web.archive.org

__| Historischer Bergbau im Mansfelder Land|___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Kupferschiefer- sowie Kali und Braunkohlenabbau

  • ️Mansfelder Seen - Contact: info@mansfelder-seen.de
Das Mansfelder Land gehört aufgrund seiner Fülle mineralischer Rohstoffe zu den rohstoffreichsten Gebieten Mitteldeutschlands. Neben dem Kupferschieferbergbau waren vor allem noch der Braunkohlebergbau und die Gewinnung von Kalisalzen von überregionaler Bedeutung.

Die älteste Form des Bergbaus in unserem Gebiet begann so etwa um das Jahr 1200, mit der Gewinnung von Kupferschiefer. Seit dieser Zeit versuchten die Bergleute, die etwa 30 cm mächtige Kalkmergelschicht gewinnbringend abzubauen und zu verarbeiten.

Entscheidend für eine gute Ausbeute war vor allem, wie der Verlauf des Erzes war. Um dem Rechnung zu tragen, war der Arbeitsraum der Bergleute - genannt Streb - immer ca. 60 cm hoch. Durch diese Höhe fiel aber auch taubes Gestein mit an, das in einem zusätzlichen Arbeitsgang wegbefördert werden musste. Deshalb ging das Bestreben immer mehr dahin, eine hohe Produktion mit einer niedrigen Strebhöhe zu realisieren.

Mansfelder Strebhäuer bei der Arbeit Der Mansfelder Hauer lag auf der Seite, geschützt durch Achsel- und Beinbretter, und musste fast 8 Stunden in dieser Haltung arbeiten. Erschwerend kamen noch das kalte Grubenwasser, der Qualm der Ölgeleuchte und der Rauch vom Feuersetzen hinzu.
Diese Arbeitsbedingungen blieben natürlich nicht ohne Folgen. Die Mansfelder Bergleute wurden wegen ihrer gekrümmten Nackenhaltung oft als Krummhälse bezeichnet.

Haspel Hatte man genügend Erz gefördert wurde es mit Schlepptrögen aus geflochtenen Ruten bis zum Förderkorb gezogen, mit dem das Erz dann mit der Haspel nach oben geholt wurde. Dort wurde es dann noch einmal bei Tageslicht sortiert (gekläubt) und schliesslich mit einem geeichten Höhlwagen zur Rohhütte gefahren.

Die wichtigste Einrichtung unter Tage war der Schacht. Er hatte eine Öffnung von 1x2 m und war mit wiederverwendbaren eichenen Bohlen abgesichert. Über den Fahrschacht gelangte der Bergmann mit Hilfe von Leitern (Fahrten) zu seinem Arbeitsplatz. Untertage mussten die Bergleute oft noch bis zu 100 m auf allen Vieren kriechen, um ihren Streb zu erreichen, Abkürzungen waren wegen des zu hohen Aufwands nicht realisierbar. Aus diesem Grund haben die Bergbesitzer zu allen Zeiten den Schächten immer die grösste Aufmerksamkeit gewidmet.

Historischer Kupferschiefer- Bergbau


Die Geschichte des Bergbaus im Mansfelder Land geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit, genauer gesagt im Jahre 1199, sollen laut dem Chronisten Spangenberg die beiden Bergleute Nappian und Neucke das erste mal Kupferschiefer in unserer Region gewonnen haben. Zu dieser Zeit wurde aber noch kein intensiver Bergbau unter Tage betrieben. Stattdessen wurde der Kupferschiefer an Talhängen, wo er nur von Lößlehm bedeckt war, und in Steinbrüchen gefördert.

Später kam zu diesem Tagebau natürlich auch der Tiefbau über Schächte hinzu, die Tiefe blieb aber mit 30 m noch über dem Wasserspiegel. Dies hatte vor allem den Vorteil, dass die Gewinnung von Kupfer kaum durch Kosten für die Wasserhebung belastet war.

Ab etwa 1450 waren aber kaum noch oberflächliche Lagerstätten zu finden, so dass man nun dem Verlauf des Kupferschiefers folgen musste. Erste Bergwerksmaschinen und Stolln wurden erforderlich, was die Kosten für die Kupfergewinnung stiegen ließ. Trotzdem riss der Massenzustrom von Leuten nicht ab, was wie schon erwähnt auch den Vater Martin Luthers hierher lockte.

Im Bergbau setzte nun eine Differenzierung der Berufsgruppen ein, die vorher nicht existierte, da alle Arbeiten von jedem verrichtet werden mussten.

So enstanden die Berufsgruppen der Treckejunge

  • Dinghauer (Steiger)
  • Häuer (Knechte)
  • Sinker (Schachtabteufer)
  • Treckejungen
  • Aber auch die Lösung zur Beseitigung des eindringenden Wassers in die Schächte nahm einen breiten Raum ein. Schon zu dieser Zeit erreichte man Tiefen bis zu 200 Meter.

    Der Bereich, in dem der Bergbau betrieben wurde, erstreckte sich von Neckendorf bis Gerbstedt, feste Umrisse bekamen die Reviere in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Nur die kurzlebigen Schächte blieben ohne Namen.

    Verwaltet wurde alles von gräflichen Dienststellen, später, nach der Sequestration der vorderortischen Grafen, übernahm dies das Oberaufseheramt in Eisleben zusammen mit dem Bergamt.

    Aus dem Jahre 1571 sind die ersten Zahlen bezüglich des Bergbaus im Mansfelder Land bekannt. Zu dieser Zeit gab es 127 Schächte mit 230 Steigern, 926 Knechten, 206 Jungen und 132 Hasplern. Die Produktion von Kupfer lag bei etwa 800 bis 1000 Tonnen.

    Mit dem Zerfall des Mansfelder Grafenhauses und der Übernahme durch Kursachsen und Magdeburg änderte sich auch die politische Macht des Mansfelder Landes. Kupfer von hier versorgte Westeuropa und brachte Handelskaufleuten wie Fugger, Welser oder Fürer und Städten wie Leipzig, Frankfurt/M., Augsburg und Nürnberg großen Reichtum.

    Der 30jährige Krieg bedeutete für den Bergbau einen tiefen Einschnitt. Obwohl der Betrieb bis 1632 aufrecht erhalten werden konnte, brach er nach der Verweigerung eines Kredites durch die Stadt Leipzig völlig zusammen. Die Dörfer, Städte, Schächte und Hütten wurden verwüstet, die Berg- und Hüttenleute verstreuten sich in alle Lande. Im Jahre 1633 existierte kein einziger Schacht mehr.

    Im Jahr 1671 wird der Bergbau vom Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen für frei erklärt. In kürzester Zeit wurden einige Hütten gegründet, die nach Kapitalgesellschaften (Gewerkschaften) benannt wurden. Versuche, die alten Stollen wieder gangbar zu machen, scheiterten. So wurde im Jahre 1698 mit dem Beginn des Froschmühlen-Stolln eine völlig neue Zeit eingeläutet. Später folgten noch der
  • Langethaler und Straußhofer Stolln 1696
  • Gottlob-Glückaufstolln 1730
  • Zabenstedter Stolln 1747
  • Friedeburger Stooln 1751-1758
  • Erdeborner Stolln 1756
  • Hoheiter Stolln 1760
  • Jacobstolln 1772
  • Johann-Friedrich-Stolln 1778
  • Die Förderschächte in den Bergwerken dienten auch als Lichtlöcher. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden diese 3-geteilt in 2 Förder- und 1 Fahrschacht in der Mitte. Ab 1750 bekam auch jeder Schacht einen festen Namen.

    Ab dem Jahr 1785 revolutionierte die erste deutsche Dampfmaschine Wattscher Bauart die Wasserhebung. 1832 folgte die erste Förderdampfmaschine auf dem Bücklingschacht bei Helbra. Die Vorraussetzungen für einen Tiefbau wurden 1837 geschaffen, als auf dem Wassermann-Schacht die ersten eisernen Seile eingesetzt wurden. Der erste Schacht, der tiefer als seine Vorgänger ging, war der Ernst-Schacht 1864. zum ersten Mal floss das Wasser nicht mehr von selbst ab und musste nach oben gefördert werden.

    Die Verwaltung des Bergbaus übernahmen die Bergämter Eisleben und Rothenburg, ab 1815 nur noch das preußische Bergamt Eisleben.

    Da die Wasserstolln gemeinsam genutzt wurden, kamen sich auch die einzelnen Gewerkschaften immer näher. Der erste Schritt zu einer Vereinigung wurde 1822 mit dem Stollnverein getan, worauf der Ankauf der Rothenburger und Sangerhäuser Reviere folgten. Das Ziel der Gewerkschaften war, ein Kupfermonopol aufzubauen.

    Im Jahre 1817 waren etwa 1200 Mann im Bergbau beschäftigt, die etwa 350 t Kupfer produzierten. Ihre Arbeiten hatten sich weiter spezialisiert in

  • Fahrsteiger
  • Untersteiger
  • Kläubersteiger
  • Kläuber
  • Häuer
  • Lehrhäuer
  • Maurer
  • Kunstwärter
  • Schmiede
  • Ausstürzer
  • Haspler
  • Pumper
  • Göpelknechte
  • Anschläger
  • und Jungen
  • 1852 schlossen sich die fünf Gewerkschaften schließlich zur "Mansfeld'schen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft" zusammen. Mit Sitz in Eisleben unter der Leitung des 1. Oberberg- und Hüttendirektors Eckardt war eines der größten deutschen Montanunternehmen entstanden. Vor allem unter der Leitung des 2. Oberberg- und Hüttendirektors Ernst Leuschner nahm der Betrieb einen schnellen Aufschwung. Vor allem die Betriebsteile, die für die Kupferproduktion notwendig waren, wurden erweitert. Das Ziel war, den Betrieb von anderen Hilfsstoffen unabhängig zu machen.

    Das Unternehmen dehnt sich aus. So kommt 1873 die Steinkohlenzeche Mansfeld in Bochum, 1903 die Zeche Sachsen in Hamm, 1867 der Kupferhammer Rothenburg, 1887 Ziegelei Henkel in Wansleben hinzu. Im Jahre 1898 beginnt die Kaligewinnung, weiter verarbeitet werden die Produkte in der Silberwarenfabrik Franz Bahner Düsseldorf und im Messingwerk Hettstedt. Schliesslich übernimmt die Mansfelder Gewerkschaft noch die Hallesche Pfännerschaft mit Braunkohle und einer Glasindustrie.

    Die Großhütten und die modernen Tiefbauschächte sind niveaubestimmend im internationalen Bergbau. Das Unternehmen droht förmlich, aus den Nähten zu platzen und so wurde 1921 die Mansfeld AG gegründet. Kamerad Martin - Firmenzeichen der 'alten' Mansfeld AG

    Die Belegschaft im Bergbau hatte sich von 3.750 Mann im Jahr 1861 auf 11.500 im Jahr 1921 erhöht, die Kupferproduktion stieg von 1.500 t auf 11.754 t pro Jahr an.

    Unter der Regie der Deutschen Bank fusionierten der Salzdetfurth- mit dem Mansfeldkonzern. Generaldirektor Stahl gelang 1933 die Rettung des Stammbetriebes durch die Gründung der staatlich subventionierten Tochtergesellschaft "Mansfeld'sche Kupferschieferbergbau AG". 1934 folgt die "Studiengesellschaft Deutsche Kupferbergbau GmbH".

    Zusätzlich zum Kupfermonopol kam im Jahr 1938 die Nutzung der Kupfervorkommen in den Alpen. Die Entwicklung im Bergbau folgt dem internationalen Trend: Einsatz von Dynamit, Zahnradbahnen, Höhenförderern und Seilbahnen. Nur die schwere Strebarbeit blieb. Druckluftwerkzeuge und Strebhaspel erleichterten zwar den körperlichen Aufwand, ließen aber trotzdem noch eine starke Belastung bei den Bergleuten.

    Große Probleme bereitete auch das Wasser in den Schächten. So musste z.B. der Salzige See wegen der Wassereinbrüche in die Otto-Schächte seit 1892 leergepumpt werden.

    Die vielen unterschiedlichen Halden der verschiedenen Generationen sind im Prinzip die letzten Erinnerungen an die ruhmvolle Zeit des Mansfelder Landes.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben folgende Betriebe in der Bundesrepublik:

  • der kurhessische Kupferschiefer (Sontra)
  • Zeche Mansfeld (Bochum-Langendreer)
  • Silberwarenfabrik Bahner (Düsseldorf)
  • Montangesellschaft mbH (Köln)
  • Allerdings haben diese Betriebe die Produktion eingestellt oder sie wurden verkauft. Die Betriebe im Mansfelder Land wurden zum Mansfeld Kombinat zusammengefasst. Die Leitung erfolgte über die Generaldirektion in Eisleben, die ihren Sitz im Stadtschloss der hinterortschen Grafen hatte.

    Aufhacken des Erzes 1930 und 1990 - Es gibt kaum Veränderungen in der Abbautechnik


    Da die Lagerstätten immer weniger Erz lieferten und auch die Erträge bei der Förderung von Kupferschiefer trotz fortschreitender Mechanisierung immer kleiner wurden, wurde die Kupferproduktion seit 1990 eingestellt. Rund 20.000 Beschäftigte mussten nun einen anderen Beruf erlernen.

    Historischer Kali- Bergbau


    Der Kalibergbau erlebte ab der Jahrhundertwende im Mansfelder Land einen gewaltigen Aufschwung. Nachdem durch Bohrungen und Kupferschieferschächte nahezu in der gesamten Mansfelder Bucht Kalisalze gefunden wurden, entwickelten sich sehr rasch Kaliwerke.

    Der erste Schacht, der Georgi-Schacht, entstand 1898 in der Nähe von Wansleben. Zusammen mit dem Schacht Neumannsfeld (1910), der sich unmittelbar am Kerner See befand, gehörten die beiden Schächte zur Gewerkschaft Ernsthall des Mansfeld-Konzerns. Weitere Schächte waren der Wolf-, Hohenthal- und Clotilde-Schacht, die zur Gewerkschaft Wolfshall gehörten. Weitere Gewerkschaften waren Dittrichshall (Dittrich-Schacht) und Paulshall (Wachler-Schacht)

    (Die Bezeichnung -hall für die Gewerkschaften stammt von den Halloren, die früher in der Stadt Halle Salz förderten und verarbeiteten.)

    Die Verarbeitung der Kalisalze erfolgte in den Fabriken Wansleben und Eisleben. Für die letztere wurde extra eine Seilbahn gebaut, die vom Dittrich-Schacht über Wolf-Schacht, um Eisleben herum bis zur Krug-Hütte führte.

    In der weiteren Mansfelder Mulde gründeten sich noch:

  • Gewerkschaft Johannashall mit Schacht Kurt bei Beesenstedt 1902
  • Gewerkschaft Kaliwerk Wils mit Schacht Wils bei Beesenstedt 1908
  • Gewerkschaft Kaliwerk Krügershall AG mit Schacht Teutschenthal 1905
  • Gewerkschaft Salzmünde mit Schacht Salzmünde bei Zappendorf 1906
  • Gewerkschaft Adler Kaliwerke AG mit Schacht Adler 1906
  • Nur diese Gewerkschaften verfügten über Weiterverarbeitungsfabriken an den Schachtstandorten. Unvollendet blieben die Schächte Eva bei Steuden und Oberröblingen bei Röblingen.

    Halde des ehemaligen Kaliwerkes Teutschenthal Im Jahre 1921 wurde eine Verordnung herausgegeben, die die Einstellung von Kaliwerken forderte. Deshalb wurden die überwiegende Anzahl der Werke geschlossen, wofür hohe Abfindungen gezahlt wurden. Als letztes Mansfelder Kaliwerk stellte 1982 der Schacht in Teutschenthal den Betrieb ein.

    Historischer Braunkohlen- Bergbau


    In der Rangfolge nach Kupfer und Kali muss man die Braunkohlengewinnung einordnen. Schon 1680 unterschied man zwischen Erdkohlen und Steinkohlen, die Gewinnung setzte aber erst nach dem 30jährigen Krieg ein.

    Großindustriell betrieben die Mansfelder Gewerkschaften den Braunkohlentiefbau Riestedt, der mit dem Ankauf der Sangerhäuser Werke 1825 und 1832 an Mansfeld gekommen war und 1895 geschlossen wurde. Die Kohle von Riestedt wurde u.a. als Brennmaterial für die sich immer schneller ausbreitende Dampfkraftnutzung.

    Erwähnenswert sind weiterhin die Vorkommen "Schwarze Minna" bei Eisleben-Friedrichsberg, "Hermann" bei Eisleben-Helfta, "Walburgis" bei Volkstedt, "Franziska" bei Polleben, bei Langenbogen, bei Gerbstedt, Lochwitz und Schwittersdorf.

    Zur Entwässerung des Tagebaus wurden die verlassenen Kupferschieferschächte, gegen eine kleine Gebühr, genutzt.

    Schon gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts waren die meisten Vorkommen erschöpft. Nur der Tagebau Amsdorf blieb noch in Betrieb. Die Anfänge des Braunkohlebergbaus in diesem Gebiet reichen bis in den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Mit dem Tief- und Tagebau wurde die hochwertige Kohle gewonnen und an Ort und Stelle für verschiedene Produkte veredelt. Am Südrand des Salzigen Sees entwickelte sich auf der Braunkohlenbasis ein kleiner Industriekomplex mit Schwelereien, Brikettfabriken und Mineralölfabriken. Ein weiterer bedeutsamer Schritt war 1903 die Aufnahme der Montanwachsproduktion.