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Literatur:
Karl
Abraham
(03.05.1877 Bremen – 25.12.1925 Berlin), Dr. med. („Spezialist
für nervöse und psychische Krankheiten“), war Sohn des
jüdischen Religionslehrers und Predigers Nathan (1842 – 1915)
und seiner Frau (und Cousine) Ida Abraham (1847 – 1929) aus Nienburg
bei Hannover. 1861 siedelte der Vater nach Bremen über. 1873 verzichtete
er auf seinen Beruf zugunsten einer materiell gesicherteren Existenz
als Kaufmann (Tabakgroßhandel, dann Textilbranche) um seine Heirat
zu ermöglichen. Karl Abraham wuchs in Bremen auf. Er hatte einen älteren
Bruder (Max) und zwei jüngere Schwestern (Johanna und Jeannette).
Er studierte Medizin in Würzburg und Berlin – gehörte
hier einer Sozialwissenschaftlichen Studentenvereinigung an, bei der
Frauen eine beachtliche Rolle spielten (z.B. Elisabeth Gottheimer, später
erste deutsche Professorin für Nationalökonomie, Alice Salomon,
Begründerin der modernen Sozialarbeit in Deutschland und Adele Schreiber,
führend im Bund deutscher Frauenvereine und Reichstagsabgeordnete).
Er promovierte in Freiburg. Die Psychoanalyse lernte er am Burghölzli
als Oberarzt von C. G. Jung kennen (bis 1907). Bevor er sich als Nervenarzt
in Berlin niederließ, suchte er Freud in Wien auf und nahm an der „Mittwochsgesellschaft“ teil.
In Berlin überwies ihm zunächst der „Leiter des wissenschaftlichen
humanistischen Komitee Charlottenburg“ und des „Instituts für
Sexualwissenschaften“, Magnus Hirschfeld, erste Patienten zur psychoanalytischen
Behandlung und Begutachtung. Freud supervidierte die Behandlungen brieflich.
Abraham war Mitglied im „geheimen Komitee“, dem engsten Kreis
um Freud. Er gründete 1908 die „Berliner Psychoanalytische
Vereinigung (BPV)“ und war ihr geistiger Mittelpunkt. In öffentlichen
Vorträgen und Diskussionen exponierte er sich als ihr Vertreter
(z.B. bei Veranstaltungen der Neurologen und Psychiater). Dafür
wurde er einerseits scharf zurechtgewiesen, andererseits gewann er durch
seine kluge Hartnäckigkeit, persönliche Integrität und
denkerische Unabhängigkeit an Einfluß im Dienste der Psychoanalyse.
Nach seiner Empfehlung wandte sich Lou Andreas Salomé, 1912, an
Freud. Im 1. Weltkrieg (1915) wurde er nach Allenstein (Ostpreußen)
als Chirurg in ein Lazarett versetzt und baute dort eine neurologische
Station zur Behandlung von Kriegsneurotikern auf. 1918 kehrte er nach
Berlin zurück. 1922 wurde er Sekretär, 1924 Präsident
der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Abraham unterstützte
das umstrittene Filmprojekt (“Geheimnisse einer Seele”) und
setzte sich gegen Freud durch. Zu seinen Schülern zählten:
Felix Boehm, Rudolf Foerster, Hans Liebermann, Josine Müller, Carl
Müller-Braunschweig, Karen Horney, Theodor Reik, Helene Deutsch,
Edward und James Glover, Melanie Klein, Sándor Radó, Alix
Strachey und Ernst Simmel. Abrahams früher Tod an einem Lungenabszess
markiert eine deutliche Zäsur in der Entwicklung der Psychoanalyse
in Berlin. Hatte sich nach dem 1. Weltkrieg ein Kreis besonders begabter
und kreativer junger Analytiker um ihn versammelt, setzte nun, auch auf
dem Hintergrund der sich verschlechternden ökonomischen und politischen
Situation, eine zentrifugale Bewegung in der Berliner Psychoanalytischen
Vereinigung ein. Abrahams Frau und seine Kinder entgingen der nationalsozialistischen
Verfolgung und konnten nach England fliehen. Sein Bruder und seine Schwägerin
wurden in einem KZ in der Nähe von Minsk ermordet. Deren Tochter
Charlotte (nach „Karl“ genannt, Lottie Abraham-Levy) floh ebenfalls
nach London.
Karl Abraham wurde auf dem Friedhof Lichterfelde in Berlin beerdigt.
Seine Berliner Adressen:
1901 – 1904 Berliner Irrenanstalt Dalldorf (KaBoN)
1908 – 1910 1. Psychoanalytische Praxis: Schöneberger Ufer
22
1910 – 1916 Wilmersdorf, Rankestr. 24
Jan 1919 – Juni 1919 Grunewald, Schleinitzst. 6
Juni 1919 – 25.12.1925 Grunewald, Bismarckallee 14
- Abraham, Hilda (1976), Karl Abraham. Sein Leben für die Psychoanalyse.
München
- Decke, Bettina (1997), Karl Abraham: Familie, Kindheit und Jugend in
Bremen. Luzifer-Amor, Jhrg. 10, Heft 20, 1997
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