Das Haesler-Viertel aus der Nachkriegszeit
- ️Märkische Allgemeine Zeitung
- ️Fri Mar 22 2019
Rathenow

Die Haesler-Bauten am Platz der Jugend sind 1950/51 fertig geworden und gehören der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Rathenow.
Quelle: Bernd Geske
Bauhaus-Architekt Otto Haesler hat am Platz der Jugend mehrere Gebäude geplant, die 1950/51 fertig geworden sind. Sie enthalten 133 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten und sind 1994 bis 1996 saniert worden.
Rathenow. Wenn das Bauhaus jetzt sein 100-jähriges Bestehen feiert, kommt der Stadt Rathenow eine besondere Rolle zu. Auf den Bauhaus-Architekten Otto Haesler gehen 259 Wohnungen am Friedrich-Ebert-Ring zurück, die 1929 bis 1931 gebaut worden sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er noch einmal nach Rathenow zurück, um im Quartier rund um den heutigen Platz der Jugend 1950/51 noch einmal Wohngebäude in dem sofort erkennbaren Stil zu errichten.
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Während die Haesler-Bauten am Friedrich-Ebert-Ring der Wohnungsbaugenossenschaft GWG gehören, befinden sich die Gebäude im Bereich Platz der Jugend im Besitz der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Rathenow (KWR). Sie enthalten heute 133 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten. Sie haben die Anschriften Platz der Jugend 1 bis 5 und 7 bis 11, Steinstraße 4 bis 7 sowie Baustraße 7 bis 10.
Wie KWR-Geschäftsführer Danny Harwardt sagt, sind die Wohnungsgrößen in der Nachkriegszeit klein gehalten worden. Es gibt 16 Ein-Raum-Wohnungen mit durchschnittlich 33 Quadratmetern, 98 Zwei-Raum-Wohnungen mit je rund 48 Quadratmetern und 19 Drei-Raum-Wohnungen mit tatsächlich nur durchschnittlich 45 Quadratmetern.
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Vom Bürgermeister geholt
Der damalige Bürgermeister Paul Szillat hatte Otto Haesler 1946 nach Rathenow geholt, weil er ihn schon vom Bau am Friedrich-Ebert-Ring kannte. Er hat den Architekten sogar mit dem gesamten Wiederaufbau der erheblich zerstörten Stadt betraut.
Weil Baumaterial knapp war und schnell viele Wohnungen gebraucht wurden, sind die Haesler-Bauten der KWR einfach gehalten. Der Bauhausstil ist sofort erkennbar an den markanten, aus der Fassade heraus gehobenen Treppenhausfronten, den flachen Dächern und der eleganten Schlichtheit der einfachen weißen Außenansicht.
Kein Durchgangszimmer mehr
Im Unterschied zum Friedrich-Ebert-Ring hat Otto Haesler hier keine Durchgangszimmer mehr geplant. Die am Ebert-Ring vorhandenen Loggien waren nach dem Krieg kein Thema mehr. Während es am Ebert-Ring die komfortable Fernheizung gab, waren bei Haeslers Nachkriegsneubauten Öfen angesagt. An Außenanlagen nach Bauhausmaßstäben war auch nicht mehr zu denken.
Die KWR hat ihre Haesler-Bauten in den Jahren von 1994 bis 1996 umfassend saniert, berichtet Danny Harwardt. Sie standen unter Denkmalschutz, entsprechend mussten die Arbeiten ausgeführt werden. Bei der Wärmedämmung an der Fassade hat der Denkmalschutz nur eine Dicke von vier Zentimetern erlaubt, um die Außenansicht zu erhalten, obwohl die KWR aus Gründen der Energieersparnis gern einen dickeren Panzer aufgelegt hätte.
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Neue Fenster wieder aus Holz
Die originalen Kastenfenster aus Holz durften zwar durch neue ersetzt werden, dabei musste aber wieder Holz verwendet werden und war die alte Rahmenstruktur genau einzuhalten. Im Unterschied zum Friedrich-Ebert-Ring, wo die Hauseingangstüren aus Stahl und Glas sind, bestehen sie am Platz der Jugend aus Holz und Glas. Auch diese Türen sind bei der Generalsanierung erneuert worden, mussten aber wieder aus Holz bestehen.
Die großen Treppenhausfenster sind ebenfalls wieder mit Holzrahmen neu gebaut worden. Bei den Treppenhäusern innen musste der originale Ocker-Farbton wieder genommen werden und eine Besonderheit betrifft die Briefkästen. Die alten Holzbriefkästen innen wurden aufgearbeitet, verloren aber ihre Funktion. Statt dessen setzte die KWR neue Metallbriefkästen außen neben die Eingänge. Öfen und Badeöfen flogen raus, Fernwärme kam hinein. Die Elektroinstallationen wurden erneuert, an den Grundrissen der Wohnungen ist aber nichts verändert worden.
Die Haesler-Bauten rund um den Platz der Jugend
In den letzten zwei Wochen des Zweiten Weltkriegs sind 1945 bei den Kämpfen 80 Prozent der Rathenower Innenstadt zerstört worden.
Bürgermeister Paul Szillast hat den Architekten Otto Haesler 1946 nach Rathenow geholt, um den gesamten Wiederaufbau zu leiten.
Im Bereich rund um den Platz der Jugend sind von ihm mehrere Gebäude geplant worden, die heute 133 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten enthalten.
Die Haesler-Bauten dort sind in den Jahren 1950 und 1951 fertig geworden und gehören heute der KWR.
„Es ist für uns eine Ehre, solche Bauten zu haben“, teilt Danny Harwardt mit, „da möchten wir unserer Verantwortung als Eigentümer gern gerecht werden.“ Was die Erhaltung und Ausstattung betreffe, würden aber alle Wohnungen der KWR mit der gleichen Sorgfalt behandelt.
Von Bernd Geske
MAZ