz, Markgraf Karl
v. Blanckensee:
IR Wedel, Tresckow, Finck, Anhalt
Rechter Flügel: v. Buddenbrock
v. Posadowsky
v.d. Goltz: Kav.
Reg. Buddenbrock, Gensdarmes
v. Katzler: Kav.
Reg. Prtinz
v. Preussen, Kyau
Reserve:
v. Bonin / de la Motte - Kav. Reg. Alt Württemberg, Rothenburg
,Gardes du Corps
IR Gleist,
Blanckensee, la Motte, Grenadier Bataillon Stangen
Brigade
Schlichting: IR Schöning, Kleist v. Jung-Schwerin, Lindstedt, Trenck,
Jeetze,
Natzmer
Ordre de Bataille
der Verbündeten
Oberbefehl: Prinz
Karl v. Lothringen
Linker Flügel: FM Fürst Lobkowitz
Graf Kolowrat:
15 Grenadier + Karabinier Kompanien zu Pferde
Meligni: IR Neipperg,
Harrach. v. Hagenbach: IR Wurmbrand, 10 Grenz-Komp. zu Fuß
Graf Königsegg
/ Marschall: IR Franz Lothrimgen, Karl Lothringen, Alt-Königsegg
2. Treffen: IR
Karl Lothringen, Alt-Königsegg, Franz Lothringen, 5 Grenz-Komp. zu Fuß
FML
Preysing / Bechini: DR Preysing, Württemberg, Philipert
Soyer: KR
Serbelloni, Bernes
Rechter Flügel:
FM Herzog
v. Arhemberg
FZM Wallis, G.d.C
Hohen-Ems
FML Polenz:
Radicati: Kav. Reg. Czernin, Birkenfeld. Buchner:
Kav. Reg. O´Byrn.
Bentheim:
Kav. Reg. Dallwitz, Vitzthum
Prinz v. Sachsen-Gotha:
GM Minckwitz: IR Prinz Xaver, Garde. GM Harsch: IR Botha
GM Heusler: IR
Vettes. GM Bostanzi: IR Bayreuth, Wolfenbüttel.
FML Mercy: GM Durlach:
IR Kolowrat, Baden-Baden.
GM Sincére: IR Damnitz.
FML Balayra: GM
Daun: DR Diemar. GM Kalckreuth: Kav. Reg. J. Pálffy, DR Althann
FZM Graf L. Daun:
FML Bernes: GM Mörninger: DR Lucchesi, K. Pálffy
FML Dungern_ IR Sachsen-Gotha, Browne,
Gyulai, Siebenbürger
FML Prinz L. E. v Braunschweig: GM Cosa:
IR Andlau, O´Gylvi
GM Puebla: IR Platz, Grünne GM St. André: IR Waldeck, Daun,
GM Wurmbrand: IR
Neipperg, Harrach
FML St. Ignon, GM Sproda: KR Hohen-Ems, DR Liechtenstein, St.Ignon
Außerhalb des Schlachtfeldes: Korps FM Franz Nádasdy mit den HR Esterházy, Nádasdy und Ghilány sowie den Karlstädter, Temesvárer und Simbschen Grenzern.
Harald Skala
Quellen:
- G.Dorn / J. Engelmann, Die Schlachten Friedrich des
Grossen, Augsburg 1997
- G. Schlag: Unser Leben und Blut für die Königin,
Eisenstadt, 1999
- Geschichte des K.u.K. Husarenregiments Graf Nádasdy
Nr.9, Sopron, 1903 den Treueeid.