Hakenkreuzfahne auf dem Staffelberg
- ️Tue May 23 2017
![](https://www.obermain.de/storage/image/4/1/0/5/605014_default-vorschau_1AmQQh_FWsJAO.jpg)
Neugierig werfen die Besucher des Stadtmuseums einen Blick in eine gläserne Vitrine. Alte Zeitungsartikel liegen darin. Das Papier ist schon vergilbt, ansonsten aber noch einwandfrei erhalten. Vor allem ein Bericht scheint die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Einige Interessierte beugen sich zu ihm herunter und versuchen, ihn zu lesen: „Reichskanzler Adolf Hitler besucht Schloss Banz“, steht im Staffelsteiner Tagblatt vom Juni 1934. Ein paar Meter neben der Vitrine hängt eine Hakenkreuzfahne. Eine Ähnliche wurde von einem deutschen Soldaten auf dem Staffelberg gehisst, wie ein Foto beweist.
„Es ist wichtig, sich der Thematik anzunehmen, anstatt sie totzuschweigen, damit so etwas wie der Nationalsozialismus nicht mehr passiert.“
Adelheid Waschka, Museumsleiterin
„Der Nationalsozialismus war in Staffelstein sehr präsent“, erklärt Museumsleiterin Adelheid Waschka den Besuchern, die sich um sie geschart haben, um ihren Vortrag zu hören. Das Stadtmuseum eröffnet seine Ausstellung zum Thema „Nationalsozialismus am Obermain und seine Folgen“ anlässlich des Internationalen Museumstages. Dieser steht ganz im Zeichen „Mut zur Verantwortung“.
Um Verantwortung ging es Adelheid Waschka besonders, als sie die Idee für die Ausstellung hatte: „Es ist wichtig, sich der Thematik anzunehmen, anstatt sie totzuschweigen, damit so etwas wie der Nationalsozialismus nicht mehr passiert“, eröffnet die Museumsleiterin den Rundgang. Die Wände sind mit Fotografien dekoriert, die Vitrinen mit allerlei historischen Gegenständen gefüllt: Porzellanteller mit Hakenkreuzsymbol, Standarte, Urkunden und Umzugsaufforderungen erzählen ihre eigene Geschichte. An den verschiedenen Stationen erklärt Waschka die jeweiligen Hintergrundinformationen.
Originales Mofa, Baujahr 1939
Wie zum Beispiel bei folgendem Ausstellungsstück: In der Ecke des Raumes steht ein blau glänzendes Mofa der Marke Phänomen BOB, Baujahr 1939, weitgehend Originalzustand. Dieses wurde bis in die 1950-er-Jahre von ehemaligen Angehörigen der Wehrmacht vor den Alliierten in einem Stall versteckt. Seit diesem Jahr ist es wieder mit TÜV und Papieren auf den Straßen unterwegs – in der Tat ein Phänomen.
Anderswo hängt das Bild eines Flugzeugabsturzes auf dem Staffelberg. Vier Menschen sind bei dem Unfall im Jahr 1936 ums Leben gekommen. Wie damals mit dem Fall umgegangen wurde, erklärt die Museumsleiterin wie folgt: „Wenig ist über den Absturz bekannt. Die Luftwaffe wollte nicht, dass die Bevölkerung davon erfährt, weil sie zu dem Zeitpunkt eine große Werbekampagne für neue Piloten plante.“
„Zum Kriegsende war ich noch ein Kind“, erinnert sich der Lichtenfelser Albert Reh. Welche Ausmaße der Nationalsozialismus in seiner Heimat annahm, davon wollte sich der 76-Jährige selbst ein Bild machen. Die Ausstellung im Stadtmuseum war für ihn die richtige Gelegenheit dazu. Diese können Interessierte noch bis zum 16. Juli besuchen.