Herzen in Aufruhr (1995)
Aktualisiert am
06.12.2002 - 15:31:45
Düster und bedrohlich ziehen sich Ackerfurchen bis zum Horizont, starrt die Kamera von hoch oben auf eine braunschwarze Landschaft, in der sich menschliche Gestalten wie Ornament verlieren: der karge Südwesten Englands kurz vor der Jahrhundertwende, das mythische "Wessex", wie der Romancier und Lyriker Thomas Hardy (1840 - 1928) seine fiktive Topografie benannt hat. Hier wächst der Held seines letzten Romans auf, das Waisenkind Jude Fawley, ein aufgeweckter, lernbegieriger Junge, den der Schulmeister Philloston zum Abschied mit auf einen Hügel nimmt, um ihm in der Ferne die Türme von Christminster zu zeigen: ein grünes, helles Leuchten, das für Jude der Inbegriff aller Sehnsüchte wird. Zwischen diesen beiden Totalen, mit denen Michael Winterbottom das Thema seiner eindrucksvollen Literaturadaption intoniert, den Kampf zwischen Natur und Geist, sind wenige Szenen aus dem Dorfleben gesetzt: Bilder der viktorianischen Gesellschaft, die hier in der bäuerlichen Sphäre noch umgänglich, später in den naßkalten, abweisenden Städten zunehmend geschlossen und repressiv erscheint.
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