Blässe: Wann zum Arzt?
- ️Fri Apr 09 2021
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Unter Blässe versteht man eine blasse, fahle oder bleiche Haut. Eine blasse Haut ist meist harmlos, mitunter ist es jedoch notwendig, ärztlichen Rat einzuholen. Lesen Sie hier, wann ein Arztbesuch ratsam ist, welche Symptome noch bei Blässe auftreten können und welche Untersuchungen wichtig sind.
Blässe: Wann zum Arzt?
Blässe ist ein sehr unspezifisches Symptom und tritt in unterschiedlichen Situationen auf. Wenn es Ihnen gut geht, gibt es zunächst keinen Grund, sich wegen einer blassen Haut Sorgen zu machen. Wenn zur Blässe weitere Symptome kommen, konsultieren Sie bitte einen Arzt:
- Wenn Sie seit mehreren Tagen auffallend blass aussehen oder ein bestimmter Bereich Ihres Körpers plötzlich blass und/oder geschwollen ist.
- Wenn Sie neben einer blassen Haut zusätzliche Beschwerden wie etwa Atemnot, Schwindel, Schmerzen, Magen-Darm-Probleme, Bauchschmerzen, extreme Müdigkeit, Frösteln oder Fieber haben.
- Wenn Ihre Regelblutung viel stärker als üblich ist, ungewöhnlich lange andauert oder wiederkommt, obwohl Sie schon länger in den Wechseljahren sind.
- Wenn Sie Blut auf Ihrem Stuhl entdecken oder Ihr Stuhl schwarz gefärbt ist.
- Wenn sich die Farbe (z.B. durch Blutbeimengungen) und/oder Menge Ihres Urins ändert oder Sie ungewöhnlich häufig Wasser lassen müssen.
- Wenn Sie Blut husten oder wenn Ihr Auswurf blutig aussieht.
- Wenn Sie Blut erbrechen.
- Wenn Sie in der letzten Zeit ohne erkennbaren Grund mehrere Kilos an Gewicht verloren haben.
Wenn Ihr Baby oder Kind blass, aber fit ist und keine anderen Beschwerden hat, ist dies zunächst kein Grund zur Sorge. Falls Sie unsicher sind, fragen Sie Ihren Kinder- oder Hausarzt um Rat.
Wie äußert sich blasse Haut?
Blässe im Gesicht (blasse Gesichtsfarbe) ist meist auf den ersten Blick erkennbar. Die Haut erscheint fahl und hat einen sehr hellen Teint. Menschen mit hellem Hauttyp haben von Natur aus blasse Haut. Das ist kein Grund zur Sorge. Ist die Blässe krankhaft, sind häufig auch andere Bereiche des Körpers sehr blass, zum Beispiel die Mundschleimhaut, das Zahnfleisch, die Zunge, die Innenseite der unteren Augenlider, die Hände, die Finger, die Zehen, die Arme und/oder die Beine. Je nach Ursache tritt blasse Haut auch zusammen mit anderen Symptomen auf wie beispielsweise Müdigkeit, Übelkeit, Zittern und/oder Fieber.
Blässe: Untersuchungen und Diagnose
Erster Ansprechpartner bei blasser Haut ist der Hausarzt. Dieser führt zunächst ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit dem Betroffenen, um die Ursache der Blässe herauszufinden. Ergeben sich weitere Fragen zum Gesundheitszustand des Patienten oder sind weitere Untersuchungen nötig, überweist der Hausarzt bei Bedarf an einen Facharzt.
Gespräch mit dem Arzt
Der Arzt befragt den Betroffenen im Gespräch unter anderem, ob er bestehende Vorerkrankungen hat, wie seine Lebensgewohnheiten sind (Ernähren Sie sich gesund? Rauchen Sie?) und ob er Medikamente einnimmt. Zudem fragt der Arzt, ob außer der Blässe weitere körperliche Besonderheiten oder Beschwerden vorliegen.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung schaut sich der Arzt die Hautfarbe an sichtbaren Stellen wie den Händen, dem Nagelbett, den Lippen und den Schleimhäuten (z.B. Bindehaut der Augen oder Mundschleimhaut) genau an. Zudem misst der Arzt den Blutdruck und Puls des Betroffenen, um die Durchblutung und Funktion des Herzens zu prüfen. Gegebenenfalls führt er ein Elektrokardiogramm (EKG) durch, das Aufschluss über die Aktivität des Herzmuskels gibt.
In manchen Fällen macht der Arzt die sogenannte Faustschlussprobe. Dabei hebt der Betroffene einen Arm und ballt seine Hand innerhalb zwei Minuten bis zu 60 Mal kräftig zur Faust. Währenddessen drückt der Arzt auf die Arterie des Handgelenks. Nach Ablauf der Zeit lässt der Arzt das Handgelenk los. Im Normalfall ist die Hand schnell wieder durchblutet, und die Haut färbt sich rosa bis rötlich. Ist seine Durchblutung gestört, bleibt die Haut der Hand zunächst blass, und der Patient klagt über Schmerzen.
Meist nimmt der Arzt auch Blut ab, um mögliche Erkrankungen (z.B. Anämie, Eisenmangel, Nierenerkrankung, Infektion) auszuschließen. Um die Durchblutung des betroffenen Körperbereichs weiter zu untersuchen, kommen manchmal auch ein Ultraschall (Sonografie) oder eine Kernspintomografie (auch: Magnetresonanztomografie, MRT) zum Einsatz. Hat der Betroffene Schmerzen im Magen- oder Darmbereich, führt der Arzt eine Magenspiegelung (Gastroskopie) oder Darmspiegelung (Koloskopie) durch. Je nach Befund schließen sich weitere Untersuchungen an, um die Ursache der Blässe zu diagnostizieren.
Autoren- & Quelleninformationen
Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Autor:
Tanja Unterberger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. 2015 begann sie ihre Arbeit als Medizinredakteurin bei NetDoktor in Österreich. Neben dem Schreiben von Fachtexten, Magazinartikeln sowie News bringt die Journalistin auch Erfahrung im Podcasting und in der Videoproduktion mit.
Quellen:
- Herold, G. et al. Innere Medizin. Gerd Herold Verlag. Ausgabe 2021
- Moll, I. et al. Duale Reihe Dermatologie. Georg Thieme Verlag. 8. Auflage 2016
- Siegenthaler, W. et al. Siegenthalers Differenzialdiagnose. Georg Thieme Verlag. 21. Auflage 2017