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Virtù und velocità

  • ️https://uni-kassel.academia.edu/ChristianJaser
  • ️Thu Nov 21 2013

Leistung als Paradigma, 2018

Abstract

Im 15. und fruhen 16. Jahrhundert haben zahlreiche nord- und mittelitalienische Stadte Pferderennen um ein wertvolles Stuck Tuch – ital. palio – veranstaltet, die von einer spezifischen Organisationsschriftlichkeit (Ordnungen, Register) getragen wurden und uber performative Prasenz, Berichterstattung und mediale Reprasentationen soziale Bedeutungen generierten. Insofern lasst sich auf diesem Feld erstmals in der nachantiken Geschichte Europas die Formierung einer agonalen Sportkultur beobachten, die fur samtliche Dimensionen des Wettkampfs – Planung, Praxis und kompetitive Wahrnehmung – ein hinreichendes Quellenfundament aufbietet. Auf den stadtischen Rennplatzen entfaltete sich eine Leistungskonkurrenz animalischer Korper, deren Performanz an das symbolische Kapital – oder zeitgenossischer: an die Ehre (onore) – furstlicher, adeliger und stadtburgerlicher Patrone ruckgebunden werden konnte. Entsprechend erweisen sich die italienischen Paliorennen der Renaissance entlang der Schlusselbegriffe virtu (agonale Durchsetzungskraft) und velocita (Schnelligkeit) als ausgesprochenes Leistungsregime, das samtliche rennrelevante Praktiken – von Zucht, Auswahl, Training und Futterung der Rennpferde bis hin zu Renntaktiken und der nachgangigen Evaluation von Rennverlaufen – bestimmte. Anhand dieses Gegenstands wird es auch darum gehen, die derzeit entgrenzt gebrauchten Phanomene ‚Leistung‘ und ‚Konkurrenz‘ zu historisieren und in zeitgenossische Diskurse zu verorten.

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