OFDb - Saw II (2005) - Eine Kritik von Till
- ️Mon Jul 03 2006
Review
Schnellschussfortsetzungen Vol. 456746556
Eine treffendere Bezeichnung der Fortsetzung des zu Recht viel gelobten Indieschockers SAW lässt wohl kaum finden. Mit einem Budget von 1,2 Millionen Dollar in nur 18 Tagen abgedreht, war SAW im letzten Jahr einer der kommerziell erfolgreichsten Filme und gilt als einer der erfolgreichsten Independentfilme aller Zeiten. Und wie es so ist, müssen Erfolgsfilme dank ungeschriebener Regel fortgesetzt werden. Und in mindestens 90 % aller Fälle hinkt deren Qualität der des Originals stark hinterher. SAW II ist dafür ein Paradebeispiel. Ein im puren Kommerzdenken auf Zelluloid gerotzter, seelenloser Brutalinski ohne jedwede Innovation im Vergleich zum Original. Alles ist gleich geblieben, nur die Todesszenen sind noch um eine Spur heftiger ausgefallen.
Der Jigsaw-Killer aka John Kramer hat wieder zugeschlagen. Ein junger Mann liegt tot in einem Keller. Eine mit Nägeln gespickte Bärenfalle wurde ihm bzw. seinem Gesicht zum Verhängnis. Detective Eric Matthews (Donnie Wahlberg) kommt schnell auf die Spur von Kramers Versteck wo dieser das ankommende SWAT-Team auch schon erwartet und sich widerstandslos festnehmen lässt. Es wird klar, dass der raffinierte, charismatische Sadist seine Verhaftung inszeniert hat. Auf einer Monitoranlage müssen die Polizisten mit ansehen, wie eine Gruppe von Menschen ein perfides Martyrium durchleiden muss. Ein Nervengas setzt sie langsam aber sicher außer Gefecht. Verzweifelt versuchen die Eingekerkerten, dem tödlichen Verließ zu entfliehen. Die Tatsache, dass einer der Unglückseligen Matthews Sohn ist, macht die Sache für den Detective zu einer persönlichen Angelegenheit.
Das Haus, in dem Matthews Sohn und seine Mistreiter wider Willen sind, ist mit fiesen Fallen ausgestattet. Panik macht sich breit und so scheidet schließlich einer nach dem anderen nach dem 10 kleine Negerlein-Prinzip dahin. Die Charaktere der Eingeschlossenen haben mit der Ausnahme der von Shawnee Smith gespielten Amanda die Persönlichkeit einer IKEA-Schrankwand. Es sind Charakterhülsen die von einem Horrorfilmklischee ins nächste stolpern, ohne das der Zuschauer ihre Panik teilen würde. Um ganz ehrlich zu sein ist mir schon lange kein Genrefilm mehr untergekommen, dessen Charaktere und deren Schicksale mich so kaltgelassen haben wie hier. Jeden Thriller- und Horrorfreund mit einem Hauch von Anspruch werden die hier präsentierten Pappkameraden ohne ein Iota emotionaler Beteiligung zurücklassen. Ihre Tode dienen nur dazu, die Leistung der Makeup-Abteilung zur Schau zu stellen. Die Todesszenen fallen dementsprechend blutsuppend aus. Da jedoch wie bereits erwähnt dem klischeehaften Skript jegliche emotionale Bindung zu den Charakteren abgeht, lässt einen das blutige Treiben eher emotionslos als schockiert zurück. Das gilt selbst für den Konflikt zwischen Matthews und seinem Sohn, der eigentlich das zentrale Gerüst der Handlung bilden sollte, aber im einen Schwall von Oberflächlichkeiten untergeht.
Regisseur Darren Lynn Bousman hat glücklicherweise den visuellen Stil des Vorgängers beibehalten. Das heisst: Schön atmosphärische Sets, stakkattohafte Schnitte und als akustischer Pluspunkt der Soundtrack von Ex-Nine Inch Nails-Keyboarder Charlie Clouser. Nun liegen die inhaltlichen Defizite eher in Bousmans Originalstory, das ursprünglich nichts mit SAW zu tun hatte, sondern erst im Nachhinein unter Mitarbeit von SAW-Autor und Hauptdarsteller Leigh Whannel im Zuge des Erfolges von Teil 1 kurzerhand zur Fortsetzung umgearbeitet wurde. Trösten wir uns also mit der Tatsache, dass Bousmans Storykonstrukt wahrscheinlich ohnehin nicht allzu viel hergab und der Film insgesamt aus jeder Pore nach schneller Geldmache schreit.
Fazit: Ein im Schnellschuss gefertigtes, seelenloses Sequel, das außer drei Akteuren (Tobin Bell, Shawnee Smith, Dina Meyer) und dem visuellen Stil nichts mehr mit dem genialen Vorgänger gemeinsam hat. Bleibt nur zur hoffen, dass Teil 3 (wieder unter Bousmans Regie) die Serie nicht vollends zum Murks werden lässt, wie es leider schon der ein oder anderen Filmtrilogie (Ich denke vor allem an MATRIX) widerfahren ist.
Hier unter zudrücken sämtlicher Hühneraugen 5/10