laut.de

"K-k-k-kann ich dich kennenlernen?" Nö, lass' mal.

laut.de-Kritik

"K-k-k-kann ich dich kennenlernen?" Nö, lass' mal.

Review von

"Neu" heißt das neue Album, plärrt einem also schon mit dem Titel entgegen: Alles neu im Hause Glashaus! Naja. Nicht alles. Eigentlich gar nichts, bis auf die Sängerin - und die reitet hartnäckig die von ihrer Vorgängerin glatt eingefahrenen Schienen.

Ich hätte im Vorfeld ja kaum für möglich gehalten, dass mir irgend etwas noch mehr auf den Sack gehen könnte als Cassandra Steens Gejaule. Die neue Glashaus-Frontdame Peppa Singt (angeblich heißt sie wirklich so) toppt vergangene Qualen jedoch erstaunlich mühelos.

Nahezu ohne Ausnahme stöhnt, summt, aaaht, oooht, uuut und yeaht sie sich in die Songs hinein. Noch ehe diese richtig begonnen haben und man von den durchaus vielseitigen, teilweise höchst clever konstruierten Produktionen etwas hätte mitnehmen können, knödelt sie bereits ein ganzes Heer unschuldiger Vokale zu Tode.

Dazu gesellen sich Texte, die in jedem Teenie-Tagebuch besser aufgehoben wären: Ausgiebiges Suhlen im Selbstmitleid trifft Emo-Lyrik, kitschige Phrasendrescherei - und eine stellenweise äußerst absurde Artikulation.

Zwar weiß man als Franke um die Schwierigkeiten, zwischen hartem und weichem B und D zu differenzieren, bestens Bescheid. Wer aber "entscheiten" singt, muss zurecht "Höllenqualen leiten". "Schate", dass sich "schade" auch verkrüppelt nicht richtig auf "Farbe" reimen mag.

Schauderhaft genug, aber immerhin hatten wir noch keinen Verzerrer-Effekt auf der Stimme. Den liefert "Herz Am Mic" geschwind nach. Das Kirchentags-Gefühl, das frühere Glashaus-Veröffentlichungen noch atmeten, scheint sich etwas verloren zu haben - bis am Ende mit "Von Guten Mächten" doch noch die Evangelen-Keule ausgepackt wird.

"Ich will dir auf keinen Fall auf die Nerven gehen", nervtötet es kieksig aus "Kennenlernen". Tja, verpatzt. "K-k-k-kann ich dich kennenlernen?" Nö, lass' mal. Aber einen Logopäden könnte ich empfehlen.

Immerhin stricken die beiden alten Recken Pelham und Haas der Soße recht abwechslungsreiche Gewänder zwischen R'n'B und Pop. Flirrende Melodien und treibende Rhythmen kommen dabei ebenso zum Zuge wie Klavier-Balladen, schillernde Synthies, elektronische Frickeleien oder (in "Nich' Wie Ich") auch mal eine spanisch inspirierte Akustikgitarre.

Dass diese einen Hauch von "Hotel California" mitbringt, ehe die zahnlose E-Gitarre im Hintergrund einen Schimmer "Still Got The Blues" einflicht, stört nicht wirklich. Ebenso wenig schaden Erinnerungen an "Forever Young" ("Nach Vorn") oder Nenas "Leuchtturm"-Ästhetik ("Wehtun") der Eingängigkeit. Wirklich "Neu" tönt das aber alles nicht.

Trackliste

  1. 1. Das Hier
  2. 2. Ich Kann Mich Nicht Bewegen
  3. 3. Nich' Lang
  4. 4. Spielt Das Hier Bei Nacht
  5. 5. Es
  6. 6. Nich' Wie Ich
  7. 7. Licht
  8. 8. Streben Nach Glück
  9. 9. Schwer
  10. 10. Sie Kommt Zu Mir
  11. 11. Kennenlernen
  12. 12. Nach Vorn
  13. 13. Wehtun
  14. 14. Herz Am Mic
  15. 15. Von Guten Mächten Wunderbar Geborgen

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Glashaus – Neu €9,99 €3,00 €12,99

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Glashaus

Im Glashaus sitzen die drei "Seelenverwandten", das Rödelheimer Urgestein Moses Pelham, der 3p-Hausproduzent Martin Haas und die 21-jährige Sängerin …