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Klassika: Jules Massenet (1842-1912): La Navarraise

  • ️Markus Hillenbrand
Die Nachwehen des spanischen Erbfolgekriegs haben auch den Norden erreicht. Garrido, der Kommandant flucht:

„Der Tanz kostet Blut, ihr Herrn!
Nichts als die Ehre haben wir behalten,
Ja, dahin ist die Stadt, die unser war.
Zuccaraga hat sie genommen!
Hätte ich nur einmal diesen verdammten Carlisten
Brust an Brust, Aug' in Auge!
Mein Leben ließe ich ihm und er das seine mir!
Fällt er, fällt auch Bilbao!“

Der Krieg wäre aus, wenn der Schuft Zuccaraga endlich tot wäre. Anita, ein einfaches Landmädchen, bekommt den Wutausbruch mit. Der Grund ihrer Anwesenheit erklärt sich, weil sie sich erkundigen will, wann der Geliebte aus dem Gefecht zurück sein wird. Hauptmann Ramon kann es ihr nicht sagen. Wenn er nicht den Heimkehrern des zweiten Bataillons folgt, finde er sich bestimmt in der Nachhut. Anita dankt der Heiligen Jungfrau für ihre Güte, denn sie hofft zuversichtlich, dass ihr Flehen erhört wurde, den lieben Araquil vor dem Kugelhagel zu bewahren. Tatsächlich kehrt der Sergeant aus dem Kampf heil zurück. Sie hat immer an ihn denken müssen und er an sie. Auch der Vater freut sich:

„Teurer Sohn!
Gott sei's gedankt! Du bist's
Du bist da, unverwundet!
Ach, wie glücklich bin ich.
Du Mädchen von Navarra!
Noch immer schwänzelst du
vergnügt und ihn herum?“

„Jawohl, ich lieb ihn und er liebt mich!“ Der Sohn des Remigio, der Reichste rundum, wird sich kein Mädchen zum Weibe nehmen, welches arm sei wie sie - eine Fremde, eine Verlaufene! Sie komme aus Pampeluna und sei eine Waise, entgegnet Anita, die Verwandten starben alle für das Vaterland! Araquil ergänzt, dass sie sich vor dem Altar bereits Treue gelobt haben, bevor er in den Krieg zog.

Die dauerhafte Verbindung mit dem Geliebten steht unter keinem guten Stern. Araquils Vater ist gegen eine dauerhafte Verbindung. Er fordert als Brautpreis 2000 Duras, wohlwissend, dass die Ärmste die Summe niemals aufbringen kann. Anita klagt herzzerreißend, doch der alte Herr ist nicht zu erweichen. Er solle bitte nicht Geld um Geld verlangen, sondern auf die Herzen schauen! „Fürwahr, so spricht der Wahnsinn!“ kommt des Vaters Antwort. Nein, er will's nicht leiden, nur der Vater hat zu entscheiden! „Adieu plutôt ma fille!“

Garrido kreuzt auf und fragt den Sergeanten, ob er nicht von der Kompanie sei, die heute den Rückzug deckte. So ist es, er tat es im vollen Feuer. Für die mutige Tat macht der Kommandant ihn auf der Stelle zum Leutnant. Der Vater ist nun noch stolzer auf seinen Sohn als vorher. Anita fühlt, dass sie als mittellose Fremde noch weiter ins Abseits geraten ist. Garrido hat Depressionen, weil das Kriegsglück nicht auf seiner Seite stand und er als Greis zu den Wenigen gehört, die übrig geblieben sind. Dem Soldaten, der ihm den verdammten Banditen Zuccaraga aus dem Wege räumt, würde er ein Vermögen zahlen.

„Ein Vermögen?“ fragt Anita „Auch zweitausend Duras?“ Die Verwirrte hat einen Plan. Sie bürgt mit ihrem Eid, wenn sie das Geld als Erfolgsprämie von ihm bekommt. Obgleich umsichtig und argwöhnisch, nimmt Garrido das Angebot an. Wer sie sei, will der Kommandant wissen. „Je n'en ai pas! Je suis la Navarraise!“

Doch Ramon sät Zweifel in das Herz Araquils. Der Navarraise sei nicht zu trauen. Er sei ebenfalls im feindlichen Lager gewesen, um Verwundete zu ehren. Dort erzähle man sich, ein Weib - jung und schön geschmückt - sei vor die Posten des Feindes hingetreten und habe gesagt, dass man sie sogleich vor Zuccaraga führen soll, weil sie etwas Dringendes mit ihm zu besprechen habe.

Araquil glaubt Ramon nicht, dass Anita eine Spionin ist.