Stormarn-Lexikon - Eiskeller des Gutes Jersbek
Außenarchitektur
Das äußere Mauerwerk des Sockels von zwei bis drei Metern Dicke und der niedrigen Außenwand ist zweischalig und besteht aus trocken aufgesetzten Findlingen. Das Dach ist mit Reet gedeckt.
Der Eiskeller ist aus Gründen des Schutzes vor direkter Sonnenbestrahlung mit einem Kranz von abwechselnd gepflanzten Linden und Kastanien umgeben. Der Eingang liegt auf der Nordseite und wird über einen von der Straße ansteigenden Schleifweg erreicht.
Innenarchitektur
Der rund sieben Meter tiefe, nach unten sich konisch verjüngende Trichter ist mit Feldsteinen trocken aufgemauert und hat einen Inhalt von 70 Kubikmetern. Der rund 4,5 mal 4,5 Meter große Vorraum besitzt Wände und Fußboden aus Ziegeln sowie einen offenen Dachstuhl. Die Wand zum Trichter zeigt beidseits des Zugangs je eine rundbogige Nische, die für Beleuchtung durch Kerzen oder Lampen genutzt wurde.
Materialien
Der Eiskeller ist nur aus Findlingen, Erde, Ziegel sowie Holz und Reet erbaut.
Geschichte
Der Eiskeller ist unter Bendix von Ahlefeldt um 1736/37 auf einer natürlichen Anhöhe errichtet worden. Der Trichter diente der gekühlten Aufbewahrung vor allem von Fleisch für den Haushalt des Gutsherrn. Im Vorraum wurden Produkte der Milchwirtschaft des Gutes gelagert.
Das Eis für den Trichter wurde im Winter von den Gutsuntertanen mithilfe spezieller Eissägen auf dem nahen Gutsteich gewonnen, mit Pferd und Wagen über den Schleifweg in das Innere des Eiskellers gebracht und mit Stroh abgedeckt. Es wurde jährlich ergänzt. Das Tauwasser versickerte am Fuß des Trichters.
Wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde über dem Trichter ein flaches Ziegelgewölbe eingezogen und mit Hilfe von zwei schmiedeeisernen Spannankern gesichert.
Im Schneewinter 1978/79 brach der Dachstuhl zusammen. Die Gemeinde Jersbek pachtete 1984 die Ruine und ließ sie nach einem alten Aufmaß des Gutsbesitzers Cay von Bethmann Hollweg restaurieren.
Nach einer Brandstiftung 1992 brauchte nur das Reetdach erneuert zu werden. Die zweite Brandstiftung 1997 zerstörte den kompletten Dachstuhl. Auch die benachbarten Bäume des Baumkranzes erlitten schwerste Schäden und mussten in den folgenden Jahren ersetzt werden.
Bedeutung
Seit 1985 dient der Eiskeller als museales Objekt aus der Zeit vor Erfindung der modernen Kühltechnik.
Nutzung
Der Eiskeller kann nach Voranmeldung besichtigt werden.
Erhaltungszustand
Nach seiner letzten Instandsetzung ist der Eiskeller wieder in gutem Zustand.
Besonderheiten
Mit seinem Trichter und dem Vorraum ist der Jersbeker Eiskeller das größte erhaltene Gebäude dieser Art aus dem 18. Jahrhundert in Schleswig-Holstein. Gleichfalls einmalig ist die alternierende Bepflanzung von niedrig gehaltenen Linden und darüber hinausragenden Kastanien.
Persönlichkeiten
Bendix von Ahlefeldt GND: 1013970837
Datierung Schutzstellung
21.05.1986
Begründung Schutzstellung
Geschichtliche, wissenschaftliche und das Bild der Kulturlandschaft prägende Bedeutung