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Bertolt Brecht 1898-1956

Dramatiker und Theaterregisseur

Nach ersten Theatererfolgen in München zieht Brecht nach Berlin, beschäftigt sich unter anderem mit marxistischer Theorie und entwickelt sein Episches Theater. Als Kommunist von den Nationalsozialisten verfolgt, verlässt er 1933 Deutschland, geht über Prag, Wien und Zürich nach Dänemark, später nach Schweden und Finnland. Es entstehen wichtige Dramen und Beiträge für Exilzeitschriften, auch ist er Mitherausgeber der in Moskau erscheinenden Zeitschrift "Das Wort". 1941 flieht er in die USA, nach Los Angeles und New York, wo er auf einen aktiven Kreis deutscher Emigrierter trifft und Mitglied beim Council for a Democratic Germany wird. Nach Verhören vor dem Ausschuss für unamerikanische Tätigkeit 1947 kehrt Brecht zurück nach Europa und gründet mit seiner Frau Helene Weigel in Berlin (Ost) das Berliner Ensemble.

  • 1898

    10. Februar: Bertolt (eigtl. Eugen Berthold Friedrich) Brecht wird als Sohn des kaufmännischen Angestellten Berthold Brecht und dessen Frau Sophie (geb. Brezing) in Augsburg geboren.

  • 1916

    Bekanntschaft mit Paula Banholzer.

  • 1917

    Notabitur im Ersten Weltkrieg.
    Immatrikulation an der Universität München für Medizin und Naturwissenschaften. Brecht nimmt dieses Studium allerdings nie ernsthaft auf, da er in erster Linie literarisch arbeiten will.

  • 1918

    1. Oktober: Brecht wird als Lazarettsoldat eingezogen.
    November: Mitglied des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrates.

  • 1919

    30. Juli: Geburt von Brechts und Banholzers Sohn.

  • 1922

    29. September: Uraufführung seines kritisch-engagierten, linksorientierten Stücks "Trommeln in der Nacht" in München.
    Die Buchausgabe seines ersten Dramas "Baal" erscheint. Es liegt bereits seit zwei Jahren vor, wurde jedoch vom Verlag nicht gedruckt, da ein Verbot befürchtet wurde.
    3. November: Heirat mit der Opernsängerin Marianne Zoff. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.
    Bei der Premiere von "Trommeln in der Nacht" in Berlin lernt Brecht Helene Weigel kennen.

  • 1924

    Er siedelt nach Berlin über, wo er zusammen mit Carl Zuckmayer als Dramaturg für Max Reinhardt am Deutschen Theater tätig ist.
    3. November: Geburt des Sohns von Brecht und Weigel.

  • ab 1926

    In sogenannten Lehrstücken erläutert er auf Grundlage des Marxismus gesellschaftliche Missstände. Obwohl er mit den revolutionären Zielen der Kommunisten sympathisiert, wird er nie Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

  • 1927

    Mitarbeit am Theater Erwin Piscators.
    Scheidung von seiner Frau.

  • 1928

    31. August: Uraufführung der "Dreigroschenoper" im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin.

  • 1929

    10. April: Heirat mit Weigel, mit der er ein weiteres Kind hat.

  • 1930

    Die Uraufführung der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" in Leipzig endet als Theaterskandal.
    28. Oktober: Geburt der Tochter.

  • 1931

    Uraufführung des Films "Die Dreigroschenoper" von G. W. Pabst. Brecht strengt erfolglos einen Prozess gegen Pabst an.
    Arbeit am Drehbuch zu dem Film "Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?", der die Probleme des Proletariats zeigt.

  • 1932

    31. März: Die Filmprüfstelle in Berlin verbietet den Film "Kuhle Wampe" wegen kommunistischer Agitation.
    30. Mai: Nach großem öffentlichem Protest wird der Film in einer entschärften Fassung uraufgeführt.

  • 1933

    28. Februar: Einen Tag nach dem Reichstagsbrand verlässt Brecht mit seiner Familie Deutschland und begibt sich über Prag nach Wien, in die Schweiz und schließlich nach Dänemark.
    Während des Exils entstehen viele seiner Gedichte, die fast ausschließlich dem antifaschistischen Kampf gewidmet sind. Er arbeitet dabei eng mit Walter Benjamin und Hanns Eisler zusammen.

  • 1935

    Brecht wird die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
    Juni: Teilnahme am Ersten Internationalen Schriftstellerkongress in Paris.

  • 1937

    16. Oktober: "Die Gewehre der Frau Carrar" wird in Paris mit Weigel als Carrar uraufgeführt.

  • 1939

    Mitarbeit an der Übersetzung der Erinnerungen von Martin Andersen Nexö (1869-1954).
    Mai: Wegen der Kriegsgefahr Übersiedlung nach Schweden.

  • 1940

    Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Dänemark und Norwegen Übersiedlung nach Finnland.

  • 1941

    Im finnischen Exil entsteht das Parabelstück "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui", zu dem ihn Eindrücke auf seiner USA-Reise 1935/36 inspirierten.
    19. April: Uraufführung von "Mutter Courage und ihre Kinder" in Zürich mit Therese Giehse in der Hauptrolle.
    Übersiedlung in die USA.

  • 1943

    In New York trifft Brecht mit vielen emigrierten Intellektuellen zusammen.
    Er wird Mitglied beim "Council for a Democratic Germany".
    Brechts und Banholzers Sohn fällt als deutscher Soldat an der Ostfront.

  • 1945

    Nach Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki ändert Brecht die Konzeption für "Galileo Galilei". In der ersten, dänischen Fassung stellte Galilei den unabhängigen Wissenschaftler dar. In der zweiten, amerikanischen Fassung wird sein Forschertum durch politisches Versagen zu einem rücksichtslosen Laster, das nur den Machthabern dient. In der dritten, Berliner Fassung (1956) beklagt Galilei seine Verantwortungslosigkeit.

  • 1947

    Aufführung von "Galileo Galilei" in Beverly Hills.
    Vorladung vor das Komitee für unamerikanische Tätigkeit in Washington. Sofort danach Abreise aus den USA in die Schweiz.

  • 1949

    11. Januar: Premiere einer überarbeiteten Version von "Mutter Courage und ihre Kinder" in Berlin mit Helene Weigel als Courage.
    Brecht engagiert Schauspieler für ein eigenes Ensemble, mit dessen Gründung Weigel beauftragt wurde.
    Übersiedlung nach Ost-Berlin.
    12. November: Das "Berliner Ensemble" stellt sich mit "Herr Puntila und sein Knecht Matti" erstmals der Öffentlichkeit vor. Brecht leitet als Erster Spielleiter des Theaters die künstlerische Arbeit.

  • 1950

    Brecht nimmt an der Gründungsveranstaltung der Deutschen Akademie der Künste teil, deren Vizepräsident er 1954 wird.

  • 1951

    7. Oktober: Brecht wird mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet.

  • 1953

    Mai: Brecht wird von der 5. Generalversammlung des PEN-Zentrums Ost und West zum Präsidenten gewählt.
    17. Juni: Wie viele Intellektuelle der DDR befürwortet Brecht zunächst das restriktive Vorgehen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gegen die Demonstranten. Kurz darauf distanziert er sich in seinen "Buckower Elegien" von der Partei.

  • 1954

    Umzug des "Berliner Ensembles" in das Theater am Schiffbauerdamm.
    18. Dezember: Verleihung des "Stalin-Preises für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern".

  • 1955

    Brecht spricht auf der Tagung des Deutschen Friedensrats in Dresden. Er übergibt ihm eine Petition mit über 175.000 Unterschriften gegen die Pariser Verträge, die die Aufnahme der BRD in das westliche Verteidigungsbündnis North Atlantic Treaty Organization (NATO) vorsehen.

  • 1956

    Teilnahme am VI. Deutschen Schriftstellerkongress.
    14. August: Bertolt Brecht stirbt in Berlin.

Kai-Britt Albrecht, Antonia Meiners, Lutz Walther

© Deutsches Historisches Museum, Berlin

23. März 2021