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Chronik

  • ️Fri May 03 2024

1786-1790
Auf einer Insel zwischen den Havelarmen wird westlich von Rathenow das größte Proviantmagazin des Königreichs Preußen errichtet. Die Insel trägt bis heute den Namen „Magazininsel“.

1801
Der Prediger J.H.A. Duncker erhält das Privileg zum Bau einer optischen Industrieanstalt.1815 wird Rathenow Kreisstadtdes Kreises Westhavelland.

1816
In Rathenow leben -einschließlich des Militärs -etwa 4.000 Menschen. Es erscheint die erste Rathenower Zeitung unter dem Titel„Rathenowisches gemeinnütziges Wochenblatt für alle Stände“.

1825 -1828
wird der Kirchturm nach einem Entwurf des Regierungsbaurates Redtelumgebaut.

1830
Gründung der Schützengilde.

1836
findet das 1. Märkische Musikfest statt. Das Erbe wird durch den „Wolffschen Männergesang-Verein“ fortgesetzt.

1843
stirbt Johann Heinrich August Duncker, der Begründer der optischen Industrie in Rathenow.1848 -1856Bau der ersten von Rathenow ausgehenden Chaussee über Bamme nach Brandenburg.

1851
ziehen die Zietenhusaren (Brandenburgisches Husarenregiment Nr. 3) nach Rathenow ein. 1854 wird die Schule am Schulplatz (heute Schule „Am Weinberg“) gebaut.

1856
erfolgt der Abriss des altstädtischen Rathausturmes.

1866
Bau der ersten Gasanstalt am späteren Standort des Offiziercasinos (1902 Neubau südlich des Weinberges-an der Herrenlanke-. Es bleibt bis 1965 in Betrieb)

1867 -1871
Bau der Eisenbahnstrecke Berlin-Stendal-Hannover. Der Hauptbahnhof wird 1870 fertiggestellt. Es erfolgt eine rasche Entwicklung dieser Linie zur führenden Ost-West-Verbindung in Europa.

1874
entsteht die Chaussee über Hohennauen nach Rhinow.

1883
wird das Hauptpostamt am heutigen August-Bebel-Platz errichtet

1885
wird der Stammbau des heutigen Paracelsus-Krankenhauses errichtet. Im gleichen Jahr werden die Chausseen nach Süden (Premnitz/Milow) und Westen (bis Tangermünde/Elbe) zu wichtigen Verkehrsstraßen. Rathenow hat in dieser Zeit etwa 13.000 Einwohner*innen.

1887
wird die Kanalisation in der Stadt installiert.

1889 -1891
werden die Kasernen in der Bahnhofstraße gebaut. Ursprünglich beherbergen diese die Zietenhusaren, später die Polizeireitschule und dann Teile der sowjetischen Besatzungsarmee.

1893 -1895
Bau des Kreishauses

1894
Bau der Neustädtischen Gemeindeschule (heutiges Nebengebäude der Schule „Am Weinberg“).
In dieser Zeit hat Rathenow etwa 18.400 Einwohner*innen.

1898 -1900
Bau der kreiseigenen Kleinbahn Rathenow -Senzke -Nauen („Stille Pauline“, 1945 Abbau zu Reparationszwecken für die damalige SU).
Ein Jahr länger dauerte der Bau der neuen Schleuse (Hauptschleuse) bei Rathenow auf Steckelsdorfer Gebiet. Der Großschifffahrtsweg von Berlin nach Hamburg führt nun nicht mehr durch die Stadtschleuse. Gleichzeitig entsteht eine Siedlung bei der neuen Schleuse auf dem Gebiet von Gebhardtshof, die zunächst noch zu Steckelsdorf gehört. Erst 1910 wird diese Siedlung selbstständig und erhält offiziell den Namen Neue Schleuse. Im Zuge der Verwaltungsreform wird 1950 Neue Schleuse der Stadt Rathenow zugewiesen und erhält die Bezeichnung Rathenow-West.

1902
Mit dem Bau des Wasserwerkes werden auch die Wasserleitungen in der Stadt verlegt. Im gleichen Jahr wird die Altstädtische Gemeindeschule (1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut) errichtet.

1904
Betriebseröffnung der Brandenburgischen Städtebahn mit eigenem Bahnhof auf der Südseite der Gleisanlagen. Am Faulen See wird die erste Gartensparte eröffnet. Im gleichen Jahr entsteht das Elektrizitätswerk auf dem Gelände der ehemaligen Ratsziegelei in der Altstadt.

1905
wird das Amtsgericht gebaut.
Zu dieser Zeit leben etwa 23.000 Einwohner*innen in Rathenow.

1908 -1910
werden die Jederitzer Brücke als Hubbrücke und die Lange Brücke aus Stein und Beton gebaut.

1913
beginnt der Unterricht am Lyzeum (heute Oberschule „J. H. A. Duncker“) in der Schleusenstraße.

1914
wird auf dem Weinberg der Bismarckturm eingeweiht. Der Erste Weltkrieg hinterlässt auch seine Spuren in Rathenow.

1917
wird auf dem Weinbergfriedhof eine neue Friedhofskapelle eingeweiht. Sie erhält den Namen „Auferstehungskirche“ und ist durch ihren Kirchturm weithin sichtbar.

1919 bis etwa 1924
Um die große Wohnungsnot zu lindern, werden die Nord-und Südsiedlung gebaut. Beide Siedlungen erweitern sich kontinuierlich durch Neubauten bis in die Gegenwart. Ebenfalls entstehen in diesen Jahren die Berufs-und die Volkshochschule. An der Kotlanke entsteht ab 1922 ein Schwimmbad der Arbeitersportler*innen.

1925
wird Rathenow kreisfreie Stadt und bildetfortaneinen eigenen Stadtkreis (bis 1950). Die Stadt hat etwa 25.000 Einwohner*innen, 1927 sind es bereits 27.700.

1927 -1930
die Jahnschule (heutiges Jahngymnasium und heutige Jahn-Grundschule) in derJahnstraße wird errichtet.

1928
beginnt der Neubau modernerer sozialer Wohnbauten am heutigen Friedrich-Ebert-Ring nach dem Vorbild des berühmten Bauhauses in Dessau unter der Leitung des Architekten Haesler. Die Arbeiten sind im Wesentlichen1929 abgeschlossen.

1933-1940
wird im Norden der Stadt ein riesiges Kasernenviertel erbaut. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wird 1935 der Nordbahnhof fertiggestellt.

1936 und 1938
entstehen große Industrieanlagen der optischen Firma Emil Busch AG in der Berg-und Fabrikenstraße (heute Wilhelm-Külz-Straße). Sie sind noch teilweise erhalten. In etwa der gleichen Zeit entsteht die sog. „Frontkämpfer-Siedlung“ (ab 1945 Waldsiedlung). Sie bietet Wohnraum für die Geschädigten des Ersten Weltkrieges.

1937
Das Rodewaldsche Luch im Osten des Stadtwalds wird unter Naturschutz gestellt.

1938 -1939
entsteht im Heidefeld ein Zweigwerk der ARADO-Flugzeugwerke. Die Beschäftigten erhalten Wohnungen in den sogenannten „Aradobauten“ (heute Heinrich-von-Rosenberg-Straße, Friedrich-Ebert-Ring und Dunckerplatz).

1938
wird in der „Kristallnacht“ die Synagoge der Stadtin der heutigen Wilhelm-Külz-Str. (früher Fabrikenstraße)geplündert und teilweise zerstört.

1939
Rathenow ist eine blühende Stadt. Es leben 31.600 Einwohner*innen in ihr (ohne Garnison). Man registriert 2.655 Wohnhäuser mit 10.587 Haushaltungen. Die Zahl der Erwerbstätigen der Rathenower gliedert sich wie folgt:

Ungelernte Arbeiter

2.577
Facharbeiter5.209
Selbstständige Handwerker und Fabrikanten795
Selbstständiger Einzelhandel564
Landwirtschaft und Gärtnerei130

Kaufm., techn. und sonstige Angestellte

2.237
Leitende Angestellte und freie Berufe357
Beamte in Verwaltung, Verkehr und Schulwesen981
Witwen, Rentner und Pensionäre2.791

(Zu den Zahlen müssen die Familienangehörigen hinzugezählt werden.)

In Rathenow befinden sich folgende Reichs-, Staats-, Kommunal-, Justiz-, Schul-und Kirchenbehörden nebst öffentlichen Anstalten, Krankenkassen und amtlichenBerufsvertretungen:Reichsbahn, Brandenburgische Städtebahn, Kreis-Kleinbahn, Postamt (mit allenNebenstellen wie Post-und Telegrafeneinrichtungen),Finanzamt, Kreisverwaltungsamt (Landratsamt), Amtsgericht (mit Gerichtsgefängnis in der Bahnhofstraße), Wasserbauamt, Wehrmacht, Reichsarbeitsdienst, der Polizeipräsident in Berlin (Schutzpolizei, Polizei-Reitschule, Schutzpolizei-Ausbildungsabteilung), Wasserschutzpolizei, Kreisfeuerwehr-Verband Rathenow, Stadtverwaltung mit 47 Ämtern bzw. Verwaltungen, wie z.B. Betriebsverwaltung der Stadtwerke, des Städtischen Warmbades, der Städtischen Flussbadeanstalt oder Gesundheitsverwaltung.


Die Stadt ist in 22 Stadtbezirke eingeteilt, für die je ein Bezirkswart und sein Stellvertreter verantwortlich zeigen.


In Rathenow sind zwei evangelische, die Sankt-Marien-Andreas-Kirche und die Lutherkirche und eine katholische, die Sankt-Georgs-Kirche mit je einem Kindergarten und einem Kinderchor aktiv. In sieben Schulen werden 2.888 Mädchen und Jungen unterrichtet, in der Hilfsschule 109, in der gewerblichen, kaufmännischen und hauswirtschaftlichen städtischen Berufsschule 1.646 Schüler. Hinzu kommt eine Landwirtschaftsschule. 19 Krankenkassen (mit Betriebs-, Ersatz- und Privatkassen) ringen um die Gunst der Bürger*innen.

Weiterhin haben die Deutsche Arbeiterfront und Amtliche Berufsvertretungen (wie z.B. Handwerkskammer, Landesbauernschaft) ihren Sitz in Rathenow. Das Vereinsregister weist etwa 180 Innungen, Klubs, Vereine, Verbände, Vereinigungenusw. aus. Allein 30 Turn- und Sportvereine sind eingetragen. Drei Kinos -wobei das „Apollo-Theater“ auch für Gastspieledeutscher Schauspielbühnen und Orchester genutzt wird -bieten neben 73 Restaurants, Cafés, Ausflugslokalen, Hotels undTanzsälen Möglichkeiten der Erholung und Entspannung.

17 Ärzte, acht Zahnärzte und sechs Dentisten, drei Heilkundige (Homöopathen), fünf Hebammen, vier Apotheken, sieben Drogerien und drei Tierärzte sind um die Gesundheit unserer Bürger und Vierbeiner besorgt.

Die Commerz- und Privatbank, die Dresdner Bank, die Kreis-und Stadtkasse, die Beamten-Spar-und Darlehnskasse, die Land-und die Volksbank und 11 Helfer in Steuersachen regeln die Finanzen der Stadt.
Interessant sind auch die Angaben zu den Geschäften und Dienstleistungsbetrieben der Stadt. 1933 gibt es in Rathenow (Auswahl): 106 Lebensmittelgeschäfte und -großhändler, jeweils 145 Bäckereien/Konditoreien und Fleischereien und Hausschlächter, 23 Obst-und Gemüsehandlungen, 6 Fischhändler, 13 Konfitüren-und 3 Feinkosthandlungen, 45 Zigarren und Tabakwarenhandlungen, 14 Blumengeschäfte, 32 Fachgeschäfte für Herren-, Damenmode und Kinderbekleidung, 7 Handarbeitsgeschäfte, 5 Kunsthandlungen, 12 Rundfunk-, 11 Farb-, 9 Seifenwaren-, 7 Schuh-und 10 Uhrengeschäfte, 19 Buchhandlungen und Büchereien, 14 Fotografen, und Fotofachgeschäfte, 34 Schuhmacher, 46 Schneider und 68 Schneiderinnen, 45 Frisöre, 11 Dachdecker, 3 Malermeister, 7 Autohäuser, 17 Brennstoffhändler.
Hinzu kommen noch diverse Spezialgeschäfte, wie z.B. Autofuhr-, Fahrrad-, Wäsche-, Gardinen-, Teppichgeschäfte, technische Bedarfsartikel, optische Ladengeschäfte, Futtermittelhandlungen, Parfümerien, Galanteriewaren, Gold-und Silberwaren und ... und...und ...82 Handelsvertreter, 4 Architekten, 6 Anwälte, 42 Versicherungsvertreter und 4 Auskunfteien bieten ihre Dienste an.

1939 -1945
Zweiter Weltkrieg. Die Rathenower Garnison mit dem I. und II. Infanterieregiment 68 und dem Panzerpionierbataillon 39 wird an allen Fronteneingesetzt. In der Schlacht um Stalingrad gehören beide Einheiten zur 6. Armee und werden -wie die gesamte Armee -vollständig vernichtet.

1944
Am 22. März kommt es zum ersten direkten Bombenangriff in Rathenow-Nord.
Am 18. April erlebt Rathenow einen schweren Luftangriff. Über 60 Bürger*innen der Stadt werden getötet, 2.200 obdachlos. Zahlreiche Bautenwerden zerstört, darunter das „Apollo-Theater“ in der Berliner Straße. Direkte Treffer erhält ebenfalls das ARADO-Werk im Heidefeld.

1945
Vom 25. April bis zum 6. Mai wird Rathenow auf Befehl Generalfeldmarschalls Keitel (im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zum Tode verurteilt) „verteidigt“. Heftige Kämpfe fordern große Opfer: über 400 Einwohner kommen ums Leben; die Ost-West-Achse der Stadt wird fast restlos zerstört. 90% der Innenstadt liegt in Schutt und Asche. Die Gesamtzerstörung wird mit 70% angegeben. Rathenow gehört nach der Beendigung des Krieges zur sowjetischen Besatzungszone Deutschlands.„Trümmerfrauen“ und Bürger der Stadt beginnen mit der Beseitigungder Schuttmassen. Der Alltag beginnt langsam. So werden ab Juni wieder Steuern erhobenund am 1. Oktober wird der Schulunterricht wieder aufgenommen.

1948 -1951
beginnt die erste Etappe des Wiederaufbaus. Anknüpfend an die „Haesler-Bauten“ des Friedrich-Ebert-Rings wird der Platz um den ehemaligen Markt (heute Platz der Jugend) völlig neugestaltet. Gleichzeitig entstehen die Gebäude an der Schleusenbrücke.

1948
wird mit dem Bau des Sportplatzes am Schwedendamm begonnen.

1950
wird das im Krieg beschädigte Kreishaus nach Wiederaufbau und Renovierungen wieder Landratssitz. Ebenfalls wird der Platz der Jugend auf der Altstadtinsel fertiggestellt.

1953
setzt sich der kontinuierliche Wiederaufbau der Stadt mitden Wohnanlagen am Lutherplatz fort. Es folgen1954die Bauten in der Friesacker, Goethe-und Forststraße.

1956
in der Berliner Straße und am Schleusenplatz.Die Hans-Beimler-Schule erhält ein neues Gebäude auf dem alten Schulplatz (Grundschule „Am Weinberg“). Vorher wurden die Trümmer des Vorgängerbaus (Realgymnasium) beseitigt.

1958
wird das Kulturhaus seiner Bestimmung übergeben.

1961 -1962
Mit dem Bau des Kaufhauses, des Tanz-Cafes und des Ladenblocks (Möbelkaufhaus, Eiscafe) ist die Wiederherstellung der Hauptstraße vorläufig abgeschlossen.

1968
Am Ostrand entsteht das Wohngebiet Rathenow-Ost. Im Wohngebiet entstehen neben den Wohngebäuden eine Kaufhalle und weitere Einkaufsmöglichkeiten, ein Restaurant, die Schwimmhalle und zwei Schulen (Grundschule Rathenow-Ost und Bruno-H.-Bürgel-Schule).

1970
beginnt der Unterricht für die Schüler*innen der neu erbauten Erich-Weinert-Schule (späterGrund-und Realschule „Altstadt“).

1980 -1984
entstehen die neue Poliklinik (später Ärztehaus und nach Umbau des Krankenhauses abgerissen) am Lutherplatz und das Feierabend-Pflegeheim in der Forststraße.

1989
findet die Zentrumsbebauung mit der Neugestaltungdes Märkischen Platzes und den umliegenden Wohn-und Geschäftsbauten ihren endgültigen Abschluss.