Zur Keltertechnik in karolingischer Zeit
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Interpretierte Eisenzeiten. Fallstudien, Methoden, Theorien. Tagungsbericht der 2. Linzer Gespräche zur interpretativen Eisenzeitarchäologie, 2007
Ein „Volk der Kelten“? Im Sommer 2006 fand in Paris eine internationale Tagung statt, auf der eine Bilanz aus 25 Jahren europäischer Keltenforschung gezogen wurde („Celtes et Gaulois, l’Archéologie face à l’Histoire“, 28.-30.7.2006 Collège de France). Diese Bilanz stützte sich auf insgesamt 75 Vorträge, die ein Jahr zuvor an fünf verschiedenen Universitäten gehalten worden waren und inzwischen auch publiziert vorliegen. Das Leipziger Kolloquium war den „Kelten in Geschichte, Historiografie und modernen Ideologien“ gewidmet (Rieckhoff 2006a; 2007a). Mit dieser Bestandsaufnahme nahm die archäologische Keltenforschung erstmals die Möglichkeit wahr, nicht nur den Fortgang ihrer Forschungen nachzuzeichnen, sondern auch die Mechanismen ihrer Konstruktionen aufzudecken und die Wirkungsmächtigkeit tradierter Erzählungen offen zu legen (Rieckhoff 2007b).
Zum Handel bei den Kelten in Mitteleuropa
Handel und Tausch gehören zu den ältesten Themen, mit denen sich Archäologie und Geschichtswissenschaft aus mehreren Gründen beschäftigen. Nicht nur, dass es sich um die wichtigsten wirtschaftlichen Aktivitäten handelt, sondern man kann mit deren Hilfe die Entstehung und Verbreitung mancher Kultur-und Zivilisationserscheinungen erkennen. Der Stand und die Intensität des Handels erlauben in mancher Hinsicht Aussagen über das Zivilisationsniveau überhaupt. Das Herangehen an dieses Thema hängt allerdings sehr eng damit zusammen, was unter dem Begriff Handel verstanden wird. Es besteht nämlich keine allgemein anerkannte oder sogar verbindliche Definition des Handels. Im Gegenteil wurde eine ganze Reihe von Definitionen aufgestellt. Es bemühen sich darum Forscher aus vielen Fachbereichen -Ökonomen, Soziologen, Kulturanthropologen, Ethnologen, Historiker und nicht zuletzt auch Archäologen. Die Definitionen spiegeln eine breite Skala von Ansichten wider, von ganz allgemeinen, die den Tausch jeder Art für Handel halten, bis zu Begriffsbestimmungen, die z.B. nur den von spezialisierten Händlern abgewickelten Tausch, Tausch auf dem Markt, mittels Geld oder über große Entfernung als Handel anerkennen. Unterschiedlich wird auch das Verhältnis zwischen den Begriffen Handel und Tausch selbst verstanden. Im vorliegenden Text werden wir uns des Begriffes Handel vor allem im Sinne der in folgenden Publikationen dargelegten Ansichten bedienen: "The mutual appropriative movement of goods between hands" (Polanyi 1957, 266); "trade is a method of acquiring goods that are not available on the spot " (Polanyi 1975, 133); "the reciprocal traffic, exchange, or movement of materials or goods through peaceful human agency" (Renfrew 1969, 152). Die Wörter Handel und Tausch wollen wir als Synonyme behandeln. Es wurde absichtlich eine sehr breite Abgrenzung gewählt. Bei Überlegungen über den Handel in sehr alten Zeiten ist es m.E. nötig, auf der möglichst allgemeinen Ebene zu beginnen, um einige wesentliche Merkmale oder etwa ganze Zeitabschnitte mit einer zu engen Definition im Voraus nicht auszuschließen, die unsere in der Definition festgelegten Anforderungen nicht erfüllen würden. Die Entwicklung des Handels verläuft offensichtlich nicht einfach so, dass eine Form 1 ein für allemal durch eine andere tatsächlich oder nur scheinbar mehr entwickelte ersetzt wäre. Es scheint eher, dass jede neue Form des Handels das bisher bekannte Spektrum nur erweitert, denn die ursprüngliche Form verschwindet in der Regel nicht auf die Dauer 2 . Zwischen den einzelnen Handelsformen entstehen verschiedenste Beziehungen. Einige Handelsformen sind gegenseitig indifferent, andere können offen oder versteckt Konkurrenz hervorrufen. In der Regel ergänzen sich aber die verschiedenen Formen des Tausches und Handels, oft kann eine Form ohne die anderen nicht existieren oder nur unter großen Schwierigkeiten. Es besteht eine ganz andere Frage, nämlich welche Form des Handels in der jeweiligen Zeit am verbreitetsten ist, welche für die gegebene Wirtschaft ausschlaggebend ist, oder sogar, welche für die künftige Entwicklung der Gesellschaft oder des Handels selbst von größter Bedeutung ist. Hier öffnet sich ein weites Forschungs-und Diskussionsfeld, das übrigens schon seit Jahrhunderten immer wieder betreten wird, es sei nur an die Namen Ch. Montesquieu, F. Quesnay, T. R. Malthus, A. Smith, K. Marx, M. Weber, K. Polanyi usw. erinnert (Abriss der Problematik cf. z.B. Polanyi 1944;. Die Ergebnisse sind, wie bekannt, in der Regel nicht eindeutig.
Neue Untersuchungen zu Vergoldungstechniken in der jüngeren Hallstattzeit
2013
Im Zentrum eines laufenden deutsch-franzosischen Forschungsprojektes stehen die Goldobjekte der Hallstatt - kultur nordwestlich der Alpen. Im Gegensatz zu fruheren Forschungsarbeiten zum fruhkeltischen Gold stehen vergleichende Studien zur stilistischen Einordnung und insbesondere zur Herstellungstechnik, erganzt durch moderne Materialanalysen der Objekte im Vordergrund. Im Rahmen der technologischen Untersuchungen konnten neue Erkenntnisse zu speziellen Techniken im Goldschmiedehandwerk der jungeren Hallstattkultur gewonnen werden. Die Methoden der Oberflachenveredelung mit Gold sind von besonderem Interesse, da sie selbst an unscheinbaren Objekten Verbindungsglieder zu anderen Kulturen aufzeigen konnen. Neben den traditionell angewandten Techniken der mechanischen Aufbringung von Blechen und Folien aus Gold, tritt in der alteren Eisenzeit die Diffusionsvergoldung von Silber als neue Technik auf, die hier an mehreren Beispielen belegt werden kann. Charakteristisch fur die Diffusion...
Geschichte und Kultur der Kelten
2019
Rezension zu: Geschichte und Kultur der Kelten. Vorbereitungskonferenz 25.-28. Oktober 1982 in Bonn. Vorträge. Herausgegeben von Karl Horst Schmidt unter Mitwirkung von Rolf Ködderitzsch. Carl Winter, Universitätsverlag, Heidelberg 1986. ISBN 3-533-03644-8. 289 Seiten mit wenigen Abbildungen.
Die Kelten in Norditalien -früher als die klassischen Quellen erlauben
2024
In meiner Dissertation "Die Kelten-eine Kultur im Spiegel ihrer archäologischen und philologischen Quellen" untersuchte ich u.a., inwiefern man bei den Kelten (Hallstatt C/D) von einer Schriftkultur sprechen kann. Als schriftliche Quellen dienten hierbei die lepontischen Inschriften der Golasecca-Kultur, denen ein keltisches Idiom zugeschrieben wird und welche in die Zeit des 6.-4. Jh. v. Chr. datieren. Demnach war es notwendig zu prüfen, inwiefern die historischen Quellen eine keltische Präsenz im norditalienischen Raum vermuten lassen und ob sich eine solche in den materiellen Hinterlassenschaften der Golasecca-Kultur niederschlägt. Die epigraphischen Zeugnisse im Golasecca-Raum sind ein Beleg dafür, dass bereits vor der großen Keltenwanderung 430 v. Chr.-wenn auch vielleicht partiell-im Bereich der Golasecca-Kultur ein keltisches Idiom gesprochen wurde. 1 Es gab also einen sprachlichen Einfluss, der eher durch Einwanderung als durch gelegentliche Kontakte zu erklären ist. In der Schwebe bleibt jedoch, ob dieser Einfluss auf die Migration friedlicher Keltenverbände vor bzw. ab dem 6. Jh. v. Chr. zurückzuführen ist oder durch eine vorangegangene Expansion der Urnenfelderzeit, aus der auch die Hallstattkultur hervorging und somit für diesen sprachlichen Einfluss maßgeblichen Einfluss hatte. 2 Die zweite Phase der keltischen Einflussnahme begann ab 430 v. Chr. mit der Angriffswelle der Boier und Lingonen auf die Etruskerstädte in der Padana. Autoren wie Appian von Alexandria oder auch Marcus Iunianus Iustinus folgen bei der Angabe zur keltischen Besiedlung des alpinen Raumes der üblichen Datierung, wobei man hier auch von einer Vulgata sprechen kann, und setzen die Keltisierung Oberitaliens etwa in das Ende des 5. und Anfang des 4. Jh. v. Chr. 3 Die keltischen Einflüsse sind innerhalb der Sachkultur im Golasecca-Raum ab dem späten 5. Jh. v. Chr. nachweisbar. Dies zeigt sich u.a. bei der Übernahme von Grabsitten (siehe Sesto Calende), im Trachtbestand der Männer und Frauen sowie bei den Waffen. Hierbei geht die archäologische Sachkultur oft einher mit den lepontischen Inschriften. Unklar bleibt jedoch, ob dieser keltische Einfluss bereits früher auf den Golasecca-Raum einwirkte-genau dies soll im Folgenden untersucht werden.
Der Korper der Stimme. Uberlegungen zur historisierten Initiale karolingischer Zeit
Zeitschrift für Kunstgeschichte, 2002
Ebd., 27. 12 Immer noch ist das Kunstverständnis geprägt von der Vorstellung, daß ein Bild nur dort ganz Bild sei, wo es unabhängig von Texten, möglichst in einem eigenen Rahmen erscheint eine Auffassung, die sich erst im 16.Jahrhundert etablierte (und etwa bei Shaftesbury zu dem sehr eng definierten Begriff der »tabulature« geführt hat: Anthony Ashley Cooper, Earl of Shaftes bury, An Essay on Painting. Being a notation of t" e historical draught or tabulature of the Judgement 0]
Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 47, 91-109, 2019
Der goldene, 1794 eingeschmolzene, dem Heiligen Eligius zugeschriebene Kelch war sehr wahrscheinlich geschmiedet. Dabei waren die Cuppa und der Fuß wohl jeweils separat gefertigt, genau wie die Zellwerke und der übrige Dekor. Nodus und Fuß können allerdings aus einem Stück bestanden haben. Darüber hinaus dürfte die Cuppa, ungeachtet ihrer deutlichen Randlippe, ein- und nicht doppelschalig gewesen sein. Erst nach dem Abschluss aller anderen Arbeiten werden Cuppa und Fuß durch einen viereckigen, möglicherweise hohlen Zapfen am unteren Ende der Cuppa miteinander vernietet worden sein. Das Anlöten des Dekors geschah wahrscheinlich in mehreren Schritten und auf eine Weise, wo bereits fixierte Dekorelemente die anzulötenden stützten. Dabei könnten die Abfolgen aus Goldperlen eine besondere Herausforderung dargestellt haben, weil diese wahrscheinlich nicht aus Perldraht bestanden, sondern aus Einzelperlen. Aus der Beschreibung und dem Kupferstich in André du Saussays Panoplia sacerdotalis hat die Forschung den Kelch rekonstruiert. Er soll 26 cm hoch und die Cuppa 17 cm tief gewesen sein, mit einem Durchmesser von 14,5 cm und einem Fassungsvermögen von etwa 1,6 Litern. Die Blechstärke von Cuppa und Fuß könnte im Mittel um die 0,8 mm betragen haben; zur Nietstelle und zur Standfläche hin wird das Blech etwas dicker gewesen sein. Bezüglich der flachen Einlagen glaubte de Saussay, Email vor sich zu haben. Es wird sich aber eher um Granate (Almandine?) und möglicherweise Glassteine gehandelt haben, die eingefasst waren. Der Stich zeigt die ovalen Granat-Zellwerk-Felder unter der Cuppaöffnung als stärker hervorstehend und jeweils einen Teil des darunter anschließenden Stein-Cloisonnés überdeckend. In der Realität werden die ovalen Felder integraler Bestandteil der zugehörigen Zellwerkstreifenkonstruktion gewesen sein und die Steine entsprechend angepasst eingeschliffen. Die Zellwerke könnten weitgehend schwebend konstruiert gewesen sein, d.h. es waren nur die Rahmenstege der einzelnen Zellwerksegmente, vielleicht sogar lediglich die Rahmenstege der 12 Zellwerkstreifen an die Cuppa-Oberfläche angelötet. Den Hohlraum zwischen den mit Folien hinterlegten Steinen und der Cuppa-Oberfläche hat man sich wohl mit einer Füllmasse gefüllt zu denken.