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Bonhoeffer-Film: Heiliger mit Pistole

Bonhoeffer-Film

In seinem umstrittenen Film «Bonhoeffer» stilisiert der amerikanische Regisseur Todd Komarnicki den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer zu einer Erlöserfigur im Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror.

Todd Komarnickis Film «Bonhoeffer» hat mit dem historischen Vorbild, dem evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), im Wesentlichen nur die Lebensdaten gemein. Dramaturgisch verworren und in einem zunehmend unerträglich predigthaften Ton inszeniert der Regisseur seinen Helden (Jonas Dassler) als eine Erlöserfigur, die am Vorabend der Hinrichtung den Mitgefangenen das letzte Abendmahl reicht.

Der Film will glauben machen, dass allein der christlich motivierte Widerstand die Hitler-Barbarei letztlich zu Fall bringen könne. Andere ernstzunehmende Gegner scheinen die Nazis nicht gehabt zu haben. So wird Bonhoeffers Hinrichtung auf ausdrücklichen Befehl Hitlers am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg zu einem mit kitschigem Pathos aufgeblasenen finalen Akt der Heiligsprechung. In Wahrheit wurden Dietrich Bonhoeffer und seine Mitdelinquenten in einem Akt letzter Demütigung von den Nazi-Schergen nackt zum Galgen geführt.

Ein Heiliger mit Pistole in der Hand – so stilisierte ihn das amerikanische Filmplakat zu einem bewaffneten Kämpfer, der Bonhoeffer nicht war, was aber zur reisserischen Werbung des evangelikalen Verleihs Angel Studios passt: «Bonhoeffer wird in das Epizentrum eines tödlichen Plans gerissen, Hitler zu ermorden» – was allerdings im Film keine grössere Rolle spielt. Der deutsche Verleih Kinostar dimmte den internationalen Titel «Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin» vorsorglich herunter, er lautet nun schlicht «Bonhoeffer».

Die Inanspruchnahme des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers durch evangelikale und rechtsextreme Kreise in den USA verlief hierzulande bislang weitgehend unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. In Verdrehung historischer Tatsachen und der Entkontextualisierung von Zitaten bog etwa der US-amerikanische Bonhoeffer-Biograf, Trump-Verehrer und einer der Köpfe der evangelikalen Rechten, Eric Metaxas, ihn zur Ikone des rechten Widerstands um.

Wie seinerzeit Bonhoeffer gegen die Nazis, so wird suggeriert, müssten sich heute Christenmenschen gegen «das Böse» zur Wehr setzen, sagte Metaxas in einer Talkshow kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen. Eine «Schlüsselfigur für diesen Missbrauch» nennen die Nachfahren der Geschwister Bonhoeffers den Biografen. Anlässlich des US-Starts des Films, für den Metaxas angeblich nur eine Anregung unter vielen bildete, reagierten sie in einem «mit Entsetzen» darauf, wie Bonhoeffers Vermächtnis «verfälscht und missbraucht» und ein «friedliebender, freiheitlich gesinnter Menschenfreund» zu einem «evangelikalen Heiligen» gemacht werde.

Eine Reihe von Mitwirkenden hat sich inzwischen in einer eigenen Mitteilung «tief besorgt» über eine missbräuchliche Verwendung des Films den Bedenken der Nachkommen angeschlossen, darunter die deutschen Schauspieler Jonas Dassler, August Diehl und Moritz Bleibtreu. Der Film startet am 13. März in den deutschen .