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György Kurtág - Leben & Werk des Komponisten

Als der ungarische Komponist György Kurtág 1926 in Lugos im Banat geboren wurde, hieß die Stadt Lugoj, sie wurde gemäß dem Vertrag von Versailles Rumänien zugeteilt. Kurtág wuchs in einer multiethnischen Umgebung auf, es war für ihn - wie auch für seinen Freund György Ligeti, der drei Jahre zuvor unweit von Lugos, aber doch in einer anderen Region, in Siebenbürgen, auf die Welt gekommen war - selbstverständlich, tagtäglich außer ungarisch auch rumänisch und deutsch zu sprechen.

Die erste große Erzieherpersönlichkeit, der er begegnet war, war die Klavierpädagogin Magda Kardos in Temesvár/Timisoara, die ihn für sein ganzes Leben geprägt hat. Es war auch Kardos die Kurtág auftrug, die jüngeren Schüler zu unterrichten: eine Tätigkeit, die er bis heute ausübt.

Bei der Aufnahmeprüfung an der Budapester Musikakademie traf er Ligeti, mit dem Kurtág eine lebenslange Freundschaft verbunden hat. Unter den Professoren an der Akademie gab es einige denen er wichtige Impulse zu verdanken hat (u.a. Ferenc Farkas, der auch Ligetis Kompositionsprofessor war). Zur nächsten wichtigen Begegnung kam es aber in Paris, wo Kurtág 1957-1958 die Kurse von Messiaen und Milhaud besuchte. Die Stunden jedoch, die er mit der Psychologin Marianne Stein verbracht hat, haben sein Leben in zwei Hälfte geteilt, wie er selber sagt: Frau Stein, die sich auf Künstler spezialisierte, half ihm, sich von der Krise zu befreien, die seine schöpferische Tätigkeit lahm gelegt hatte.

Auf dem Weg zurück nach Budapest machte Kurtág einen Zwischenstopp in Köln, wo er Ligeti, der 1956 aus Ungarn geflüchtet war, wieder sah. Ligeti stellte ihm Stockhausen vor. Kurtág hörte zwei Werke in Köln, die ihm musikalisch mehr gebracht hätten, als das Jahr in Paris: Artikulation von Ligeti und Gruppen von Stockhausen.

In Budapest komponierte er sein erstes Streichquartett, das er als Opus 1 bezeichnete – als Hinweis, dass es den eigentlichen Beginn seines Schaffens markierte.

Kurtág wurde in Ungarn durch Editio Musica Budapest verlegt. In der zweigeteilten Welt von damals brauchte er auch einen Verlag, der ihn in der westlichen Welt vertrat. Durch seine Freundschaft mit Direktor Alfred Schlee kam es zu einem Vertrag mit der Universal Edition. Die Stücke, die in jenen ersten Jahren entstanden sind, waren nicht leicht zu promoten: ein Streichquartett, ein Bläserquintett, Acht Klavierstücke, Acht Stücke für Violine und Cimbalom, Die Sprüche von Péter Bornemisza, eines seiner Hauptwerke, das beide Interpreten, die Sopranistin und den Pianisten, vor ungewöhnlich große musikalische und technische Aufgaben stellte, Vier Capriccios für Sopran und Ensemble (das allererste, für eine größere Besetzung geschriebene Werk, mit einem Cimbalom unter den Instrumenten, dessen Handhabung damals noch keine Selbstverständlichkeit darstellte), Vier Lieder auf Gedichte von János Pilinszky, mit sogar zwei Cimbaloms und einem Basszither im Ensemble, Zur Erinnerung an einen Winterabend für Sopran, Violine und Cimbalom – wie gesagt, wahrlich keine leichte Aufgabe für die Promotion.

Mit der Wende brauchte Kurtág keinen Verlag im Westen mehr – seine Kompositionen erscheinen nun mehr bei Editio Musica Budapest. Die Werke jedoch, die den UE-Katalog bereichern, gelten auch für ihn als Hauptwerke, allen voran Die Sprüche des Péter Bornemisza, ein Concerto für Sopran und Klavier, und die Vier Lieder auf Gedichte von János Pilinszky, das einzige Stück, worüber Kurtág selbst einen Einführungstext geschrieben hat.

Inzwischen hat sich das Cimbalom in die Musikwelt eingebürgert, es wird von vielen Komponisten verwendet, es gibt auch nicht-ungarische Spieler, auf die man zurückgreifen kann.

Auch vertreibt die Universal Edition – mit der Ausnahme Ungarns – Rückblick. Altes und Neues für vier Instrumente, Hommage à Stockhausen, eine Art abendfüllendes Ritual, das seine endgültige Gestalt jedoch noch nicht angenommen hat. Deshalb hat die UE 14 Fragmente daraus in Druck veröffentlicht. Somit sind wenigstens die Teile von Rückblick, die zweifellos ins Stück eingehen werden, für Musiker erhältlich.

Mit György Kurtág vertritt die Universal Edition einen der größten lebenden Komponisten. Kürzlich hat er das Klaviertrio Varga BálintLigaturája geschrieben, das er der UE überließ und es gibt berechtigte Hoffnung, dass ihm auch weitere folgen werden.

Am 1 Dezember 2013 wurde Kurtág die Royal Philharmonic Society Gold Medal in der Queen Elizabeth Hall in London verliehen. 2015 erhielt er den Preis der spanischen Stiftung BBVA „Grenzen des Wissens” in der Kategorie zeitgenössische Musik.