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Deutsche Biographie - Heck, Ludwig Franz

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Nach dem Abitur in Darmstadt 1878 studierte Heck Naturwissenschaften, insbesondere Zoologie, an den Universitäten in Straßburg (Elsass, heute Strasbourg, Frankreich), Darmstadt, Gießen, Berlin und Leipzig, wo er 1884 bei Rudolf Leuckarts (1822–1898) mit der Dissertation „Die größten Gruppen des Tiersystems bei Aristoteles und seinen Nachfolgern. Ein Beitrag zur Geschichte der zoologischen Systematik“ zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend war er Volontär Max Schmidts (1834–1888), Direktor des Zoos in Frankfurt am Main und seit 1885 in Berlin, sowie Ludwig Wunderlichs (1859–1939), ehe er 1886 Direktor des Zoologischen Gartens in Köln und 1888 in Berlin wurde.

Unter Hecks Leitung bis 1931 erlangte der Berliner Tiergarten Weltruf. Heck stattete die unter Heinrich Bodinus (1814–1884) – Direktor von 1869 bis 1884 – begonnenen großen Stilbauten so aus, dass sie popularisierende und wissenschaftliche Aufgaben des Zoos wahrnehmen konnten. Er erhöhte den Arten-, Unterarten- und Individuenbestand des Zoos durch Zukäufe. Zudem warb er erfolgreich um Tiergeschenke von Kaufleuten und Beamten aus den deutschen Kolonien und denen anderer europäischer Kolonialstaaten. In Zusammenarbeit mit dem Zoologischen Museum sowie der Tierärztlichen und Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin führte er tiergeografisch-systematische und veterinärpathologische Untersuchungen durch und erarbeitete neue Krankenbehandlungsverfahren. Er veranstaltete Ausstellungen von Tiermalern, -zeichnern und -bildhauern im Zoo, ließ Tierpfleger zu Tiergruppenspezialisten ausbilden und erlangte Haltungs- und Zuchterfolge. Während seiner Direktion gelang dem Zoo Berlin die seltene Nachzucht von Elefanten und Giraffen sowie die weltweit erste Zucht eines Orang-Utans in menschlicher Obhut. 1913 stellte er das Aquarium fertig, dem der Verhaltensforscher Oskar Heinroth (1871–1945) vorstand. Neuen Haltungsformen, in größeren Gehegen und in sozialen Gruppen, stand Heck skeptisch gegenüber, da er in einer systematischen Ausstellung in benachbarten Käfigen und Gehegen einen größeren Nutzen für die Besuchenden sah. Nur zögerlich ließ er seinen Sohn und Assistenten Lutz Heck (1892–1983) seit den 1920er Jahren größere gitterlose Freianlagen anlegen.

Heck, der als Mitglied, z. T. Vorstandsmitglied und Ehrenvorsitzender wissenschaftlicher, tierpflegerischer und -züchterischer, künstlerischer sowie anderer Vereinigungen, lokal und überregional bekannt war, wehrte sich 1928 mithilfe seiner Netzwerke und Öffentlichkeitsarbeit erfolgreich gegen Versuche, einen zweiten Tiergarten in Berlin zu errichten.

Heck publizierte populäre, an eine breite Leserschaft gerichtete Werke, wie „Lebende Bilder aus dem Reiche der Tiere“ (1899, ²1925), „Schimpanse Bobby und meine anderen Freunde“ (1931) und „Tiere wie sie wirklich sind“ (1934). Auch seine Autobiografie „Heiter-ernste Lebensbeichte. Erinnerungen eines alten Tiergärtners“ (1938) fand eine breite Leserschaft. Heck bearbeitete mit Max Hilzheimer (1877–1946) die vier Bände zu den Säugetieren der vierten Auflage von Alfred Brehms (1829–1884) „Brehms Tierleben“ (1912–16) neu.

Unter Heck fanden im Zoo Berlin zwischen 1892 und 1931 mindestens elf Ausstellungen exotisierter Menschen, sog. Völkerschauen statt, in denen rassifizierende Stereotypen reproduziert wurden. Heck und sein Sohn und Nachfolger, Lutz Heck, pflegten enge Kontakte in rechtskonservativ-nationalistische Kreise, waren Unterstützer der deutschen Kolonialpolitik und begrüßten die nationalsozialistische Machtübernahme. Bereits 1888 legte Heck eine „Vaterländische Sammlung“ von einheimischen Tieren an, die sein Sohn nach einem Gebietszuwachs des Zoos in einer Sammlung von Gehegen zu einem „Deutschen Zoo“ vereinte.

Bis 1943 blieb Heck als Berater im Berliner Zoo, erlebte dessen Zerstörung und die seiner Wohnung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verbrachte er seinen Lebensabend bei seinem Sohn Heinrich Heck (1894–1982) in München-Hellabrunn.

Die Hauptgruppen des Thiersystems bei Aristoteles und seinen Nachfolgern. Ein Beitrag zur Geschichte der zoologischen Systematik, 1885. (Diss. phil.)

Lebende Bilder aus dem Reiche der Tiere, 1899, 21925.

Schimpanse Bobby und meine anderen Freunde, 1931.

Papa Heck und seine Lieblinge, 1931.

Tiere wie sie wirklich sind, 1934.

Ludwig Heck/Lutz Heck, Tiere in Natur und Kunst, 1942

Alfred Edmund Brehm, Brehms Tierleben, Bd. 10–13, 41912–1916, neubearb. u. hg. v. Ludwig Heck u. Max Hilzheimer.

Autobiografie:

Heiter-ernste Lebensbeichte. Erinnerungen eines alten Tiergärtners, 1938.

Monografien:

Clemens Maier-Wolthausen, Hauptstadt der Tiere. Die Geschichte des ältesten deutschen Zoos, 2019.

Lexikonartikel:

N. N., Art. „Heck, Ludwig“, in: Rolf Sauermost/Doris Freudig/Sabine Ganter (Red.), Lexikon der Naturwissenschaftler, 2000, S. 201.

Klaus-Dieter Rack, Art. „Heck, Ludwig“, in: Stadtlexikon Darmstadt. (Onlineressource)