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Kritik: Dead Man Down (2013)

Geschrieben am 3. April 2013 - 18:38 Uhr von Kino7.de

Noomi Rapace gehört mittlerweile zu den Top-Schauspielerinnen Hollywoods! Während die Schwedin mit SHERLOCK HOLMES: SPIEL IM SCHATTEN und PROMETHEUS – DUNKLE ZEICHEN internationale Erfolge feierte, startet sie in diesem Jahr gleich mit zwei Filmen in den deutschen Lichtspielhäusern: PASSION und DEAD MAN DOWN! Letzterer wird am 04. April zu sehen sein. Kino7 hat für euch vorab DEAD MAN DOWN sehen dürfen und verrät euch jetzt, ob sich der Action-Thriller lohnt …

Victor (Colin Farrell) ist der zuverlässigste Mann in der Organisation des New Yorker
Unterweltchefs Alphonse (Terrence Howard), die sich einer unheimlichen Bedrohung ausgesetzt sieht: In regelmäßigen Abständen ermordet ein Unbekannter Mitglieder der Gang und lässt Alphonse rätselhafte Nachrichten zukommen. Für Victors besten Freund Darcy (Dominic Cooper) entwickelt sich die Jagd nach dem Killer zur Obsession. Dann tritt unvermittelt die mysteriöse Französin Beatrice (Noomi Rapace) in Victors Leben, die mit ihrer Mutter (Isabelle Huppert) gegenüber des Apartmenthauses von Victor wohnt. Er kann sich ihrer Anziehungskraft nicht lange widersetzen, realisiert aber, dass Beatrice ihn instrumentalisieren will – für ihre Rache an einem Mann, der ihre Existenz ruiniert hat. Was Beatrice nicht weiß: Auch Victor hat ein Geheimnis, auch er sucht Rache für ein unaussprechliches Verbrechen und ist bereit, dafür alles zu unternehmen …

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Mit einem psychologisch komplexen und packenden Großstadt-Thriller feiert der dänische Regisseur Niels Arden Oplev sein Hollywood-Debüt, nachdem er mit seiner originalen Verfilmung von STIEG LARSSON – VERBLENDUNG das Kinopublikum weltweit begeistert hatte. Nach dem riesigen Erfolg der Romanverfilmung landeten tausende Drehbücher aus dem Hause Hollywood auf seinem Schreibtisch. Über zwei Jahre konnte ihn jedoch kein Drehbuch zu hundert Prozent überzeugen – bis er DEAD MAN DOWN las. Und genau das ist die größte Stärke des Films: der äußerst interessante Plot. Die jeweiligen Figuren haben darin eine ungemeine Tiefe, die den Zuschauer förmlich in den Bann zieht. Die Rache zweier Menschen ist dabei nur das Randthema des Films. Es geht vielmehr um Erlösung und Wiedergutmachung, da die beiden Protagonisten Victor und Beatrice sich gegenseitig in den finstersten Zeiten unter die Arme greifen.

Obwohl der düstere Film klassische Zutaten für einen amerikanischen Film besitzt, steckt doch mehr in der Geschichte. So werden uns spannende Actionszenen geboten und gleichzeitig rückt die durchaus zwielichtige Beziehung der beiden Hauptfiguren in den Vordergrund. Es ist eine eigenartige Liebesgeschichte, die man zuvor in dieser Form nicht gesehen hat. Nach der ersten halben Stunde wird dem Zuschauer eine echte Romanze versprochen, aber schnell wird klar: Beatrice will keinen Mann, sondern einen eiskalten Killer! Diese unerwartete Wendung gibt dem Film plötzliche eine ganz neue Richtung und lässt den Zuschauer fortan ahnungslos im Kinosessel sitzen. Wenig später folgt der zweite Twist, der an dieser Stelle selbstverständlich nicht vorweg genommen wird. Doch nach diesem durchaus gelungenen Start steuert der Film viel zu gradlinig dem actiongeladenen Finale entgegen. Der Film konzentriert sich so sehr auf das visuell beeindruckende Finale, dass der Mittelteil des Films fast schon einem Marathonlauf ähnelt. Die psychologischen Dimensionen, welche zu Beginn des Films noch clever ausgefeilt wurden, verblassen von einer Filmminute zur nächsten.

Die jeweiligen Schauspieler werten allerdings den Film wieder ein ganzes Stück auf. Speziell Colin Farrell und Noomi Rapace hauchen ihren Figuren Leben ein und machen immer wieder spürbar, dass die Liebe zwischen den beiden mit ihren traumatischen Erfahrungen sie versöhnen und vom Pfad der hasserfüllten Vergeltung abbringen könnte. Dominic Cooper, der bereits zu Beginn des Films eine der einprägendsten Filmszenen erhielt, glänzt außerdem als „gutes Gewissen“ und „rechte Hand“ von Victor. Einzig und allein Frankreichs Grande Dame Isabelle Huppert schien durch ihr Overacting regelrecht deplatziert.

Fazit: DEAD MAN DOWN ist cleveres Thriller-Kino mit gelungenen Actionszenen und einer interessanten Liebesgeschichte. Colin Farrell als geheimnisvoller Victor erinnert dabei streckenweise an Ryan Goslings Driver aus DRIVE und Noomi Rapace erweist sich erneut als starke Frau mit weichen Zügen. Einziger aber gravierender Schwachpunkt ist die Kontinuität des Storytellings – weniger ist bekanntlich mehr!

 ★★★½☆ 

Josephine Drews

Verleih:

Wild Bunch Germany

Mit: Colin Farrell, Noomi Rapace, Isabelle Huppert, Dominic Cooper, Terrence Howard uvm.