Tuifly bot Piloten Zielflotte von 22 Flugzeugen an (aero.de)
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- ️Wed Mar 10 2021
HANNOVER - Tuifly will die Flotte wie geplant von 39 auf 17 Boeing 737 abbauen - und 2021 nur noch eine reine "Veranstalterkapazität" vorhalten. Nach Informationen von aero.de hat Tuifly der Vereinigung Cockpit für ein Krisenpaket fünf Flugzeuge extra angeboten - den Piloten ist längerer Kündigungschutz wichtiger.
Tuifly und Piloten trennen sich ergebnislos. "Trotz aller Bemühungen in den letzten Monaten konnten wir uns mit der Tarifkommission der Vereinigung Cockpit nicht auf ausreichende, langfristig wirkende Maßnahmen verständigen", sagte Tuifly-Sprecher Aage Dünhaupt aero.de am Donnerstag.
Damit droht in Hannover ein harter Cut. Der Konzern werde "die nächsten Schritte zur Umsetzung der Restrukturierung mit 17 Maschinen jetzt einleiten", sagte der Sprecher. "Die 17 Maschinen waren immer der beschlossene Plan, weil Sie dem reinen Angebot an Veranstalterkapazität der Tui in Deutschland entsprechen."
In den Gesprächen hatte Tuifly Cockpit gleichwohl angeboten, von 39 nur auf 22 Flugzeuge zu reduzieren. "Die Flotte hätte bis zu 30 Prozent größer ausfallen können", erfuhr aero.de aus Verhandlungskreisen. Dies hätte zwischen 200 und 250 Jobs in Kabine und Cockpit gesichert. Offiziell will der Konzern dieses Angebot nicht bestätigen.
Cockpit hatte in den Verhandlungen - auch angesichts milliardenschwerer Staatshilfen für Tui - auf einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen gepocht. "Arbeitsplatzabbau, zum Beispiel im Rahmen eines Freiwilligenprogramms, müssen wir in dieser Lage hinnehmen", sagte VC-Tarifexperte Marcel Gröls. "Kündigungen allerdings nicht."
Für Tuifly war ein Kündigungsverzicht nicht verhandelbar: "Der entscheidende Punkt, der schließlich zum Abbruch der Gespräche führen musste, ist die Weigerung der Tarifkommission Cockpit zu akzeptieren, dass nicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen verzichtet werden kann", heißt es aus Konzernzentrale.
Cockpit setzt auf Einigung im zweiten Anlauf
Kurzfristig müssen die Piloten keine Entlassungswelle fürchten - bei den deutschen Tui-Gesellschaften sind betriebsbedingte Kündigungen noch bis Ende 2021 ausgeschlossen.
Die Vereinigung Cockpit gehe zudem nur von einem "vorübergehenden Scheitern" der Gespräche aus, sagte Gröls aero.de am Donnerstag. "Wir rufen das Unternehmen auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine Beteiligung des Konzernvorstands herbeizuführen. Überdies wünschen wir uns eine Beteiligung der niedersächsischen Politik. In Situationen wie diesen sollte man alle Stakeholder einbeziehen."
Gröls bestätigte die Zielgröße von 22 Flugzeugen, über die "bei der reinen Tui-Flotte" zuletzt gesprochen worden sei. "Außerdem noch begrenzt bis 2023 über zwei weitere A/C, die für Eurowings fliegen und durch Tui-Personal bereedert sind." Der Einigungswillen sei auf Seiten der Piloten weiterhin vorhanden.
"Wir waren - und sind! - bereit, schmerzhafte Einschnitte im Bereich beispielsweise des Manteltarifvertrages und des Vergütungstarifvertrages in Kauf zu nehmen", sagte Gröls. "Zum Beispiel können wir die Arbeitszeit entsprechend reduzieren, so dass wir die vorhandene Arbeit auf mehr Schultern verteilen. Außerdem möchten wir Freiwilligenprogramme mit attraktiven Abfindungszahlungen aufsetzen."
© aero.de, Dennis Dahlenburg | Abb.: Tuifly | 05.11.2020 12:35