Google-Handy: Nexus One wird in den USA nicht mehr verkauft

"Diese Woche haben wir unsere letzte Lieferung mit Nexus-One-Telefonen bekommen." Die Mitteilung im offiziellen Blog  zum Handy ist knapp und äußerst nüchtern. Sang- und klanglos wird das erste hauseigene Google-Telefon beerdigt, das erst im Januar 2010 mit gewaltigem Trara vorgestellt worden war: Das Nexus One gehöre zur neuen Kategorie der "Superphones", hatte man bei der Präsentation stolz verkündet.

Google hatte das eigene Handy damals noch als harten Konkurrenten zum iPhone von Apple betrachtet und erwartet, dass im ersten Jahr 3,5 Millionen Stück verkauft werden könnten. Dann aber kam die Ernüchterung: Dem Marktforschungsunternehmen Flurry zufolge verkaufte Google in den ersten 74 Tagen nach dem Start 135.000 Geräte. Im gleichen Zeitraum hatte Apple im Jahr 2007 sein erstes iPhone zum Marktstart eine Million Mal abgesetzt.

Schon Mitte Mai hatte der Suchmaschinenkonzern dann verkündet, das bisherige Vertriebsmodell für sein vom Hersteller HTC gebautes eigenes Handy mit Android-Betriebssystem umzustellen: Der Nexus-One-Web-Shop, bei dem Kunden in den USA das Handy direkt bestellen konnten, wurde dichtgemacht. Es werde künftig über Einzelhändler vertrieben, hieß es damals noch. Nun hat sich offenbar auch das erledigt.

In Europa allerdings wird man das Nexus One noch eine Weile bekommen können, hier wird es weiterhin von Vodafone vertrieben. Wie lange noch, ist bislang unklar. Auch der koreanische Anbieter KT werde das Handy weiterhin im Programm haben, teilte Google mit. Registrierte Entwickler für das Google-Handy-Betriebssystem Android können auch weiterhin über ein Partnerunternehmen Nexus-One-Handys beziehen.

Bei Vodafone Deutschland denkt man derzeit nicht darüber nach, den Verkauf des Nexus One einzustellen: "Die Abverkaufszahlen liegen über unseren Erwartungen", sagte Thorsten Höpken von Vodafone auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE.

Ein schlechtes Handy ist das Nexus One bei alledem übrigens nicht: Viele Tester zeigten sich vom Tempo und dem brillanten Display des Google-Handys durchaus überzeugt. Woran der mangelnde Zuspruch lag, ist unklar - möglicherweise hat Google einfach nicht genügend in Marketing investiert, oder, wie das Tech-Blog "Mashable" spekuliert : "Wahrscheinlich haben die meisten amerikanischen Verbraucher das Konzept eines Handys ohne Sim-Lock einfach nicht verstanden."