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Düsseldorf

Darum musste Amélie Niermeyer gehen

Veröffentlicht am 26.03.2009Lesedauer: 3 Minuten

Amelie Niermeyer
Quelle: DPA/A2902 Achim Scheidemann

Das Düsseldorfer Schauspiel muss sich nach einem neuen Intendanten umsehen. Amélie Niermeyer lässt ihren Vertrag 2011 auslaufen und folgt einem Angebot, dann als Professorin die Leitung der Abteilung Regie/Schauspiel der Universität Mozarteum Salzburg zu übernehmen.

Ihr Rückzug kam plötzlich, aber nicht unerwartet. Schon seit längerem wurde kolportiert, dass die Intendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses, Amélie Niermeyer, ihren bis 2011 geltenden Vertrag in Düsseldorf nicht verlängern wollte. Warum? Der künstlerische Erfolg blieb bislang aus. Gemunkelt wurde zudem, dass Niermeyer sich nicht auf die Unterstützung ihrer Vorgesetzten, des Düsseldorfer Kulturdezernenten Hans-Georg Lohe und des Staatssekretärs Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, verlassen konnte.

Nun hat sie ihr Ziel erreicht und wird nach dem Ende ihres Vertrages in der Spielzeit 2010/2011 an der Salzburger Universität Mozarteum als Professorin die Leitung der Sparte Regie und Schauspiel übernehmen. Damit endet in Düsseldorf ein Intendantenkapitel, das von Anfang an unter keinem glücklichen Stern stand.

Schon die Berufung von Amélie Niermeyer war umstritten. Hatte sie sich doch während ihrer Intendanz in Freiburg vor allem einen Namen als kulturpolitische Kämpferin gegen die Sparauflagen ihres Hauses gemacht. Das Programm ihrer Bühne stieß zumindest bei Kritikern auf wenig Interesse. So wunderte es manchen im Lande, warum der damals zuständige Kulturminister Michael Vesper und Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, seinerzeit noch Düsseldorfer Kulturdezernent, überhaupt auf die Idee kamen, Niermeyer an das Schauspielhaus zu binden.

Die Kritiker sollten Recht behalten. Niermeyers Berufung Stephan Rottkamps als Hausregisseur stellte sich bereits mit seiner ersten Premiere, Shakespeares "Othello", als keine gute Entscheidung heraus. Auch das Ensemble verbreitete wenig Glanz. Und die Regiearbeiten der Intendantin selbst überzeugten weder Publikum noch Kritiker.

Doch seit Kurzem nimmt der Dampfer Schauspielhaus etwas Fahrt auf. Die Inszenierung von Thomas Manns Mammut-Roman "Joseph und seine Brüder" durch Gastregisseur Wolfgang Engel war erfolgreich, ebenso wie Niermeyers eigene Bearbeitung von Amos Oz Briefroman "Black Box". Dass Niermeyer sich trotz dieser ersten Erfolge entschlossen hat, Düsseldorf zu verlassen, ist konsequent.

Ein Stückchen Selbsterkenntnis hat da sicher mitgespielt. Ähnlich wie bei ihrem Kollegen Elmar Goerden, der auch seinen Vertrag als Intendant des Bochumer Schauspielhauses nicht verlängert hat mit den Worten: "Die kenntliche Handschrift, die einem ganzen Haus Signatur und Prägung gibt; das habe ich - so viel Ehrlichkeit muss sein - nicht in dem Maße geleistet, das ich selber von mir erwarte."

Doch was nun? Formal betrachtet müssten sich Hans-Georg Lohe und Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff zusammensetzen. Sie müssten sich einen Weg überlegen, um den besten Kandidaten, die beste Kandidatin für die Nachfolge Niermeyer zu finden. Ein Kommission einzusetzen mit ausgewählten Theaterfachleuten - Intendanten, Regisseuren und Kritikern - wäre eine sinnvoll Vorgehensweise.

Doch wer weiß, wie gerne der Kulturstaatssekretär Besetzungen im Alleingang macht - die Erinnerung an das Debakel um die Direktorenstelle der Kunstsammlung NRW ist noch ganz frisch - ahnt Schlimmes. Aber vielleicht hat Grosse-Brockhoff ja etwas daraus gelernt. Das wäre dem Theater und seinem Publikum zu wünschen.