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Frostige Arche Noah für Pflanzen

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Svalbard Global Seed Vault - Schatzkammer der Menschheit

© Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

© Mari Tefre/Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

Eisige Pforte | Nur der Eingang ragt heraus – der Rest ist unter dem ewigen Eis verborgen. Der größte Teil des Svalbard Global Seed Vault liegt im Permafrostboden der Inseln Spitzbergens nördlich von Norwegen, nur 800 Kilometer vom Nordpol entfernt. Der Eingang zum Tresor befindet sich 130 Meter über dem Meeresspiegel, falls dieser durch die globale Erwärmung steigen sollte.

© Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

Tief im Berg | Ein 120 Meter langer Tunnel führt in den Fels, an dessen Ende drei Tresorräume von jeweils 27 Metern Länge, 10 Metern Breite und 6 Metern Höhe liegen. In diesen Räumen wird das Saatgut bei konstant minus 18 Grad Celsius gelagert. Bis zu 4,5 Millionen Proben können im Bunker überdauern - eine Probe enthält circa 500 Samen, das entspricht insgesamt 2,25 Milliarden Exemplaren. Die Anlage kann ohne Personal vor Ort via Fernwartung überwacht werden.

© Mari Tefre/Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

Ewige Kälte | Die Wahl des Ortes kommt nicht von ungefähr: Im Winter liegen hier die Durchschnittstemperaturen bei minus 20 Grad Celsius und im "Sommer" bei bis zu 3 Grad Celsius. Selbst wenn das Kühlsystem also ausfallen sollte, wären die wertvollen Proben geschützt. Außerdem handelt es sich um eine geologisch sehr stabile Region, in der Erdkrustenverschiebungen höchst unwahrscheinlich sind.

© Mari Tefre/Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

Aufgereiht | Jedes Land hat im Svalbard Global Seed Vault seinen eigenen Bereich. Dort liegen in wasserdichten Boxen jeweils 400 in Alubeuteln verpackte Proben. Veraltete Samen müssen dabei regelmäßig ausgetauscht werden, damit sei keimfähig bleiben. Ihre Haltbarkeit liegt je nach Sorte bei 55 (Sonnenblume) bis 10 000 (Erbse) Jahren.

© Bioversity (Ausschnitt)

Bunte Mischung | Saatgut verschiedenster Arten wird auf Svalbard eingelagert. Wichtige Nutzpflanzen wie Reis, Weizen, Erbsen oder Kartoffeln sollen so in ihrer genetischen Vielfalt erhalten bleiben. Bisher nicht nach Spitzbergen gebracht werden darf gentechnisch verändertes Saatgut.

© D. Cavagnaro (Ausschnitt)

Gleich und doch nicht gleich | Alles Karotten – doch ihre genetische Vielfalt trägt dazu bei, dass sie sich ändernden Bedingungen anpassen können. Auch dem Menschen nutzt die Artenvielfalt, der große Genpool ist unsere Rückversicherung gegen Katastrophen, die uns in Zukunft treffen können.

© Mari Tefre/Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

Geburtstagsgeschenk | Zum Einjährigen gab es ein besonderes Präsent: Vier Tonnen wiegt die Kollektion von 90 000 Proben verschiedener Kulturpflanzen aus sieben Ländern. Zum Beispiel enthält sie 32 Kartoffelsorten aus Irland und 3800 Gersten- und Weizenarten, die aus der nationalen Schweizer Genbank stammen.

© Peter Vermeij/Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

Graue Theorie | Im nächstgelegenen Ort Longyearbyen findet zum Jahrestag eine Versammlung von Experten für Klimaerwärmung und ihre Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion statt. Sie diskutieren dort die mögliche Verschlechterung der Ernährungssituation und wie diese – auch mit dem Erhalt der Biodiversität - verhindert werden kann.

© Cary Fowler/Global Crop Diversity Trust (Ausschnitt)

Mammutprojekt | Der Bau des Riesenkühlschranks dauerte rund anderthalb Jahre und kostete etwa fünf Millionen Dollar. Er ist ein Projekt des Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust), einer 2005 gegründeten unabhängigen internationalen Organisation mit Sitz in Rom. Die Kosten werden von Staaten, Unternehmen und Stiftungen finanziert.

Ein ehrgeiziges Projekt feiert Geburtstag: Vor einem Jahr wurde auf der norwegischen Insel Spitzbergen ein Saatguttresor für Nutzpflanzen aus aller Welt eröffnet – der Svalbard Global Seed Vault. Seither lagerte man dort schon mehr als 400 000 verschiedene Samenproben aus aller Herren Länder ein. Mit der dieser "Bibliothek" soll die Artenvielfalt – auch über Kriege und Naturkatastrophen hinweg – erhalten und die weltweite Ernährung in Zukunft gesichert werden.